Die Schlacht der Trolle
Feldzeichen an einer Kreuzstange befestigen lassen, sodass es trotz der Nässe gut zu erkennen war.
Die Truppen des Feindes hatten etwa neunhundert Schritt vom Lager Aufstellung bezogen. Sie würden den Hang hinauf angreifen müssen, gegen die Speere der Infanterie und die einfachen Befestigungen, die sie errichtet hatten. Direkt vor den Fußtruppen waren dünne Stämme in den Boden gerammt, deren Spitzen gegen den Feind ragten. Die Barrieren würden es den zahlenmäßig überlegenen Berittenen des Feindes erschweren, einen Sturmangriff gegen die Linien durchzuführen.
Vor den eigenen Reihen hatte Tamár einen kleinen Wall aufschütten lassen, der wiederum hinter einem Graben lag, der sich langsam, aber sicher mit braunem, schaumigem Wasser füllte. Die Arbeit hatte den Gutteil des Morgens in Anspruch genommen. Jetzt standen einige Soldaten bereit, um die Stellung zu verteidigen, während andere hinter ihnen behelfsmäßig einige Zelte aufbauten.
Ihr Standort war gut, das stellte Tamár nicht in Frage. Hinter ihnen lag der steile Hang, der ins Mardew führte. Sie hatten die Linien in einem Halbkreis angeordnet, sodass sie gut zu verteidigen waren. Keine Seite war schwach, und kein Umgehungsmanöver würde Szilas von Nutzen sein. Aber ihre Verwundbarkeit lag nicht im Terrain begründet, nicht in der Ausrüstung oder der Vorbereitung. Ihre Schwäche entsprang den Herzen der Krieger, deren Kampfeswille schwach war und deren Hoffnung auf den Sieg gebrochen schien.
Ein Blick über die Schulter zeigte Tamár sein eigenes Zeichen, den Greifen, der hoch über ihm prangte. Das Banner sollte seinen Soldaten Mut einflößen, sie zusammenhalten und ihnen Weg und Ziel zeigen, doch nicht einmal Tamár selbst fühlte sich augenblicklich beim Anblick des Greifen besser.
»Was macht der Bastard?«, knurrte Rurjos, der sich trotz seiner Verletzung wieder in seine Rüstung gezwängt hatte. Dicke Wassertropfen standen auf den metallenen Platten und sammelten sich zu kleinen Sturzbächen.
»Er will uns zermürben«, erwiderte Tamár finster. »Er hat alle Zeit der Welt, denn wir werden nicht fortgehen. Er hat uns genau, wo er uns haben will. Jeder Moment zerrt an den Nerven unserer Krieger.«
»Aber auch seine Soldaten werden nervös!«
»Glaubst du? Wir stehen hier wie in die Enge gedrängte Wiesel. Ja, wir haben noch Biss, aber uns steht das Wasser bis zum Hals, ihnen nicht.«
»Zumindest der Matsch steht mir bis hier«, grummelte der Veteran und hob die Hand bis zur Stirn.
»Nach dem Feldzug ist wohl eine neue Rüstung fällig«, scherzte Tamár. »Diese hier dürfte dann vollkommen eingerostet sein, und das Leder verfault beim Zusehen!«
Der alte Baró lachte. Tamár bewunderte den unverwüstlichen Charakter des Mannes. Sie sahen einer Schlacht entgegen, deren Vorzeichen mehr als schlecht für sie standen. Und dennoch ließ Rurjos sich seine Zuversicht nicht nehmen.
Aus den Reihen ihrer Feinde löste sich ein Reiter, der mit gesenktem Banner auf sie zukam. Der Unterhändler ritt langsam über das schlammige Feld.
»Sollen wir ihn aus dem Sattel holen?«
Der Gedanke war verlockend, aber Tamár verneinte. Stattdessen lief er zu Szeg, klopfte dem Hengst beruhigend auf den Hals und sprang in den Sattel.
»Ich höre mir an, was er zu sagen hat. Köves, Maiska, ihr beiden begleitet mich.«
Damit lenkte er sein Pferd durch die schmale Öffnung in ihrem mit einfachsten Mitteln errichteten Verteidigungsbollwerk. Ohne auf die beiden Krieger seiner Wache zu warten, näherte er sich dem Gesandten, der knapp außerhalb der Reichweite eines Bogens angehalten hatte und den Marczeg nun erwartete.
Der Unterhändler war ein älterer Szarke von großem Wuchs, mit breiten Schultern und kurz geschorenen, dunklen Haaren. Als Tamár noch einige Schritt entfernt war, neigte der Szarke respektvoll das Haupt.
Tamár hingegen sah ihn nur verächtlich an. »Was will dein Herr?«
»Er bietet Euch eine Kapitulation an, die es Euch erlaubt, Leben und Ehre zu behalten«, erwiderte der Bote, worauf Tamár schnaubte.
»Mein Herr lässt Euch ausrichten, dass er von dem Zustand Eurer Soldaten weiß. Diese Schlacht wird ein Massaker werden. Ihr habt Euch tapfer geschlagen, Marczeg Békésar. Mein Herr weiß, dass Ihr verführt wurdet und Eure Treue nur fehlgeleitet ist. Unterwerft Euch ihm, und er wird gnädig sein.«
»Das Leben für uns«, erwiderte Tamár kalt. »Was ist mit den Wlachaken?«
»Sie haben Land an sich gerissen, das nicht das ihre
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