Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
unserer Falle entkommen. Aber sie kann nicht vor uns weglaufen. Wir bringen es zu Ende!«
    Ihre Trolle heulten auf, als sie die Worte verstanden und den Verlust begriffen, den sie erlitten hatten.
    Anda indes lächelte, denn sie wusste, dass sie Pard und die Seinen bald eingeholt haben würden. Und dann werden wir sie reißen, sie vernichten und ihr Fleisch fressen!

51
     
     
    I m letzten Licht des Tages errichteten die Soldaten das Lager und bestatteten die Toten des Tages. Obwohl sein Leib nach Ruhe verlangte, konnte Tamár nicht untätig in seinem Zelt sitzen. Eine tiefe Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen und ließ ihn wie einen gefangenen Wolf im Käfig auf und ab laufen. Er sehnte sich nach Flores’ Nähe, doch die wenigen Momente, in denen sie allein sein konnten, waren rar gesät. Und gerade jetzt, so kurz vor dem Ziel, konnte er kaum alle Arbeit seinen Kriegern überlassen, um Zeit für sie zu gewinnen. Wie so oft, wenn er über Flores nachdachte, war es ihm unmöglich, seine widerstreitenden Gefühle in Einklang zu bringen.
    Erst als ein berittener Späher durch das Lager preschte, löste sich Tamárs Anspannung mit einem Schlag. Der Moment der Entscheidung war da, und nichts, was er tat, würde jetzt noch etwas ändern.
    Der Reiter sprang ab und lief zu Tamárs Zelt und verneigte sich knapp, und dann sprudelten die Worte wie ein Wasserfall über seine Lippen: »Szilas ist auf der Straße. Die ganze Armee. Er marschiert in hohem Tempo gen Süden.«
    »Wie nah?«, fragte Tamár ruhig, doch tief in sich kannte er die Antwort bereits.
    »Mit der Dämmerung wird er auf dieser Höhe sein.«
    Unbewegt starrte Tamár den Mann an, dann nickte er. »Danke. Du kannst gehen.«
    Die verschiedensten Möglichkeiten rasten durch seinen Geist, während er Köves anwies, die Voivodin zu ihm zu holen. Flucht, Aufgabe, Kampf. Aber es konnte nur einen Weg geben.
    Wenige Momente später stürmte Flores herein, sah seinen Gesichtsausdruck, und ihre Augen weiteten sich.
    »Wir werden gegen Szilas kämpfen«, eröffnete der junge Marczeg ihr. »Er blockiert hier den Zugang zum Aufstieg ins Mardew.«
    »Er hat uns den Weg abgeschnitten?«
    Stumm nickte Tamár. Er sah seine Gefühle auf Flores’ Gesicht gespiegelt. Ihre Hoffnung zerbrach ebenso wie seine eigene. Aber in seinem Geist hörte er die letzten Worte seines Vaters widerhallen. Dann kämpfen wir! Wir werden dem Hund die Zähne ziehen und ihn mit eingezogenem Schwanz nach Hause jagen. Wenn es sein muss, dann kämpfen wir!
    Angriffslustig ballte er die Fäuste und sah Flores an.
    »Nun, es hat auch ein Gutes«, befand die Voivodin widerwillig. »Die endlose Flucht hat ein Ende. Diesen Winter verbringen wir in Frieden, entweder siegreich oder zwei Schritt unter der Erde.«
    Tamár wusste, dass sie diesen Mut nicht nur vortäuschte. Sie hatte ihr Leben in vielen Kämpfen verteidigen müssen. Vielleicht war sie, genau wie er selbst, auf eine Art froh darüber, dass die Zeit der Unsicherheit vorbei war. Jetzt konnten sie ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen, auch wenn der Vorteil deutlich bei ihren Feinden lag.
    »Wir suchen uns morgen eine gute Stellung in den Hügeln hier und errichten dort ein Lager. Diesmal soll er kommen und uns angreifen«, schlug Tamár grimmig vor.
    Die Wlachakin zögerte kurz, erwog seine Worte und nickte dann. Der Feuerschein fiel auf ihr Gesicht und ließ in ihren dunklen Augen Funken tanzen. Ohne weiter nachzudenken, trat Tamár an sie heran und küsste sie. Schon vergaß er sich in der Berührung ihrer Lippen, da zog Flores sich widerwillig zurück.
    »Rufen wir die Hauptleute«, sagte sie mit rauer Stimme. »Wir müssen uns vorbereiten.«
    Unfähig, etwas zu erwidern, senkte Tamár die Lider. Sein Körper fühlte sich leicht an, als würden seine Füße sich gleich vom Boden heben, als könne er fliegen. Die dunkle Zukunft war fern, lag hinter der Nacht, hinter Flores’ Augen, deren Blick ihm so kostbar geworden war.
    Ein Knacken und Zischen aus der Feuerschale riss den Marczeg zurück in die Wirklichkeit.
    Flores wandte sich ab und verließ das Zelt.
     
    Von seiner Warte aus konnte Tamár die sehnsüchtigen Blicke der Soldaten sehen. Das Kloster Starig Jazek erhob sich vor ihnen, kaum einen Tagesmarsch entfernt, aber so unerreichbar wie Teremi oder Turduj. Den Weg versperrte ein Zeichen, das Tamár zu hassen gelernt hatte: der Drache. Da der Regen die Banner lustlos an ihren Stangen herabhängen ließ, hatte Szilas sein

Weitere Kostenlose Bücher