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Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Titel: Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wodarz-Eichner , Karsten Eichner
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was er bisher vermissen musste: eine geordnete Existenz, eine Familie – und vor allem eine Frau, die ihm Rückhalt bietet. Auch wenn Schiller, der Sprunghafte, der Unentschlossene, zunächst beiden Damen den Hof macht – am Ende entscheidet er sich nicht für die attraktive, redegewandte Caroline, sondern für die eher stille Charlotte. Von schönen, aber anstrengenden Frauen hat er offenbar erst einmal genug.
    Es ist eine grundlegende Entscheidung, die Schiller hier fällt; vielleicht die größte, die ein Mensch in seinem Leben treffen kann. Ob das Band der Liebe stark genug sein wird, zwei Menschen gemeinsam über ein ganzes Leben zusammenzuhalten, weiß man am Anfang der Beziehung natürlich noch nicht – man ahnt es allenfalls. Ob eine Ehe gelingt, hängt von vielen Faktoren ab: gegenseitige tiefe Zuneigung, gemeinsame Interessen, korrespondierende Lebensmodelle. Und das nie erlahmende Interesse an der Person und dem Tun des jeweils anderen.
    Und noch ein anderer Aspekt kommt hinzu: gegenseitiges Vertrauen. Es ist der Schlüssel zum Glück – so, wie es Schiller wenige Tage vor seiner Hochzeit im Februar 1790 in einem Brief an Charlotte beschreibt: „Weil ich hoffe, mit Zuversichtlichkeit hoffe, dass Du zwischen Dich und mich nie einen Dritten treten lassen wirst … – weil ich dieses von Dir hoffe, darum, meine Liebe, meine Gute, kann ich ohne Besorgnis und Furcht Deine Hand annehmen. Diese Hingebung, dieses volle, unmittelbare Vertrauen ist die notwendige Bedingung unserer künftigen Glückseligkeit.“ Nun – dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht der Bemerkung, dass dieses Vertrauen natürlich gegenseitig sein sollte. In Schillers Fall ist es das ohne Frage gewesen.
    Und vielleicht der wichtigste Faktor: gegenseitige Bewunderung. Schillers Ehe gründet sich darauf in hohem Maße. Charlotte verehrt ihn, er verehrt Charlotte. Er weiß, was er an ihr hat, und sie weiß das, trotz aller Härten in den Anfangsjahren, trotz all seiner beruflichen und gesundheitlichen Rückschläge, auch. Die gemeinsam durchstandenen Härten schweißen das Paar umso enger zusammen. „Gemeinsam gegen den Rest der Welt“ – dieses Gefühl lässt einen näher zusammenrücken. Zumindest, solange die Last nicht übermächtig wird und das Licht am Ende des Tunnels erkennbar bleibt. An Schillers Talent, Schillers Berufung, Schillers kommendem Erfolg hat Charlotte jedenfalls keinen Zweifel. Mit Recht.
    Mehr noch: Die beiden wachsen aneinander, wachsen über sich hinaus. Schillers sehrende Sorge wird es fortan sein, seiner Frau und seinen Kindern ein angemessenes, standesgemäßes und auf jeden Fall finanziell unabhängiges Leben zu sichern. Denn Charlotte hat viel aufgegeben für diese Ehe: ihren adligen Namen, die gesicherte Existenz. Sie heiratet einen literarischen Newcomer ohne festen Beruf; mit großem Potential, aber ohne konkrete Aussichten.
    Schiller hat daher allen Grund, seiner Frau dankbar zu sein. Denn er profitiert auch auf andere Weise von ihr – nämlich gesellschaftlich. Bewusst hat er sich in seiner Ehe „nach oben“ orientiert, hat als Bürgerlicher eine Adlige (wenn auch aus nicht sonderlich wohlhabender Familie) geheiratet und kommt bereits vor der Ehe in den Genuss ihrer gesellschaftlichen Kontakte. Charlotte verleiht dem äußerlich stets etwas verlotterten Dichter Schliff (siehe Kapitel: „Unterschätze nicht die Faktoren Aussehen, Sprache und Kleidung“), sie führt ihn in die Weimarer Kreise ein, sie baut wichtige Brücken – bis hin zu Goethe.
    Zum Vergleich: Goethe, der nach seiner italienischen Reise ein Verhältnis mit der gesellschaftlich weit unter ihm stehenden Christiane Vulpius beginnt und diese in sein Haus holt, bindet sich gesellschaftlich „nach unten“, verscherzt es sich mit vielen. Indem er für einen veritablen Skandal in der damaligen Hofgesellschaft sorgt, muss er sogar für einige Zeit Weimar verlassen. Seine „Ehe ohne Trauschein“ – ohne Ceremonie , wie Goethe es ausdrückt – legalisiert er erst viele Jahre später. In diesem Fall ist es Goethe, der die gesellschaftlichen Konventionen durchbricht. Auf einmal erscheint uns hier Schiller als der „Bürgerliche“, der Konventionelle, der auf gesellschaftliche Formen Achtende, während Goethes Ansichten heute eher „modern“ anmuten.
    Schiller denkt überhaupt in vielfacher Hinsicht traditionell: Die Frau führt den Haushalt, kümmert sich um die Erziehung der Kinder – und der Mann sorgt für den

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