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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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schmutzig.«
    »Ihr habt viele Werkzeuge«, sagte Kerr zögerlich. »Für alle Handgriffe habt ihr ein anderes Ding.«
    »Ja, schon möglich«, antwortete Sten mit einem Achselzucken. »Sie machen die Arbeit leichter. Dafür sind sie da. Ich könnte auch mit den Händen graben, aber es wäre anstrengender und mühselig. Ich habe darüber noch nie nachgedacht, wenn ich ehrlich sein soll. Schaufeln gibt es schon immer; sie sind nichts Besonderes.«
    »Für dich nicht.«
    »Nein, nicht für mich. Aber in deiner Heimat gibt es auch nicht viel zu graben, oder? Ich meine, Druan habe mir damals erzählt, dass die Gebeine der Welt hauptsächlich aus Stein bestehen.«
    »Das ist wahr. Trotzdem müssen wir manchmal graben. Wenn es Einstürze gibt oder Felsen bewegt werden müssen. Aber nicht oft, nein.«
    »Wir graben viel. Vor allem die Bauern«, erwiderte Sten bedächtig. »Aber auch als Soldat hat man oft genug eine Schaufel in der Hand. Hier in Wlachkis leben wir vom Boden, und wir sterben für ihn.«
    »Und jetzt gräbst du für Vangeliu?«
    »Sein Leib soll hier in der Erde ruhen, so hat er es gewollt. Indem ich ihn begrabe, erweise ich ihm einen letzten Dienst«, erklärte Sten und fügte finster hinzu: »Wir fressen unsere Toten nicht.«
    »Ihr habt ja auch so viel zu Essen hier«, entgegnete Kerr freundlich. »Dein Stamm muss nicht hungern, wenn du in der Erde liegst.«
    »Ich verurteile eure Bräuche ja auch gar nicht«, erwiderte der Mensch hastig.
    Kerr sah ihn fragend an. »Warum solltest du auch?«
    »Eben.«
    Doch trotz seiner Worte schien Sten sich nicht wohl zu fühlen. Vermutlich ist er traurig wegen Vangeliu, dachte Kerr, während der Mensch sich wieder an die Arbeit machte. Als das Grab einen Trollschritt tief war, kletterte Sten daraus hervor und ging zur Hütte. Nachdem er sich gewaschen hatte, kam er mit Vangelius leblosem Körper auf der Schulter wieder zurück. Der alte Mann ist so dünn. Werden sie alle so, wenn sie sterben? Dann ist es kein Wunder, dass die Menschen ihre Toten in Erdlöcher versenken. Sie machen niemanden satt.
    Am Grab angekommen, strauchelte Sten und wäre beinahe gestürzt. Doch als Kerr seine Hand ausstreckte, um ihm zu helfen, riss Sten den Leib herum. »Nein! Es geht schon.«
    Verwirrt sah Kerr zu, wie Sten Vangeliu langsam in das Loch gleiten ließ und dann vorsichtig hinabstieg. Ehrfürchtig faltete der Mensch die Arme des Toten und rückte ihn im Grab zurecht. Es dauerte eine Weile, bis er zufrieden schien, dann kletterte er wieder heraus und packte die Schaufel, die in dem Haufen Erdreich steckte, das er ausgehoben hatte.
    »Sichere Wege, Geistseher. Mögen die Geister auf den Dunklen Pfaden über dich wachen.«
    Die Worte waren wenig mehr als ein Murmeln. Mit einem dumpfen Geräusch landete die erste Schaufelladung dunkler Erde auf Vangelius Körper.
    Was für seltsame Bräuche. Die Menschen besitzen so viel, dass sie von allem verschwenden können, dachte Kerr, während er dem Ritual zusah. Sie töten sich gegenseitig, aber vergraben ihre Toten dann einfach in der Erde. Sie haben die ganze Welt unter dem Himmel, und dennoch kämpfen sie um Land. Die Welt der Menschen blieb für den Troll ein Geheimnis. Sie faszinierte ihn durch ihre Fremdartigkeit, aber auch durch die vielen ausgetüftelten Gerätschaften, welche die Menschen besaßen und nutzten. Allerdings schienen sie diese nie zu einem vernünftigen Zweck einzusetzen, wie Kerr wieder einmal verwirrt feststellte. Selbst Sten tat ständig seltsame Dinge, die ihm nicht halfen, mit denen er nichts erreichte. Und so geht er jetzt mit uns Trollen unter die Erde, obwohl er weiß, dass es viel zu gefährlich für ihn ist.
    Seine Fragen brannten in Kerrs Geist, aber er hielt den Mund, denn Sten wirkte nicht so, als ob er zum Reden aufgelegt sei. Der Mensch stand mit geneigtem Haupt vor dem frischen Erdhügelchen und schwieg mit düsterer Miene. Da er nicht wusste, was er tun sollte, tat Kerr es ihm gleich.
    Schließlich gesellten sich auch Pard und Tarlin zu ihnen. Kopfschüttelnd betrachtete der große Troll Kerr, bevor er Sten anstupste.
    »Wir brechen auf. Genug des Wartens. Es ist an der Zeit zu handeln!«
    Als erwache er aus einem Traum, blinzelte Sten erst, dann nickte er zögerlich.
    »Was ist mit der Hütte? Mit Vangelius Besitz?«, wandte der Mensch sich an Tarlin.
    »Der Wald nimmt ihn sich zurück, wenn ihr Menschen ihn nicht beansprucht. Uns kümmert es nicht. Mit Vangelius Geist ist alles von diesem Ort gewichen,

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