Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
nichts gegessen.«
    In diesem Moment hörten sie die Tür gehen und sahen auf dem Monitor einen Mann, der einen Verletzten stützte.
    Die Gestalt ihres Vaters straffte sich. Er stand auf. Sie kannte diese Bewegung, mit der er sich vergewisserte, dass er alles in der Manteltasche hatte, was er für eine erste Untersuchung brauchte. »Komme schon«, rief er nach draußen.
    Ariana sank auf ihrem Stuhl in sich zusammen. Das hieß wohl: kein gemeinsames Mittagessen. Das Schicksal wollte es nicht.
    Mit halbem Ohr hörte sie den Gesprächen der Männer draußen zu. Soweit sie mitbekam, hatte sich bei dem verletzten Mann der Handschuh des Raumanzugs gelöst. Sie stand auf und ging ebenfalls in den Vorraum, wo der Patient in einem der Sessel mehr lag als saß und Dad über seine Hand gebückt stand.
    »… Blutungen aufgrund des Druckverlustes«, erklärte er gerade, nun wieder ganz Dr. DeJones, der aufmerksame, gelassene Arzt, der alles im Griff hatte, »und Verbrennungen durch die Kälte. Kommt öfter vor. Dass sich allerdings ein Handschuh einfach löst, das hatten wir bis jetzt noch nicht.«
    Der verletzte Mann ächzte. »Der Verschluss hat schon seit Tagen komische Geräusche gemacht. Ich ärgere mich, dass ich das nicht ernst genommen habe.«
    »Wie behandelt man denn so etwas?«, wollte der andere wissen, der ihn hergebracht hatte.
    Ariana kannte die beiden Männer nicht; sie waren erst mit der BUZZ ALDRIN gekommen.
    »Wir werden die Hand in einem Regenerationstank lagern«, erläuterte ihr Vater. »Das ist langwierig, sollte aber ohne größere Narben oder sonstige Spätschäden abgehen.«
    »Dad«, unterbrach Ariana, »soll ich irgendwas machen? Oder was vorbereiten?« Doch das war nicht nötig. Die drei Betten in der Krankenstation waren frisch bezogen, alle Geräte standen bereit, alles war da – außer Patienten.
    »Nein, schon in Ordnung, ich komme zurecht«, sagte ihr Vater, schon ganz auf die verletzte Hand konzentriert, die gruselig aussah, blutig schwarz. »Geh ruhig schon essen. Vielleicht komme ich nach.«
    Natürlich würde er nicht nachkommen.
    »Okay«, sagte Ariana ergeben. »Also, bis dann. Wiedersehen«, sagte sie noch zu den beiden Männern, die den Gruß zerstreut erwiderten, dann ging sie.
    Wieder einmal merkte sie, wie langweilig es ohne die anderen war. Seit sie denken konnte, war sie mit Carl, Elinn und Ronny zusammen gewesen. Die Gegenwart der anderen war so selbstverständlich gewesen wie die Luft zum Atmen, wie Tag und Nacht …
    Erinnerungen wurden in ihr wach, während sie die Main Street hinabging. Wie sie einmal, als Elinn vielleicht vier Jahre alt gewesen war, Verstecken gespielt hatten und wie sie sie ewig lange nicht gefunden hatte; wie sie mit pochendem Herzen die Gänge abgerannt war, die ihr damals noch so unerhört groß und weit vorgekommen waren. Dort, wo heute der Springbrunnen war, hatte sie Elinn schließlich wiedergefunden. Damals hatte dort ein Baum gestanden, der später eingegangen war. Sie konnte sich auch noch erinnern, wie Carl ihr mit ernster Stimme erklärt hatte, es sei ein viertes Kind auf den Mars gekommen, ein sogenannter »Ronny«. Den waren sie dann gemeinsam angucken gegangen, ein dickes, zufrieden schlafendes Baby mit blondem Flaum auf dem Kopf.
    Carl fehlte ihr. Er fehlte ihr auf eine ganz besondere Weise, die sie ärgerte. Solange Carl da gewesen war, hatte sie immer jemanden gehabt, dem sie einfach nur zu widersprechen brauchte, um das Gefühl zu haben, zu wissen, was sie wollte, und eine eigene Meinung zu haben. Das war bequem gewesen und angenehm und darüber hinaus nur gerecht, da die beiden Faggan-Kinder sowieso immer zusammenhielten.
    Und nun hatte sie nicht einmal mehr das.
    In der Kantine war wenig los. Während sie von dem Kartoffel-Erbsen-Auflauf schöpfte, fiel ihr ein, dass Carl immer davon gesprochen hatte, später auf der Erde studieren zu wollen. Wie hatte er das denn anstellen wollen? Erzählt hatte er davon, aber so genau hatte sie da wohl doch nicht zugehört. Irgendwie waren staatliche Stellen im Spiel gewesen, die das würden finanzieren müssen – die Weltraumbehörde, oder? Keine Ahnung.
    Sie stellte ein Glas Minzwasser auf ihr Tablett und dachte daran, wie überrascht sie gewesen war, als sie erfahren hatte, dass sie und die anderen Marskinder auf der Erde so etwas wie Berühmtheiten waren und dass jede Schule und jede Universität nur zu gern bereit war, sie aufzunehmen. Das hieß doch aber, dass sie, wenn sie wollte, ihren

Weitere Kostenlose Bücher