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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Gedanken …«
    »Er oder ich.«
    Sadoq seufzte. »Ich könnte dich nie gehen lassen, Menahem. Das weißt du.«
    Menahem lächelte. »Ja, jetzt weiß ich es.«
    »Was sollen wir also tun?«
    Menahem hatte bereits einen Plan. »Kephallion ist zu mächtig, um ihn einfach aus unserer Bewegung auszuschließen. Wir müssen ihn dort treffen, wo er am verwundbarsten ist, und mit Hilfe von Berenikes Aufzeichnungen ist das auch möglich.«
    »Du willst doch nicht etwa …«
    »Er wird laufen wie ein Hase«, sagte Menahem grinsend und legte seinen Arm um Berenikes Schulter.
     
    Wenige Tage später erhielt Pontius Pilatus anonym einen Stapel Pergamente überbracht, in denen die Verbrechen des Toparch von Nazareth Punkt für Punkt aufgelistet und belegt waren. Daraufhin befahl er sofort, Kephallion zu verhaften. Doch dieser verfügte über ein Netz von Spitzeln, und einer von ihnen konnte ihn gerade noch rechtzeitig warnen. Im letzten Moment konnte Kephallion seiner Verhaftung entgehen und untertauchen. Er war zwar seiner Stellung enthoben, und sein Vermögen wurde beschlagnahmt, auch wurde von den Römern eine Belohnung auf ihn ausgesetzt, doch er blieb unauffindbar, nicht nur für die Leute des Prokurators, sondern auch für seine zelotischen Mitstreiter, denen er nicht mehr trauen konnte.
    »Du kannst nicht allein in deinem Haus bleiben, Berenike«, sagte Menahem. »Er wird ahnen, dass du ihn verraten hast, und sich an dir rächen. Wenn du zu mir ziehst …«
    »Nein, Menahem«, erwiderte Berenike. »Auch bei dir wäre ich nicht sicher, das weißt du ebenso wie ich.«
    Er biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf. Noch immer schämte er sich für sein Versagen, als Kephallion ihn wie einen Hund aus dem Haus geprügelt hatte.
    »So habe ich das nicht gemeint«, stellte Berenike richtig. »Dass ihr Männer immer noch denkt, die Frauen würden euch nach der Qualität eurer Muskeln und Fausthiebe beurteilen. Selbst wenn du ein Gladiator wärst, könntest du mich nicht vor Kephallion beschützen. Er ist besessen, Menahem, und Besessene haben einen zerstörerischen Willen. Es gibt keinen Ort in Judäa, an dem er mich nicht finden würde.«
    »Wohin willst du gehen?«
    »Nach Rom.«
    »So weit fort?«, fragte er traurig.
    Sie sah ihn zärtlich an. »Du hast eine Aufgabe. Ich habe gar nichts mehr, nicht mal eine Familie, nur noch Salome.«
    »Wann wirst du … Ich meine, wie lange …«
    »Ich weiß es nicht, Menahem. Aber ich liebe dich. Und ich werde eines Tages zurückkommen.«

23
    »Kusinchen«, rief Agrippa und lief Salome mit offenen Armen entgegen. Mit den Vorboten des Frühlings war auch er wieder nach Rom gekommen und feierte seine Rückkehr mit einem großen Fest.
    »Ich bin deine Nichte«, korrigierte sie sanft. »Nicht deine Kusine.«
    »Ich weiß«, flüsterte er. »Die anderen werden mich jedoch für schrecklich alt halten, wenn eine so bezaubernde und … nun ja, reife Frau wie du mich Onkel nennt. Also tue mir den Gefallen und spiele mit, ja?«
    Er war ein nicht mehr ganz schlanker Mann, in dessen schwarzes Haar sich bereits zahlreiche graue Strähnen gemischt hatten. Wenig an ihm erinnerte daran, dass er Jude war. Die Wangen waren entgegen aller jüdischer Tradition glatt rasiert, die Schmuckstücke an seinen Ohren und Fingern wären in Judäa verpönt gewesen, und er roch wie eine Blumenwiese im Frühsommer. Außerdem trug er nur weiße Kleidung, selbst seine Sandalen waren weiß eingefärbt.
    Er bemerkte wohl ihren verwunderten Blick, denn er erklärte: »Ich liebe Weiß, Kusinchen. Es hebt meine braune Haut so herrlich hervor.«
    Agrippa zwinkerte ihr zu, nahm sie an der Hand, tänzelte mit ihr durch den Festsaal seiner Villa und rief jedem, an dem sie vorbeikamen, zu: »Darf ich euch meine Kusine Salome vorstellen, meine Lieben? Oh, sie ist nicht dick, nur schwanger.« Nachdem er den gleichen Scherz fünfmal gemacht und ebenso oft selbst darüber gelacht hatte, gelangten sie zu den hochgestellten Gästen des Abends.
    »Salome, ich habe die Ehre, dich dem edlen Gaius Caligula vorzustellen, von dem du sicher schon gehört hast. Und dies ist seine Schwester, die edle Drusilla.«
    Salome fand sich einem frühreifen Mädchen mit rosa geschminkten Wangen gegenüber, die unentwegt mit der Zunge an einem halbvollen Weinkelch leckte und es gerade noch schaffte, ihr mit glasigen Augen so etwas wie eine Begrüßung zuzuzwinkern. Wohingegen Caligula völlig nüchtern zu sein schien, jedoch schlechter Laune. Er sah aus,

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