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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Und nicht mal strafbar. Hoffe ich jedenfalls.« Er sah sich misstrauisch um. »Du wirst es nicht glauben:
    Ich habe jeden Tag Sex. Jeden Tag mit derselben Frau. Ich schlafe jeden Tag mit …«, er flüsterte, »… mit Carola.«
    Schmalenbach wich entsetzt zurück. »Mit Carola? Deiner Frau? Jeden Tag? Was ist mit dir geschehen? Selbst ich und Elke … also wir haben höchstens einmal die Woche Sex.« Das war maßlos übertrieben.
    Pfeifenberger glühte vor Eifer. »Das ist ein Fehler. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede. Steht nicht schon in der Bibel, man soll seine Frau …«
    Schmalenbach unterbrach ihn ungehalten. »Als ob du jemals nach der Bibel gefragt hättest! Was ist passiert? Hast du dein Adressbuch verloren? Oder hast du Angst vor AIDS?«
    Pfeifenberger wandte sich gekränkt ab. »Ich wusste, dass du es nicht verstehst.«
    Schmalenbach hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Er gab Pfeifenberger ein Bier aus und klopfte ihm auf die Schulter. »Verzeih, wenn ich etwas ablehnend war – aber du weißt ja, ich habe so meine Probleme, über Sex zu reden. Vor allem über Sex mit der eigenen Frau. Wir Männer sind ja, entgegen unserem schlechten Ruf, peinlich diskret, wenn es um Intimitäten mit unseren Frauen geht …«
    Sie tranken und nickten nachdenklich.
    »Es ist trotzdem ein Wahnsinn«, behauptete Pfeifenberger. »Ich habe schon überlegt, ob ich es mir patentieren lasse. Ich meine, wie viele Männer und Frauen gibt es, denen der Sex keinen Spaß mehr miteinander macht, weil sie sich schon zu lange über sind …«
    Jetzt wusste Schmalenbach, worum es ging. Elke hatte es auch schon einmal angesprochen. Es war schließlich daran gescheitert, dass er nicht über seinen Schatten hatte springen können. »Du hast ihr Strapse gekauft, stimmt’s? Prima Idee – Carola in Strapsen. Ziemlich erotische Vorstellung!« Das war eine glatte Lüge. Aber er hatte was gutzumachen bei Pfeifenberger, der ja schließlich nichts für seine Frau konnte.
    »Was denkst du von Carola?«, empörte sich Pfeifenberger. »Niemals würde sie so was anziehen. Ich mag ein Draufgänger und Sex-Maniac sein – aber ich mute meiner Frau doch keine entwürdigenden Maskeraden zu.« Er lachte breit und selbstbewusst. »Du kommst nicht drauf. Keiner komm drauf. Es ist genial.«
    Es war ja auch kein Wunder: Schmalenbachs erotische Fantasie reichte einfach nicht aus, um Carola Pfeifenberger in eine tägliche Verlockung zu verwandeln.
    »Es ist ganz einfach«, sagte Pfeifenberger, zog einen Fünfzigeuroschein aus seiner Geldbörse, glättete ihn und schob ihn Schmalenbach hin. »Das ist das Aphrodisiakum.«
    Schmalenbach verstand nicht.
    »Mann, ich lege einen Fünfzigeuroschein auf den Nachttisch. Carola steckt ihn ein und fragt, wie ich es mag.«
    Schmalenbach stand der Mund offen. »Und dann?«
    »Dann tun wir das, wofür ich bezahlt habe.«
    Schmalenbach schwieg lange. Dann sagte er: »Das ist unmoralisch.«
    »Gibst du Elke kein Geld?«
    Schmalenbach hätte an die Decke gehen können. »Natürlich! Aber für den Haushalt und so.«
    »Und? Was ist der Unterschied?«
    Schmalenbachs Stimme überschlug sich. »Der Unterschied ist der, dass ich meine Frau nicht zu sexuellen Handlungen zwinge …«
    Pfeifenberger lachte so laut, dass alle hersahen. »Zwingen? Ich und Carola zu etwas zwingen? Wenn einer zu etwas gezwungen worden ist, dann war ich das. Lange bin ich halbherzig und lustlos meinen ehelichen Pflichten nachgekommen. Das ist jetzt vorbei.« Er zog Schmalenbach zu sich heran. »Ich bin ein richtiges Tier geworden. Der Fünfzigeuroschein wirkt Wunder. Ein unglaublicher Reiz. Käufliche Liebe. Aber nicht schmutzig und anonym wie im Bahnhofsviertel. Nein, in einer anständigen, sauberen, legalen Beziehung.«
    Schmalenbach zahlte und ging. Was für ein Abgrund! Das machte das Alter und die Maßlosigkeit aus den Menschen – erbärmliche Lüstlinge.
    Natürlich bemerkte Elke, dieses reine Geschöpf, dem Schmalenbach nicht in die Augen schauen konnte, was mit ihm los war. »Dich bedrückt doch was.«
    Er gab keine Antwort. In welcher Sprache hätte er das Unsagbare sagen sollen, ohne dieses Reh zu verletzen. Er seufzte bloß.
    Elke aß Chips und sah weiter fern. »Heute hat Carola angerufen. Du glaubst nicht, was sie mir erzählt hat. Pfeifenberger, das kleine Schweinchen, bezahlt sie für den Sex. Carola sagt, es sei eine ganz neue Erfahrung für sie. Noch nie habe sie die Macht der Frau über den Mann so stark empfunden. Und, stell

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