Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
mancher spontanen Torheit abhalten. Die auch in schwierigen Situationen für uns da sind – bei Jobverlust, schwerer Krankheit oder in einer Beziehungskrise. Freunde, für die wir jederzeit das gleiche tun würden, auch wenn wir selbst gerade genügend eigene Sorgen haben. Wer weiß – vielleicht braucht ja gerade jemand uns in diesem Augenblick ganz dringend?
„Denn über alles Glück geht doch der Freund, der’s fühlend erst erschafft, der’s teilend mehrt.“
Wallensteins Tod
20 SUCHE DIR FÖRDERER UND GÖNNER: BAUE DIR EIN NETZWERK AUF
„Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt, vertrau auf Gott und rette den Bedrängten.“
Wilhelm Tell
Dezember 1782: Neben ihm knistert ein Feuer im Ofen und erfüllt die kleine, geschmackvoll eingerichtete Stube mit gemütlicher Wärme, während draußen tiefer Schnee liegt. Genügend Kerzen erhellen den Schreibtisch, damit er auch noch am Abend schreiben kann, und unten aus der Küche dringt das Klappern von Geschirr und Besteck zu ihm nach oben: Bald würde das Abendessen aufgetragen werden, die dritte Mahlzeit an diesem Tag, der ganz dem Schreiben gewidmet war. In Ruhe, ohne Angst vor württembergischen Soldaten, ohne die ständige Sorge, dass sich seine Gläubiger nicht mehr länger gedulden und jetzt sofort ihr Geld von ihm fordern würden – ihr Geld, das er nicht hatte.
Langsam lässt Schiller die Feder sinken und bläst vorsichtig über den gerade voll geschriebenen Bogen, damit die schwarze Tinte schneller trocknet. Die Arbeit an seinem bürgerlichen Trauerspiel „Luise Millerin“ geht voran – es ist seine Abrechnung mit Herzog Karl Eugen, mit allen Herrschern, die voller Willkür und Nichtachtung ihre Untertanen regieren. Es würde das Publikum aufrütteln – er wusste, das Stück würde ein großer Erfolg werden!
Welch eine glückliche Fügung, dass ihn der Brief Henriette von Wolzogens in Oggersheim erreicht hatte. Die Mutter eines seiner Mitschüler auf der Karlsschule war schon lange von seinem Talent überzeugt, hatte ihm angeboten, vorübergehend in ihr Gutshaus im thüringischen Bauerbach zu ziehen, das sie selbst nur selten besuchte. Dort würde ihn niemand vermuten, und dort hätte er die nötige Ruhe und Sicherheit zum Schreiben. Wie dringend er die brauchte …
Das war ihm in Oggersheim wieder bewusst geworden, als man ihm erzählte, dass in Mannheim ein württembergischer Offizier nach ihm gesucht hätte – erst später hatte sich herausgestellt, dass es ein alter Schulfreund war, der ihn besuchen wollte. Aber diesmal reichte es ihm wirklich. Das wenige Geld, das er und Streicher hatten, war fast aufgebraucht, der schmuddelige Gasthof war zu nah an Mannheim, um wirklich sicher zu sein, und von einer dauerhaften Bleibe konnte auch nicht die Rede sein. Was also hatte näher gelegen, als der großzügigen Einladung Frau von Wolzogens zu folgen? Mochten die Götter sie dafür segnen …
Dieses Kapitel der „Schiller-Strategie“ schließt unmittelbar an das vorherige an. Denn neben guten Freunden wie Streicher hat Schiller auch immer wieder nahe und ferne Gönner gefunden, die ihn unterstützt haben. Die ihm Zuspruch gaben. Die selbst aus der Ferne etwas für ihn taten.
Das erste Beispiel ist Henriette von Wolzogen, die Mutter eines Studienfreundes. Sie bietet Schiller nicht nur Asyl in ihrem Gut in Bauerbach – sie finanziert den praktisch mittellosen Dichter auch über Monate hinweg. Ein „Schreibstipendium“ abseits der Hektik des Mannheimer Theaterbetriebs – genau das ist es, was Schiller in dieser Situation braucht. Was ihm über die erste Durststrecke hinweghilft. Und ihn dazu befähigt, seine nächsten Stücke zu schreiben. Stücke, mit denen er in Mannheim schon bald reüssieren will …
Beispiel zwei: Christian Gottfried Körner in Leipzig. Er hat von Schiller viel gehört, bewundert den Dichter der „Räuber“, ist von Schillers Freiheitsliebe fasziniert. Und beschließt, den Bedrängten in seine Nähe zu holen, für ihn zu sorgen. Ein neuerliches „Schreibstipendium“ beflügelt Schillers Karriere weiter.
Beispiel drei: Der dänische Erbprinz Friedrich Christian von Augustenburg und Graf Ernst von Schimmelmann, die Schiller für drei Jahre ein jährliches Stipendium von 1.000 Talern aussetzen: Im Sommer 1791 hatte sich das Gerücht verbreitet, dass Schiller gestorben sei – zutiefst erleichtert, dass sich der von ihnen sehr geschätzte Dichter von seiner schweren Krankheit erholt hat, bieten sie Schiller die
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