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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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tiefer sie den Gang hinabstiegen, desto schwüler wurde es. Hinter sich hörte er Sten leise fluchen. In seinen dicken Tierhäuten muss es ihm unerträglich sein, überlegte Kerr mitfühlend.
    Der Dunst wurde so dicht, dass der junge Troll kaum noch seinen Vordermann erkennen konnte. Hätte sich Kerr nur auf seine Augen verlassen müssen, dann hätte er sich verloren gefühlt. So jedoch zeigte ihm der Herzschlag des Landes, was jenseits seiner Wahrnehmung lag, die Gänge und Tunnel um sie herum, die gewaltige Höhle, die sie bald erreichen würden.
    Irgendwo in den Dampfschwaden hinter ihnen war Tarlin, der bisher jegliche Mühsal klaglos ertragen hatte. Auch jetzt folgte der Elf dem Stamm schweigend und lautlos. Kerr war dankbar, dass der Waldbewohner mit ihnen gegangen war, denn er hatte bereits viel von ihm gelernt. Immer wieder musste Kerr an Tarlins Worte denken, doch es wollte ihm nicht gelingen, sein Herz den Dreeg zu verschließen. Nicht einmal ignorieren konnte er den mächtigen Schlag des Herzens, nicht hier, so dicht bei seinem Ursprung. So nah war der junge Troll dem Herzen noch nie gewesen, und er fragte sich, wie es wohl aussehen würde. Ist es das Herz eines uralten Trolls? Oder ein weißer Bär, der aber verletzt ist? Von Bären hatte Kerr schon gehört, auch wenn er selbst keinen gesehen hatte. Einst waren Trolle gern in die Höhlen hinaufgestiegen, in denen die Tiere lagerten, und hatten frisches Fleisch mitgebracht. Doch seit sie noch weiter in der Tiefe lebten, geschah dies kaum mehr.
    »Wir erreichen gleich das heiße Wasser«, kündigte Pard an, der unermüdlich an der Spitze des Stammes lief. Die Stimme des Anführers klang seltsam und verzerrt. Kerr konnte nicht sagen, ob es am Nebel lag, oder ob in Pards Stimme Angst mitschwang. »Folgt mir genau, und passt auf, wohin ihr tretet!«
    Tatsächlich war über dem Heulen jetzt auch ein beständiges Zischen zu hören, ein Geräusch wie von einem wütenden Fluss.
    »Meine Güte«, entfuhr es Sten. »Was, bei den Geistern, ist das?«
    In diesem Moment traten sie aus der Enge des Ganges in eine mächtige Kaverne. Nach einigen Schritt lichteten die Nebelschwaden sich etwas, und Kerr konnte nun auch mit den Augen sehen, was sein Geist bereits erfasst hatte. Vor ihnen lag eine große Wasserfläche, die immer wieder von Felsen unterbrochen war, die wie Inseln aus dem Wasser ragten, das nicht ruhig dalag, sondern brodelte und zischte, Blasen warf, dampfte, sich hier und da wie ein lebendiges Wesen aufbäumte und in die Höhe spritzte.
    »Dieser ganze See … kocht?«, fragte Sten, und Kerr konnte die Verblüffung in der Stimme des Menschen hören.
    »Wenn man hineinfällt, dann schafft man es nicht mehr, wieder zurückzuschwimmen, bevor einem das Fleisch von den Knochen fällt!«, rief Vrok feixend.
    Auch Kerr starrte nun entgeistert auf den brodelnden See. Natürlich hatte er schon von dem heißen Wasser gehört, aber es mit eigenen Augen zu sehen war etwas ganz anderes. Fasziniert bemerkte er, dass der ganze See zu leuchten schien, in einem kaum erkennbaren, tiefdunklen Rot, das nichtsdestotrotz die gesamte Kaverne erhellte. In der Höhle war es noch heißer als in dem Gang, und die feuchte, schwere Luft verklebte die Lungen beim Atmen regelrecht.
    Weit über ihnen ballten sich die Dampfwolken an der Decke. Die Luft in der Höhle war in ständiger Bewegung, trieb den Nebel vor sich her und ließ die aberwitzigsten Gestalten und Formen in ihm entstehen.
    Ein Brüllen hinter ihnen ließ Kerr herumfahren. Es klang nah, viel zu nah, als wären ihre Verfolger bereits in dem Gang, den der Stamm gerade erst verlassen hatte.
    »Weiter!«, befahl Pard.
    »Ich glaube, sie sind hinter uns«, rief Vrok laut.
    Vielleicht kommen wir trotzdem bis zum Herzen, ohne gegen Anda kämpfen zu müssen, dachte Kerr hoffnungsvoll. Er packte Stens Hand fester und lief weiter.
    Der Schlag des Herzens dröhnte durch die Welt, durchdrang Kerr und ließ Abbilder von allem um ihn her im Geist des jungen Trolls zurück.
    Die Höhle war groß, aber der einzig gangbare Weg führte an der Felswand entlang. Doch da war noch etwas; neben Fels und Stein spürte Kerr mehr, vier, fünf Gestalten, die sich vor ihnen befanden. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er die Falle erkannte. »Gefahr!«
    Der Stamm kam abrupt zum Stehen. Alle spähten umher, einige blickten Kerr durch den Nebel verwundert an. Von vorn brüllte Pard: »Was ist los?«
    Bevor der junge Troll antworten konnte,

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