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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hören?« fragte sie.
    Dorcas rang mit sich selbst.
    »Äh, vielleicht.«
    »Es gibt Bücher über uns.«
    »Wie
Gullivers Reisen?«
    »Nein. Darin ging’s um Menschen. Über uns, meine ich.
    Über ganz normale Leute, die so groß sind wie wir. Aber sie sind grün und haben komische Stengel auf dem Kopf. Manchmal stellen die Menschen Schüsseln mit Milch für uns vor die Tür, und wir erledigen ihre Hausarbeit. Und sie haben Flügel, wie Bienen. So steht’s in den Büchern. Wir heißen darin ›Kobolde‹ und ›Elfen‹. Ich hab’s in
Märchen für Kleine
gelesen.«
    »Das mit den Flügeln könnte nicht klappen«, entgegnete Dorcas skeptisch. »Wir sind zu schwer.«
    »Und die Menschen glauben, wir wohnen in Pilzen«, sagte Grimma.
    »Hm, klingt nicht sehr praktisch.«
    »Und sie glauben, wir reparieren Schuhe.«
    »Schon besser«, brummte Dorcas. »Gute solide Arbeit.«
    »In dem Buch stand auch, daß wir die Blumen anmalen, damit sie hübsch bunt sind.« Dorcas hob beide Brauen.
    »Nein«, murmelte er nach einer Weile. »Ich habe mir die Farben der Blumen angesehen. Sie sind eingebaut, ich bin ganz sicher.«
    »Wir leben«, sagte Grimma. »Ich meine, wir existieren
wirklich.
Ohne Stengel auf dem Kopf. Ohne Bienenflügel. Warum stehen solche Sachen in Büchern?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Dorcas. »Ich lese nur Handbücher.
Richtige
Bücher müssen Listen und Bauteilnummern enthalten, wenn du mich fragst.«
    »Wenn es den Menschen jemals gelingt, uns zu fangen …
    Jetzt wissen wir, was uns dann bevorsteht. Sie verwandeln uns in Kobolde und Elfen, die Blumen bemalen. Sie lassen nicht zu, daß wir etwas anderes sind. Sie zwingen uns,
klein
zu sein.« Grimma seufzte. »Hast du jemals das Gefühl, nie genug zu wissen?«
    »O ja. Dauernd.«
    Grimma runzelte die Stirn.
    »Eins
weiß ich: Wenn Masklin zurückkehrt, so wird etwas da sein, zu dem er zurückkehren kann.«
    »Oh«, sagte Dorcas.
    »Oh«, wiederholte er. »Ich verstehe.«
    Bittere Kälte erwartete den Ingenieur in Jekubs Bau. Andere Wichte kamen nie hierher, wegen des unangenehmen Geruchs, und das war Dorcas nur recht. Er schlurfte über den Boden und hob den Rand der großen Plane, unter der Jekub schlief. Zwar hatte er eine Art Strickleiter improvisiert, aber es dauerte trotzdem lange, an dem Ungeheuer hinaufzuklettern. Schließlich erreichte Dorcas seinen üblichen Sitzplatz und verschnaufte.
    »Ich möchte den Leuten nur helfen«, sagte er leise.
    »Ich möchte ihnen Dinge geben wie Elektrizität und so weiter, ihr Leben erleichtern, aber sie bedanken sich nicht einmal dafür. Sie wollten, daß ich Schilder anfertige, und ich habe ihnen den Wunsch erfüllt. Jetzt will Grimma gegen die Menschen kämpfen. Sie hat viele Ideen, und die meisten von ihnen stammen aus Büchern. Ich weiß, daß sie nur deshalb Pläne schmiedet, um Masklin zu vergessen, aber ich fürchte, damit schafft sie nur zusätzliche Probleme. Und wenn ich ihr
nicht
helfe, wird alles noch schlimmer. Ich möchte vermeiden, daß
irgend jemand
zu Schaden kommt. Leute wie wir können nicht so einfach repariert werden wie Maschinen.«
    Er stieß mit den Hacken an Jekubs… Welcher Teil von ihm war es? Wahrscheinlich der Hals. »Für dich ist alles einfach«, fuhr Dorcas fort. »Du schläfst hier, ruhst dich aus …« Eine Zeitlang blickte er an Jekub hinab.
    Und dann, noch leiser: »Ich frage mich …«
    Fünf Minuten verstrichen. Der Ingenieur kroch und kletterte durch die Schatten, verschwand hier, kam dort wieder zum Vorschein und murmelte Bemerkungen wie: »Völlig leer. Kein Strom mehr drin. Wir brauchen eine neue Batterie.« Und:
    »Scheint soweit in Ordnung zu sein, muß nur gesäubert werden.« Und: »Hmm, du hast zuwenig im Tank …« Schließlich trat er unter der staubigen Plane hervor und rieb sich die Hände.
    Jeder braucht ein Ziel,
dachte er. Sonst
ist das Leben leer.
    Nisodemus möchte, daß alles so wird wie früher. Grimma möchte, daß Masklin zurückkehrt. Und Masklin… Niemand weiß genau, was Masklin möchte. Vermutlich strebt er ziemlich viel an.
    Sie alle haben
Ziele. Mit
einem Ziel im Leben kann man sich fünfzehn Zentimeter groß fühlen.
    Und ich habe gerade eins für mich gefunden. Potzblitz.
    Der Mensch kehrte später zurück, und er kam nicht allein. Der kleine Laster folgte einem viel größeren mit der Aufschrift ›Blackbury Sand & Kies GmbH‹. Seine Reifen verwandelten die dünne Schneeschicht in glitzernden Schlamm.
    Er rumpelte über den Weg, wurde

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