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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zögern folgte, stand Sten noch einen Herzschlag lang im Eingang der Höhle. Erst dann betrat er mit seinem schwachen Licht in der Hand die Unterwelt.
    Auch Kerr verharrte noch einen Moment. Sein Blick wanderte zurück zu dem Wald, dessen Bäume vor der Höhle in den Himmel ragten. Felsbrocken lagen zwischen den Stämmen, ein leichter Wind fuhr durch das Blattwerk, der Mond schien, in der Ferne rief ein Tier. Die Verlockungen der Welt unter dem Himmel zehrten noch an dem jungen Troll, doch dann folgte er Trollen, Elf und Mensch und ließ das Licht der Oberwelt hinter sich.

33
     
     
    D er Anblick des Tals war beeindruckend. Auf einander gegenüberliegenden Hügeln hatten die Anführer Aufstellung bezogen, und ihre Wimpel und Banner wehten im frischen Wind, der kühl von den Höhen der Sorkaten herabpfiff und ein wenig Schnee von den eisigen Gipfeln mit sich brachte. Auf den Hängen hatten sich die Armeen versammelt, in ihren bunten Farben, unter denen es immer wieder aufblitzte, wenn die Sonne Metall traf. Zwischen den Hügeln wand sich der Bach entlang, der jedoch nach der langen Trockenheit kaum noch Wasser führte und wenig mehr als ein Rinnsal war.
    Die Adligen der Wlachaken hatten sich um Tamár und Ionna versammelt, unter einem Sonnensegel, das die Krieger der Voivodin aufgeschlagen hatten. Unter ihnen war auch Flores, die dem Marczeg verschwörerisch zublinzelte, bevor sie sich wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte, einem wlachkischen Bojaren, den die Last seiner Jahre schon gebeugt hatte und dessen graues Haar nur noch die Seiten seines Schädels bedeckte. Die Voivodin selbst stand neben Tamár, um allen Anwesenden die Beständigkeit des neuen Bündnisses zu demonstrieren. Ionna wirkte ruhig und gelassen, ja geradezu kalt, obwohl sie noch an diesem Tage in die Schlacht reiten würden.
    »Ah«, rief Ionna erfreut, als sich ein Reiter durch das Tal näherte. »Marczeg Laszlár will verhandeln.«
    Misstrauisch blickte Tamár hinab, doch der Bote ritt mit gesenktem Banner, dem traditionellen Zeichen für die Bitte um sicheres Geleit. Bevor der Marczeg etwas sagen konnte, befahl Ionna: »Gebt ihm ein Signal. Und bereitet ein Zeltdach vor!«
    »Szilas ist eine Schlange«, zischte Tamár der Voivodin zu, die ihn mit ihren grauen Augen kühl musterte. »Unsere letzten Boten hat er töten lassen.«
    »Ich will ihm in die Augen sehen«, erwiderte Ionna leise. »Ich will, dass er das Ende kommen sieht.«
    Damit drehte die Voivodin sich um, wobei ihr langer weißer Mantel sich hinter ihr bauschte, und rief nach ihrem Pferd. Auch Tamár gab Köves ein Zeichen, der sofort Szeg herbeibrachte. Vielleicht hat sie recht. Soll er sehen, dass wir ihn schlagen werden!
     
    Kurze Zeit später waren die Vorbereitungen für das Treffen abgeschlossen, und in der Mitte des Tals war ein Pavillon errichtet worden, der zwischen den beiden Armeen seltsam fehl am Platze wirkte. Zu Tamárs Überraschung hatte Ionna Flores mitgenommen, die ebenfalls nicht mit dieser diplomatischen Aufgabe gerechnet zu haben schien und nun nervös an ihrer Rüstung zupfte. Während Tamár noch grübelte, worüber Szilas eigentlich verhandeln wollte, öffnete sich in den gegnerischen Linien eine Gasse, und ein halbes Dutzend Reiter preschte hervor. An der Spitze ritt Szilas selbst, dessen Wappenrock von einem kräftigen Grün war. Auf der Brust des Marczegs prangte das Zeichen seines Hauses, der goldene Drache, der ebenso auf dem Banner zu sehen war, das der Bannerträger des Marczegs hinter diesem in die Höhe reckte. In jungen Jahren hatte Tamár den Mann einige Male getroffen, wenn er als Zeichen des guten Willens von seinem Vater mit einer Gesandtschaft mitgeschickt worden war. Schon damals war der Marczeg ein Mann gewesen, der außergewöhnlich viel Wert auf sein Aussehen legte. Auch jetzt wirkte er sorgfältig zurechtgemacht. Als er sich näherte, hatte Tamár nur Augen für ihn und bedachte die fünf Bewaffneten, die ihn begleiteten, mit keinem Blick.
    Der Marczeg war eine imposante Erscheinung, wie er hoch aufgerichtet auf dem Rücken seines Rosses saß und elegant im vollen Galopp über den schmalen Bach setzte. Statt des althergebrachten kurzen Masridenschopfes trug er die hellblonden Haare am Hinterkopf sehr lang, sodass sie bis auf seinen Rücken fielen. Natürlich passt das Gold seines Drachen genau zu seinem Haar, stellte Tamár abschätzig fest. Szilas galoppierte weiter und riss erst im letzten Moment an den Zügeln. Wenn er allerdings auf

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