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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Fragen.«
    »Siehst du, Timon lebt. Und will dich vermutlich nicht sehen. Wie ich gesagt habe.«
    »Timon wurde nie freigelassen«, korrigierte Salome. »Er arbeitet seit vier Jahren in einem Steinbruch bei Ephesos.«
    »Schrecklich«, seufzte Berenike nach der ersten Überraschung und hielt Salomes Hand. »Entschuldige, dass ich eben so dumme Sachen gesagt habe. Du solltest nach Ephesos reisen«, schlug sie vor. »Und ich begleite dich, egal, was Kephallion sagt. Sieh her, Pilatus hat eine Begnadigung mitgeschickt, damit bekommen wir ihn frei.«
    Schmerz sprach aus Salomes Augen. »Vier Jahre, Berenike. Wie hat er leiden müssen? Was hat er durchgemacht? Wird er mich hassen, weil ich ihn nicht früher gefunden habe?«
    Berenike schloss sie in ihre Arme und streichelte ihren Rücken. »Er ist ein Kämpfer, er lebt. Und er liebt dich, Salome. Er liebt dich so sehr wie keinen anderen Menschen.«
     
    »Woher kommst du?« Zacharias’ Frage klang scharf und drohend, aber Kephallion war dennoch nicht gewillt, sie zu beantworten.
    Er war am frühen Morgen erneut nach Nazareth geritten und hatte sich dort in dem gleichen unterirdischen Raum mit Menahem getroffen. Um dauerhaft Zugang zu den Zeloten zu bekommen, musste er sich überwinden und Menahem als zweiten Mann der Sekte anerkennen. Er entschuldigte sich für sein Verhalten während der ersten Begegnung, versprach, künftig das Auge und Ohr der Zeloten am Fürstenhof zu sein, regelmäßig Berichte zu erstatten und jeden Befehl zu befolgen. Kurz, er kroch vor Menahem im Staub. Und es lief besser, als er geglaubt hatte.
    Nachdem er eine Weile mit Menahem gesprochen hatte, ging die Tür auf, und ein Mann kam herein, den er vorher noch nicht gesehen hatte. Aufgrund des spärlichen, flaumigen Bartwuchses konnte Kephallion das Alter des Mannes auf etwa dreißig Jahre bestimmen. Arme und Beine waren dürr wie Weidenzweige. Die Kleidung sah ärmlich aus, allenfalls unauffällig, und die Bewegungen des Mannes wirkten besonnen wie die eines Philosophen. Allein die Augen machten den Mann zu etwas Besonderem. Ein starker Wille entströmte ihnen wie Licht der Sonne. Kephallion wusste sofort, dass nur Sadoq solche Augen haben konnte. Denn der Herr hatte sie ihm gegeben.
    »Du hast mich erkannt«, sagte Sadoq, als könne er Kephallions Gedanken lesen. »Das ist gut. Es beweist, dass du Gespür besitzt und ein Glied von uns bist. Sei das, was du uns angeboten hast, Kephallion, sei unser Auge und Ohr. Wir brauchen dich. Löse dich von deinen Wurzeln. Du musst mit Haut und Haaren uns gehören.«
    »Das will ich.«
    Sadoq nickte. »Ich weiß.«
    »Ich werde dir dienen.«
    »Oh ja. Du wirst nur mir und Menahem Rechenschaft schulden und nur von uns direkt Befehle erhalten. Wir verlassen uns auf dich, Kephallion.«
    Kephallions Rücken straffte sich. Er hob das Kinn. »Das könnt ihr.«
    Noch Stunden später stand er unter dem Eindruck dieser Begegnung, sogar jetzt noch, wo er wieder zurück im Palast war und die Abendsonne sich über Tiberias senkte. Wir brauchen dich, hatte Sadoq gesagt. Wir verlassen uns auf dich. Er war von heute an ein Mann der Zeloten, ein Diener der heiligen Sache Gottes. Doch das musste er Zacharias ja nicht preisgeben.
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte er mürrisch.
    »Du warst bei den Zeloten. Leugne es nicht. Ich ahne schon lange, dass du mit ihnen konspirierst.«
    Kephallion schloss eilig die Tür hinter sich, damit niemand sie hören konnte. Er war nun ganz allein mit Zacharias in seinem Gemach, denn er hatte Berenike gestattet, Salome auf einer Reise nach Kleinasien zu begleiten. Sie war ihm hier ohnehin nur im Weg, solange sich der Kontakt zu Sadoq und Menahem noch nicht eingespielt hatte.
    »Es stimmt also«, deutete Zacharias Kephallions nervöse Gesten.
    »Ja«, brach es aus Kephallion hervor, und er empfand Genugtuung dabei. »Pharisäer, Sadduzäer, Essäer, alle biedern sich bei den Besatzern an, um Vorteile zu erhalten. Die Zeloten sind die Einzigen, die etwas gegen die Römer tun – wenn auch noch viel zu wenig. Sadoq hat den falschen Ratgeber. Ich werde das ändern und dafür sorgen, dass er entschiedener gegen die Feinde des Volkes kämpft, mit anderen Mitteln …«
    »Mit Gewalt.«
    »Du redest, als sei das etwas Schlimmes. Machen die Römer es nicht genauso? Hast du selbst mich nicht meine ganze Kindheit lang gequält? Oh entschuldige, ich vergaß, du hältst Gewalt nur dann für angebracht, wenn der Stärkere sie ausübt. Deine große

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