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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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mangelt. Wer entschlossen ist, sagt nicht ›aber‹. Er fragt: ›Wie?‹«
    Ariana sah hoch. »Okay, aber –«
    »Stell dich hier hin«, unterbrach Kim sie. Sie gehorchte, wie sie es zu tun gewohnt war, seit sie als kleines Kind diesen Raum mit seinen Matten und kahlen Wänden zum ersten Mal betreten hatte. »Stell die Füße auseinander, ungefähr auf Schulterbreite. Gut. Nun schließ die Augen.«
    Sie schloss die Augen, immer noch verwundert, was das werden sollte.
    »Jiu-Jitsu«, hörte sie Kim Seyong leise erklären, »ist eine alte Lehre, die davon ausgeht, dass unser ganzes Wesen verbunden ist mit unserem Körper. Unsere Entschlossenheit ist verankert an einem Punkt etwa drei Fingerbreit unter dem Nabel, dem sogenannten Hara . Leg die Hand dorthin.«
    Ariana legte ihre rechte Hand auf ihren Unterbauch, maß den Abstand zum Nabel. Drei Finger breit. Und jetzt?
    »Nun atme ruhig ein und aus. Stell dir vor, dein Atem ströme durch diesen Punkt in deinen Körper. Spüre deine Entschlossenheit. Versuche, sie stärker werden zu lassen. Wecke sie. Spüre, wie etwas, das weich und schwach ist, so hart werden kann wie der Stahl einer Schwertklinge: Das ist deine Entschlossenheit.«
    Ariana tat wie geheißen, atmete, spürte, stellte sich vor. Sie gab sich redlich Mühe dabei, aber irgendwie kam ihr alles bloß seltsam vor.
    »Ich fürchte, das funktioniert bei mir nicht«, gestand sie schließlich und öffnete die Augen wieder.
    Kim Seyong lächelte zufrieden. »Ach, das war schon sehr schön«, meinte er. Dann machte er ein paar federnde Schritte zur Seite, dehnte die Schultern und sagte, als sei nichts gewesen: »Gehen wir wieder an die Übungen. Befassen wir uns näher mit Tai Hodoki …«
    »… und dann muss ich, so schwer es mir fällt«, sagte Bazman, »zugeben, dass ich mich habe austricksen lassen.«
    Alle horchten auf. Die täglichen Videotelefonate zwischen Whitehead und seinem Butler zu verfolgen, war im Verlauf der letzten Wochen so etwas wie ein tägliches Ritual geworden. Aber dass der Mann mit den blau gefärbten Haaren so etwas wie einen Fehler zugab, war bis jetzt noch nicht vorgekommen.
    »Ich prüfe ja bekanntlich«, fuhr Bazman fort – und Urs kam es so vor, als dehne er das letzte Wort vielsagend –, »alle Mails von Bord der SAGITTARIUS ALPHA, die über die Mir-III ins allgemeine Postsystem eingespeist werden. Was ich allerdings natürlich nicht kontrolliere, sind Mails, die direkt an jemanden hier auf der Raumstation adressiert sind.«
    »Und was heißt das?«, fragte Whitehead stirnrunzelnd. Offenbar war er solche Eingeständnisse Bazmans ebenfalls nicht gewöhnt.
    Die untersetzte Gestalt von Madame Le Corr drängte sich ins Bild. »Ich hab mir nichts dabei gedacht«, beteuerte sie aufgeregt. »Sie hat mich darum gebeten und ich bin der Bitte gefolgt, nichts weiter. Wie hätte ich auf die Idee kommen sollen, dass das nicht in Ordnung ist?«
    »Vielleicht können Sie beide allmählich damit herausrücken, was eigentlich los ist«, sagte Whitehead unwillig.
    »Sie werden sich jetzt sicher fragen, was eigentlich los ist«, ahnte Bazman wie üblich die Reaktionen seines Chefs voraus. »Also, ganz einfach: Elinn hat eine Mail an Madame Le Corr geschickt und sie gebeten, eine andere Mail, die sie beigelegt hatte, an jemanden zu schicken, dessen Mailadresse sie nicht kannte.«
    »Und an wen?«, fragte Whitehead und sah Elinn streng an.
    Elinn machte ein harmloses Gesicht. Selbst wenn man sie nur so gut kannte wie Urs, wusste man, dass das Maskerade war. »An Michael Visilakis, den Reporter«, erklärte sie. »Ich dachte, wenn Sie niemanden auf dem Mond haben, der nach Mister Rivera sucht, könnte er sich doch mal ein bisschen umhören.«
    »Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden«, wunderte sich ihr Bruder.
    Elinn zuckte mit den Schultern. »Ist doch egal. Er ist Reporter. Sachen herauszufinden, ist sein Beruf, oder?« Urs sah, dass sie ihm einen ganz kurzen, aber unverkennbar triumphierenden Blick zuwarf. Ich bin schlauer als du , sagte dieser Blick.
    »Das war leichtsinnig«, meinte Yules Whitehead sichtlich verärgert. »Du hättest diese Idee mit mir besprechen können, anstatt auf eigene Faust zu handeln.«
    Urs musste sich eingestehen, dass er, auch wenn er sich ärgerte, weil er nicht selber auf diese Idee gekommen war, Elinn dafür bewunderte. Und auch für die entwaffnende Art, wie sie mit einem koketten Augenaufschlag meinte: »Wissen Sie, Mister Whitehead, ich bin es so gewohnt, auf

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