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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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weggefegt. »Caesarea ist gewiss die schönste Stadt meines Landes«, hauchte er.
    »Das lasse nicht die Leute hören«, flüsterte Salome ihm von hinten zu. »Caesarea ist überwiegend von Griechen bewohnt.«
    »Na und?«
    »Die schönste Stadt deines Landes muss offiziell immer Jerusalem sein.«
    Er nickte wie ein lernbereiter Schüler, dann wandte er sich wieder der Menschenmenge auf den Molen zu und winkte. Das Freudengeschrei, das auf diese Geste folgte, war ohrenbetäubend, und als das Schiff anlegte, mussten Scharen von Soldaten eine Gasse freimachen, damit Agrippa überhaupt an Land gelangen konnte.
    Erst jetzt, die begeisterten, verweinten, bewegten Gesichter vor Augen, begriff er, was er diesen Menschen bedeutete. Für sie war der Zustand höchsten Glücks erreicht. Der Prokurator war gegangen, mit ihm die Adler, die Standarten, die Steuereinnehmer, Legionäre, Tribunen und Centurionen, und Agrippa war das Symbol dieser neuen Freiheit und Reinheit des Heiligen Landes.
    Salome reichte ihm von hinten den goldenen Reif der Könige, den Claudius ihm zwar ausgehändigt, Agrippa jedoch noch nicht ein einziges Mal aufgesetzt hatte.
    »Seit Herodes hat ihn niemand mehr getragen«, sagte sie. »Es wird Zeit.«
    Und erneut brach ein Beifallssturm los, als er ihren Rat befolgte und den Reif aufsetzte.
    Einige Abgesandte aus Jerusalem begrüßten ihn überschwänglich und äußerten die Hoffnung, er werde bald die Hauptstadt besuchen.
    »Ich freue mich schon, die schönste und ehrwürdigste Stadt meines Landes zu erblicken«, antwortete er, der Worte Salomes gedenkend.
    Den Abgesandten der Griechen Caesareas hingegen kanzelte er ab, als dieser ihn darauf hinwies, dass diese gewaltige Anzahl von Juden, die nach Caesarea gekommen waren, einen Bruch der mit Kaiser Claudius vereinbarten Regeln darstellten.
    »Stell dich nicht so an«, sagte Agrippa. »Es ist doch nur für heute.« Dann ging er weiter.
    Salome hatte anschließend die größte Mühe, den aufgebrachten Griechen wieder zu beruhigen. Diese Minderheit in Judäa, die selbst jede Gelegenheit nutzte, um gegen die Juden zu sticheln, war äußerst empfindlich, wenn sie selbst etwas einstecken musste.
    Es gelang Salome schließlich, einen Streit zu verhindern, indem sie verkündete, es sei dem König ein Verlangen, die Kosten für den nächsten Wettkampf in Caesarea zu übernehmen. Daraufhin weiteten sich die Augen des Abgesandten, er gewann sein Lächeln wieder und verbeugte sich sogar.
     
    Agrippa wäre gern noch länger in Caesarea geblieben, denn hier fühlte er sich sowohl verehrt und gefeiert wie auch an Italien erinnert. Die Berge und die von Blütenstaub glänzenden Haine waren beinahe ein Abbild der Campagna, und die Bäder, Theater und cryptoportici , die Säulenhallen, hätten auch in Rom stehen können. Hier konnte er wieder lachen und trinken. In Jerusalem dagegen, das ahnte er, erwarteten ihn Protokoll und Pflicht.
    Salome jedoch drängte zum Aufbruch. Derzeit flogen Agrippa alle Herzen zu, die Gelegenheit für erste wegweisende Regierungshandlungen war einfach zu günstig. Nur einige wenige Fehler, sei es nun in Caesarea oder sonstwo, könnten alles erschweren.
    Nach vier Tagen gab er endlich nach. Ihre erste Station war Philippi, die Stadt, die als Idee in ihrem Kopf geboren und von Timon und Kallisthenes zu Stein gemacht worden war. Sie stand in ihrer Pracht Caesarea in nichts nach, aber ihren Glanz gewann sie nicht aus Monumenten, sondern aus ihren herzlichen Menschen. Die einstigen Sklaven und Erbauer stellten einen guten Teil der Bewohner, und diese jubelten Salome zu, als sie zum ersten Mal überhaupt Einzug im fertigen Philippi hielt.
    »Wieso«, fragte Agrippa säuerlich, »rufen sie nur deinen Namen und nicht meinen?«
    »Sie hatten noch keine Gelegenheit, mir zu danken.«
    »Wieso kommen wir überhaupt hierher?«
    »Weil ich noch keine Gelegenheit hatte, ihnen zu danken.«
    Agrippa brummte etwas in sich hinein und ließ den zweitägigen Aufenthalt widerspruchslos über sich ergehen, doch es war unübersehbar, dass ihm das Aufhebens um Salome nicht gefiel, während er nur ehrenvoll und nicht begeistert begrüßt wurde.
    Über Sepphoris, Tiberias, Jesreel und Jericho zogen sie gen Jerusalem. Die sonnenfahlen Felder Galiläas, die Segelboote der Fischer auf dem See Genezareth, die Reben des Jordantales, die Wüste … Für Agrippa war es eine Reise durch fremde Gegenden, die ihm vertraut werden mussten, damit er ein Gefühl für sein Königreich

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