Die Schlacht um Tripple Sun
Beschäftigte er sich allerdings mit der Konfiguration eines Computersystems oder auch nur mit dem Lösen einfacher mathematischer Gleichungen, war nach spätestens zwölf bis vierzehn Quaronen Schluss, und der Betreffende musste zunächst einmal eine Schlafpause einlegen.
Auch das war ein Grund dafür, dass die Tätigkeit eines Wissenschaftlers keinen besonders hohen Status genoss. Wer wollte schon dauernd müde sein, was die unweigerliche Folge war, wenn man sich ausgiebig mit hochkomplexen Theorien befasste?
»Mach dir keine Sorgen über meine geistige Leistungsfähigkeit«, erwiderte Bidra'an etwas ärgerlich. Es ärgerte ihn vor allen Dingen, dass sich sein Kollege die Vorurteile, die allgemein unter den Kshagir gegen die Verrichter von Denkaufgaben herrschten, zu eigen gemacht hatte. Und das, obwohl er doch in anderen Situationen selbst unter der Ignoranz der anderen Kshagir zu leiden hatte. »Was ist hier geschehen?«
»Wenn ich das wüsste! Plötzlich haben sich einige technische Systeme von selbst eingeschaltet. Der Energiestatus hat sich erhöht. Dabei konnte ich vollkommen fremdartige Impulsformen messen, die offenbar zur Übertragung von Informationen benutzt werden.«
»Lassen sich die Informationen entschlüsseln?«
»Leider nicht. Außerdem …«
Am Klang der Stimme konnte Bidra'an hören, wie verstört Yambu'an war, der einige Sensorfelder auf einer Konsole berührte. Daraufhin erschien die dreidimensionale Projektion eines Raumgebietes.
»Das hier habe ich aktivieren können«, sagte Yambu'an.
»Wie hast du das geschafft? Wir versuchen es schon so lange und sind immer gescheitert!«
»Es ist nicht mein Verdienst.«
»Sondern?«
»Die Anlage hat sich selbst aktiviert. Die Ursache kenne ich nicht, weiß aber, dass ein Signal verschickt wurde.« Auf der Sternenkarte erschienen Markierungen. »Leider arbeiten die Darstellungssysteme dieser Anlage vorwiegend im Wellenbereich des sichtbaren Lichts, wo unser Wahrnehmungsvermögen begrenzt ist. Ich habe einen Adapter für unsere Sinne angepasst.« Yambu'an reichte Bidra'an einen Helm, der über einen Sender mit dem Adapter-Modul verbunden war, das die optischen Signale in ein Sonar-Bild übersetzten. »Vielleicht muss ich noch ein paar Feineinstellungen vornehmen, aber ich denke, du wirst erkennen, worum es mir geht.«
Die bis dahin für Bidra'an nur als ein Gewirr von Lichtflecken erkennbare dreidimensionale Sternenkarte wurde für den Kshagir zu einer deutlich konturierten Darstellung der galaktischen Umgebung. Der Weg, den der mysteriöse Impuls über viele Lichtjahre genommen hatte, war deutlich nachvollziehbar.
»Ihr unhörbaren Mächte der Raumzeit«, entfuhr es Bidra'an, der als nüchterner Wissenschaftler eigentlich nicht zu Ausbrüchen metaphysischer oder religiöser Empfindsamkeit neigte. »Dieses Signal ist anders als alles, was wir bisher aufgezeichnet haben!«
»Nein, Bidra'an, das ist nicht wahr.«
»Nicht?«
»Für unsere Lebzeiten mag deine Aussage zutreffen. Vielleicht auch für jene Epochen, aus denen wir zuverlässige Aufzeichnungen besitzen. Aber ich habe über eine Rechnerverbindung einen Abgleich mit den überlieferten Zeugnissen vorgenommen, die aufgezeichnet wurden, noch bevor der Stamm Sarta'rons das Dreisonnensystem erreichte.«
»Das muss noch zu Lebzeiten des Stammurahns Sarta'ron selbst gewesen sein. Du weißt, dass alles, was wir über die Vergangenheit vor unserer Ankunft im Dreisonnensystem wissen, auf sehr unsicheren Grundlagen fußt.«
Die Ankunft im Dreisonnensystem lag bereits Tausende von tarabanischen Jahren zurück, die inzwischen zur offiziellen Großzeiteinheit der Kshagir aus Sarta'rons Stamm erklärt worden waren. Alles, was davor lag, war mehr oder weniger Mythos.
Zumindest hatte Bidra'an diese Ansicht immer vertreten. Eine Minderheit unter den Forschern war inzwischen sogar der Ansicht, dass Sarta'ron selbst niemals existiert hatte, sondern nur ein Phantasieprodukt von Geschichtenerzählern und Sängern bildete.
»Ich habe die überlieferten Gesänge aus jener Zeit nur in Hinblick auf die Ortsangaben und die relevanten astronomischen Daten hin abgeglichen«, schränkte Yambu'an ein. »Zu mehr hatte ich noch keine Zeit. Außerdem schwindet meine Geisteskraft. Ich fühle, dass ich mich dem Zeitpunkt der Überanstrengung nähere und immer weniger in der Lage bin, mich zu konzentrieren.«
Er atmete heftig, als hätte er für lange Zeit einfach vergessen, seinem Körper Sauerstoff zuzuführen. In
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