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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Römer. Wozu soll ich jüdische Bräuche lernen?«
    »Weil du sonst schon bald viel Ärger bekommen wirst«, prophezeite sie. »Und Ärger macht – wie du selbst sagtest – Falten.«
    Antipas gab das Zeichen für die Akrobaten und Fackeltänzer, und einen Moment später war der Platz erfüllt vom ohrenbetäubenden Klang der Tamburine und Schellen und dem Gelächter der Massen.
    Kephallion stand direkt hinter dem Sessel des Prokurators. Er hatte das Gespräch der beiden Wort für Wort mitbekommen und war in seinem Vorhaben ein letztes Mal bestärkt worden. Der Römer war ein Ignorant, der bedenkenlos die heiligsten Traditionen mit Füßen trat, und Salome nahm seine Sakrilegien nahezu widerspruchslos hin. Sie mussten sterben. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Doch als Kephallion die Hand aus dem Gewand ziehen wollte, zitterte sie, als sei er soeben um ein halbes Jahrhundert gealtert. Und dann tauchte auch noch Berenike neben ihm auf.
    »Warum stehst du hier herum?«, fragte sie. »Komm, stell dich wieder zu mir und deinem Vater. Von dort siehst du ebenso gut wie …«
    »Scher dich weg«, fuhr er sie an. Und als sie nicht sofort gehorchte, wurde er lauter. »Hörst du nicht? Ich sagte, du sollst gehen.«
    Berenike ging mit hängendem Kopf davon, aber nun war Salome auf ihn aufmerksam geworden. Skeptisch blickte sie sich um und sah ihn fast genau hinter ihrem Sessel stehen. Dummerweise lächelte er sie in seiner Nervosität sogar noch an, was ihr noch eigenartiger vorkommen musste. Wann hatte er Salome schon einmal angelächelt? Doch sie wandte sich wieder den Vorführungen zu, und er atmete tief durch. Noch einmal umfasste er den Dolch.
    In diesem Moment legte sich von hinten eine Hand auf seine Schulter. Kephallion erschrak heftig. Ein römischer Offizier blickte ihn mit Falkenaugen an.
    »Aus dem Weg«, sagte er. »Ich habe eine Nachricht für den Prokurator.«
    Kephallion trat wie ein artiger Junge zur Seite und sah zu, wie Pilatus die Nachricht öffnete, sich kurz bei Salome und Antipas entschuldigte und schließlich zusammen mit dem Offizier fortging. Er ballte die Faust. Sein wichtigstes Opfer war ihm durch die Finger geschlüpft, Antipas war kein vollwertiger Ersatz und Salome allein kein lohnenswertes Ziel. Gott hatte ihm nur eine kurze Gelegenheit geschenkt, und er hatte sie nicht zu nutzen verstanden. Er war schwach gewesen. Er hatte sich töricht verhalten. Er hatte den Herrn enttäuscht.
    Doch plötzlich kam ihm ein Gedanke. Was, wenn der Herr nicht wollte, dass er dieses Attentat verübte? Wenn Gott ihn für eine weitaus wichtigere Aufgabe benötigte? Wenn er ihn als Gefolgsmann des Messias vorgesehen hatte, als Freund und Ratgeber Sadoqs, als zweiten Mann der Zeloten? Er war zu wichtig, um sich für einen solchen Anschlag herzugeben, warum hatte er das nicht gleich nach der Begegnung mit Menahem erkannt? Für so etwas war er nicht gemacht. Seine Aufgabe war größer. So wie einst Joshua dem Moses zur Seite gestellt worden war, so war er heute dazu ausersehen, gemeinsam mit Sadoq das Volk auf den langen Weg in die Freiheit zu führen.
    Erleichtert verstaute er den Dolch tief in seinem Gewand, nun, wo er wusste, wo seine wirkliche Bestimmung lag.
     
    Herodias zuckte beim Knall der zufallenden Tür zusammen und starrte sie anschließend ebenso Hilfe suchend wie zornig an. Nicht zu fassen: Vor wenigen Augenblicken noch war die Welt für sie in Ordnung gewesen, sie hatte Ashdod zum Regieren, Antipas im Netz, hatte drei herrliche Tage mit Festen zur Einweihung von Tiberias hinter sich und die Aussicht auf eine grandiose Zukunft vor sich. Und nun war ihr mit einem Schlag alles verdorben.
    Noch immer dampfte das vorbereitete Bad und verströmte seinen berauschenden Duft nach Aloe und Rosenblüten. Sie hatte die in den Boden eingelassene Marmorwanne gerade besteigen wollen, als Theudion wie aus dem Nichts auftauchte. Mit ihm hatte sie am wenigsten gerechnet. Sie bestürmte ihn mit Fragen, weshalb er Ashdod ohne Regierung zurücklasse, weshalb er sein Kommen nicht angekündigt habe. Sie machte ihm Vorwürfe, doch er antwortete ihr lediglich mit steinernem Gesicht und einer ausgestreckten Hand, in der er eine Schriftrolle hielt. Zögerlich griff sie danach. Sie ahnte nichts Gutes, als sie sie öffnete, und was sie las, klang derart kompliziert, dass sie zunächst nicht wusste, was sie davon halten sollte. Zahlen, Namen und Aussagen reihten sich aneinander.
    »Du hast Coponius bezahlt«, warf er ihr vor. »Ich

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