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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Bogenschützen höher zielten. Doch noch immer zeigten die Angriffe kaum eine Wirkung. Unvermittelt entdeckte Tamár hinter dem Wesen eine Bewegung. Das Blut schien ihm in den Adern zu gefrieren, als er weitere der Kreaturen sah, die sich auf den engen Wegen zwischen den Gebäuden hindurchzwängten. Eines der Wesen scherte sich gar nicht um die Hindernisse, sondern riss einfach einen Teil eines Hauses nieder. Mit aufgerissenen Augen sah Tamár, wie fester Stein zu Staub wurde, wie gewaltige Beine alles niederwalzten, was ihnen im Weg stand.
    »Zurück! Zu mir!«, schrie er gellend und richtete sich in den Steigbügeln auf. Plötzlich wurde die Welt weiß, grelles Licht blendete ihn und zwang ihn, die Augen zu schließen. Rufe und Schreie drangen an sein Ohr, wie aus weiter Ferne. Vorsichtig spähte Tamár aus zusammengekniffenen Liedern und erblickte Sanyás, dessen Hände hoch über den Kopf erhoben waren und der eine gleißende Kugel aus reinem Licht zu tragen schien. Die Robe des älteren Priesters, obwohl eigentlich von Schmutz und Blut bespritzt, leuchtete weiß, und die blonden, von weißen Strähnen durchzogenen Haare umgaben sein Haupt wie eine Aureole. Verwirrt blickte Tamár zu dem Monstrum, das zu Boden gefallen war und reglos auf der Erde lag. Da begriff er, was geschehen war. Das Ewige Licht des Himmels, dachte er, hat den Dunkelgeist getötet. Dem Licht sei Dank! Eine Welle der Erleichterung spülte durch Tamárs Brust, und seine Demut gegenüber dem Ewigen Licht war so groß wie nie zuvor. Dennoch galt es, den Moment zu nutzen.
    »Zu mir!«, befahl der junge Masride, doch viele der überlebenden Soldaten wirkten wie benommen und schienen seine Worte nicht zu verstehen. Mit einem Sprung war Tamár aus dem Sattel und lief zu Sanyás, der langsamen Schrittes auf die gefällte Kreatur zuging.
    »Wart Ihr das?«, fragte der Krieger den Priester.
    »Ich erinnerte mich an die Geschichten. Den Kampf gegen die Wlachaken und ihre Dunkelgeister«, ertönte Sanyás Stimme leise. Die Worte klangen atemlos.
    »Dann sind es tatsächlich Trolle!«, zischte Tamár aufgebracht, doch der Sonnenmagier antwortete nicht. Aus der Nähe konnte Tamár sehen, dass die Züge des Sonnenpriesters angespannt waren, als würde er eine große Last tragen. Ein schneller Blick in die Runde zeigte dem Krieger, dass die Soldaten sich langsam erholten. Vor allem jedoch waren die anderen Wesen nirgends zu sehen, gerade so, als wären sie vom Erdboden verschluckt worden.
    »Zu mir, verflucht noch einmal!«, rief der Masride erneut aus und lief zu dem reglos daliegenden Troll. Erst jetzt konnte Tamár erkennen, wie gewaltig die Bestie eigentlich war. Der Körper mochte weit über drei Schritt messen, mit dicken Armen und Beinen und einer Haut, die dunkelgrau wie Fels und von seltsamen rauen Stellen bedeckt war. Hörner erhoben sich von der Stirn über den Schädel, dazu hatte die Kreatur tief liegende Augen, und gefährliche Hauer ragten aus einem breiten Kiefer. Die Nase war nur schwach ausgebildet, ebenso wie die Ohren für den massigen Schädel geradezu lächerlich klein wirkten.
    Vorsichtig stieß Tamár das Wesen mit der Spitze seines Schwertes an, was jedoch keine Reaktion hervorrief. Neben ihm beugte sich Köves vor und strich mit der Hand über den Arm des Monsters, als könne er nicht fassen, dass es tatsächlich existierte.
    »Kümmert euch um die Verletzten«, befahl Tamár. »Holt die Pferde.«
    Wieder stieß er mit dem Schwert zu, diesmal jedoch lehnte er sein Gewicht auf die Klinge. Erstaunlich schwer drang die geschärfte Spitze ein, die dicke Haut des Ungetüms schien es wie eine Rüstung zu schützen.
    »Es schläft nur«, flüsterte Köves. Tamár sah den Späher erstaunt an: »Wie bitte?«
    »Es ist nicht tot, es atmet. Seht doch, Vezét«, erklärte der Szarke, und tatsächlich hob und senkte sich die Brust des Monsters beinahe unmerklich.
    »Dann töten wir es eben jetzt«, befahl Tamár grimmig und schlug mit dem Schwert nach dem dicken Hals. Erneut drang seine Klinge nicht weit genug ein, um dem Monster gefährlich zu werden, also schlug er wieder und wieder zu, bis dickes, dunkles Blut aus der Wunde lief und auf den Boden troff. Gegenüber baute sich Irinyi auf, packte ihre Axt beidhändig und schlug ebenfalls zu, immer abwechselnd mit Tamár. Dankbar blickte er die junge Frau an, die sein Lächeln erwiderte. Plötzlich wurde sie jedoch von etwas getroffen und ging mit einem schrillen Schrei zu Boden. Überall um sie

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