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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Fürstin hatten die schlimmsten Ausschreitungen verhindert, aber sie konnten nicht überall sein und jeden beschützen. Auch Flores hatte sich an den nächtlichen Patrouillen beteiligt, doch es gefiel ihr genauso wenig wie Ionnas Kriegern, die Waffen im Zweifelsfall gegen andere Wlachaken erheben zu müssen. Als Söldnerin hatte man gute Verdienstmöglichkeiten, gerade in gefährlichen Zeiten wie diesen, also hatte sie ihren Abschied genommen und sich wieder von reichen Händlern anwerben lassen, zum Schutz für deren Waren auf den oft langen Transportwegen.
    Offensichtlich hatte Ionna die Übergriffe schließlich unter Kontrolle bekommen, wohl auch durch die öffentliche Verurteilung und Hinrichtung einiger Plünderer, wie man sich im Lande erzählte. Doch Flores kümmerten die Gerüchte gerade nicht, sie war einfach froh, wieder dort zu sein, wo sie sich zuhause fühlte.
    Ihr Zimmer war unverändert, und sie warf ihre Sachen in die Ecke, wischte sich den Schweiß von der Stirn und wollte sich gerade mit dem Krug in den Hof aufmachen, um etwas Wasser zu holen, da fiel ihr Blick auf einen länglichen Brief, den man ihr während ihrer Abwesenheit unter der Tür durchgeschoben haben musste. Neugierig hob sie den Brief auf und erkannte sogleich das Wappen des Siegels. Ionnas Rabe, dachte sie verwundert. Was mag die Fürstin von mir wollen?
    Rasch überflog sie das Schreiben. Der Inhalt war zwar blumig formuliert, doch die Aussage war klar: Sobald sie nach Teremi zurückkehrte, sollte sich Flores cal Dabrân in der Feste Remis melden, auf Einladung und ausdrücklichen Wunsch der Voivodin Ionna, der Herrin über das Freie Wlachkis.
     
    Auch die Feste hatte sich verändert. Wo einst die schweren Wandteppiche der Masriden hingen, waren jetzt wieder die Überreste der früheren Wandbemalungen der Wlachaken zu erkennen. Die Eroberer hatten versucht, alle Erinnerungen des Volkes an seine eigene Vergangenheit zu unterdrücken. Selbst Kinder- und Heldenlieder zu singen war nicht ungefährlich gewesen, zu schnell hatte man wegen Aufruhr verdächtigt und angeklagt werden und dann auf Nimmerwiedersehen in Zorpads Kerkern verschwinden können. Jetzt ließ Ionna die Mosaiken und Fresken wieder restaurieren oder dort, wo der Zahn der Zeit zu sehr genagt hatte, neue Bilder schaffen. Eines war bereits fertiggestellt, wie Flores bemerkte.
    Es zeigte den entscheidenden Augenblick der letzten Schlacht gegen die Masriden, in der die Wlachaken mit Hilfe der Trolle ihre Unterdrücker und deren Verbündete aus dem Kleinen Volk besiegt hatten. Inmitten des Gemetzels erschlug Ionna mit ihrem mittlerweile legendären Schwert Marczeg Zorpad. Vergeblich suchten Flores’ Augen die Reihen der Wlachaken ab, doch sie konnte weder ihr eigenes Gesicht noch das ihres Zwillingsbruders Sten erkennen. Sehr schade. Damit hätte man potenzielle Auftraggeber doch sicherlich beeindrucken können. Mit einem Grinsen trat Flores durch die große Tür in den Saal der Feste, wo ein Diener sie empfing und in das kleinere Besprechungszimmer führte. Einst hatten gläserne Fensterscheiben den Raum geziert, doch diese waren im Chaos nach der Schlacht zerstört worden, ob von Masriden oder von Wlachaken, wusste keiner mehr zu sagen. Jetzt standen die Fenster offen. Die dünn geschabten Tierhäute waren abgehängt, um ein wenig Wind in den Raum zu lassen, der ansonsten in der Hitze brütete.
    »Ah, Flores cal Dabrân! Ich hatte gehofft, dass Ihr bald zurückkehren würdet.«
    »Voivodin«, antwortete die junge Frau knapp und verbeugte sich. Tatsächlich schien Ionna über Flores’ Anwesenheit erfreut. Ihr Lächeln wirkte aufrichtig, und sie neigte in einer freundlichen Geste das Haupt. Die Fürstin war groß gewachsen, und man sah ihr an, dass sie beinahe ihr ganzes Leben lang Krieg geführt hatte. Selbst in der Sicherheit der dicken Mauern der Feste hatte sie ihr Schwert um die Hüften gegürtet, auch wenn sie nur ein schlichtes dunkelgrünes Wams trug. Graue Strähnen mischten sich bereits in ihr kastanienbraunes Haar, und die langen Jahre der Verantwortung für ein geknechtetes Volk hatten tiefe Linien in ihr Gesicht gegraben. Die Ähnlichkeit mit Viçinia war zwar unverkennbar, doch Ionna wirkte weitaus distanzierter und kälter als ihre jüngere Schwester.
    »Wie war Eure Reise, Flores?«, erkundigte sich die Fürstin und wies mit der Rechten auf den Tisch, wo Krüge und Becher standen. »Etwas Wein?«
    »Sehr gern«, antwortete Flores und nahm den metallenen

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