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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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erklärte Kerr. »Seid ihr denn noch mehr?«
    »Allerdings«, brummte Turk. »Der Rest kommt bald nach. Wir Jäger sind vorgelaufen. Wir haben übrigens auch einen Menschling dabei. Wir haben sie am großen Fluss gefunden.«
    »Was?«, mischte sich Sten ein, der bislang abseits gestanden und nur zugehört hatte. »Einen Menschen?«
    »Ja, sie heißt Vi-çi-ni-a. Sie ist bei den anderen«, erläuterte Turk und wandte sich an Pard: »Wohin wolltet ihr?«
    Kerr folgte dem weiteren Gespräch nur mit einem Ohr, denn zu seinem Erstaunen sah er, dass Sten mit weit aufgerissenen Augen auf Turk starrte. Der Mensch wirkte wie von Sinnen, sein Mund öffnete und schloss sich, doch er brachte keinen Ton hervor.
    »Sten? Geht es dir gut?«, fragte Kerr besorgt und trat zu dem Krieger.
    »Sagtest du Viçinia?«, sprudelte es aus Sten hervor, und er sprang mit einem Satz zu Turk.
    Verwirrt blickte der große Troll auf den Menschen herab, der ihn immer noch fassungslos anblickte. »Ja.«
    »Wie sieht sie aus?«, verlangte Sten zu wissen.
    »Klein, so wie du, und ebenso mager. Das Haar ist lang und hat die Farbe des Bodens hier.« Der große Troll deutete auf das rote Glimmen. »Sie ist oft wütend oder traurig. Und sie kennt dich. Sie wollte zu dir«, fügte er nach kurzem Zögern noch hinzu.
    Als versagten seine Beine ihm den Dienst, sank Sten auf die Knie. Seine Waffe entglitt seinen Händen und fiel klirrend zu Boden. Tränen liefen über seine Wangen, gruben lange Bahnen in Schmutz und Schweiß.
    Die Trolle starrten den Menschen verblüfft an, bis Pard nachsichtig erklärte: »Seine Gefährtin.«
    Daraufhin wandten sie sich ab und besprachen leise murmelnd, was die beiden Stämme nun als Nächstes tun würden.
    »Wir sollten meinen Stamm finden und weiterziehen«, empfahl Turk. »Immer weiter, nicht anhalten. Dann erwischen sie uns nicht so leicht.«
    »Es gibt einen langen Schacht nach oben, den müssen wir hoch, aber ich weiß nicht, wie weit. Lass uns von hier verschwinden, der Dunst macht meinen Kopf schon ganz schwer.«
    Da die Leichen alle im See versenkt waren, stand dem Aufbruch nichts mehr im Wege. Vorsichtig kniete sich Kerr neben Sten nieder und sprach den Menschen an: »Wir müssen weiter.«
    Als erwache er aus einen Traum, blickte Sten den jungen Troll an. Langsam nickte der Mensch. Er nahm Kerrs ausgestreckten Arm mit zitternden Händen und richtete sich auf. Seine Stimme klang heiser, als er, immer noch ungläubig, flüsterte: »Sie lebt.«
    »Ja. Das ist doch gut, oder?«
    »Ja. Ja, das ist es. Bei den Geistern, daran hätte ich nicht zu glauben gewagt. Ich muss …«
    Die Stimme des Menschen versagte, und er schüttelte den Kopf. Plötzlich grinste er breit, und die Benommenheit schien von ihm abzufallen. Schnell hob er seine Waffe auf und schloss sich den Trollen an, die nun gemeinsam ihren Weg fortsetzten.
     
    Als sie die Dampfhöhlen schon lange hinter sich gelassen hatten, kehrte einer der ausgesandten Jäger zurück und berichtete, dass Turks Stamm beinahe zu ihnen aufgeschlossen hatte.
    »Ich warte hier«, erklärte Sten kategorisch, als er die Neuigkeit hörte. Kerr sah ihn an und wusste plötzlich genau, dass sich der Mensch nicht mehr von der Stelle bewegen würde, es sei denn, er würde niedergeschlagen und weggetragen. »Vielleicht sollten wir alle rasten«, schlug Kerr daher vor, zumal er den Kampf und die wilde Flucht noch in allen Knochen spürte.
    Auf Pards und Turks Befehl hin ließen die Trolle sich schnaufend nieder, und Kerr fand endlich Zeit, nachzusehen, wer alles im heißen Wasser zurückgeblieben war. Vrok war tot, aber der Jäger war nicht der Einzige, der in der Höhle geblieben war. Von Turks Stamm waren fünf Jäger getötet worden, und sie selbst hatten sieben Trolle verloren. Sieben Trolle, an die Kerr sich erinnern konnte, seit er den Schlag des Herzens vernahm. Sieben weitere Tote, die Anda zu verantworten hatte. Ein Gefühl von Scham beschlich den Troll, als er erleichtert feststellte, dass Grena den Kampf überlebt hatte. So viele waren tot, aber Kerr freute sich doch, dass sie überlebt hatte.
    Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, stießen Turks Trolle zu ihnen. In ihrer Mitte befand sich eine viel kleinere Gestalt, die in schmutzige und zerrissene Kleider gehüllt war. Eine Menschenfrau, der das lange, rote Haar bis weit über den Rücken reichte.
    »Sten!«, rief sie laut und dann, wie von Sinnen, noch einmal: »Sten!«
    Sie drängte sich zwischen den Trollen hindurch,

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