Die Schlucht
Polizeimütze mit verschlagen funkelnden Schweinsäuglein böse an. »Commander Buchanan hat mir allein die Untersuchungen in diesem Mordfall übertragen. Und das mit gutem Grund. Ich habe den Mörder nämlich bereits gefasst. Er sitzt auf unserer neuen Polizeiwache drüben in der Pine Street schon hinter Schloss und Riegel.«
»Chief Inspector Reedbeck«, sagte Tweed mit ernster Stimme. »Wie lange liegen die beiden Leichen schon vor den Häusern? Haben Sie denn niemanden, der sie bewachen kann?«
»Doch«, erwiderte Reedbeck schnippisch. »Sergeant Peabody und Constable Brown, aber die haben was Besseres zu tun. Sie gehen gerade von Haus zu Haus und versuchen herauszufinden, wer die beiden Toten waren. In ihren Handtaschen haben wir keine Ausweise oder Ähnliches gefunden …«
»Das können Sie auch später tun«, unterbrach Tweed. »Solange noch keine Verstärkung eingetroffen ist, müssen die beiden bei den Leichen bleiben.«
»Von Ihnen muss ich mir nicht sagen lassen, wie ich meine Arbeit zu erledigen habe, Tweed. Außerdem müsste der Gerichtsmediziner wirklich längst hier sein. Ich habe ihn schon vor einer Stunde verständigt.«
»Wer ist es?«
»Dr. Arpfels.«
»Und warum nicht Professor Saafeld? Der hätte die Toten schon längst in seiner Leichenhalle.«
»Nicht alle stehen auf Ihren Lieblingspathologen«, erwiderte der Chief Inspector. »Der Mann wird maßlos überschätzt.«
»Das wird er nicht. Er ist nun mal der beste Gerichtsmediziner im ganzen Land.«
»Andere Pathologen verstehen ihr Handwerk auch.«
»Mag sein. Aber Arpfels gehört bestimmt nicht dazu. Und was soll das heißen, dass Sie den Mörder schon hinter Schloss und Riegel haben? Wie heißt er - und woher wollen Sie wissen, dass er diese bestialischen Verbrechen begangen hat?«
»Weil ich den Kerl dabei erwischt habe, wie er sich zuerst die eine Leiche angesehen hat und dann um die Ecke zur nächsten Leiche gegangen ist. Und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass es einen Mörder immer wieder an den Tatort zurücktreibt.«
»Hat er denn die Tücher angehoben und sich die Gesichter der Toten angesehen?«
»Nein, hat er nicht. Aber das macht ihn gerade so verdächtig. Als Mörder wusste er ja, wie sie aussehen.« Reedbecks selbstgefällige Arroganz war kaum zu ertragen. »Er wollte mir seinen Namen nicht nennen, und wir haben auch nichts bei ihm gefunden, was uns Aufschluss über seinen Namen geben könnte. Finden Sie das nicht verdächtig?«
»Wahrscheinlich haben Sie ihn nicht gründlich genug durchsucht«, mutmaßte Tweed abschätzig. »Ich finde es jedenfalls extrem verantwortungslos, dass Sie zwei Leichen einfach unbewacht in der Gegend herumliegen lassen. So etwas ist eine Schande für Scotland Yard.«
Tweed drehte sich um und machte sich auf den Rückweg zu seinem Audi.
Kurz bevor er um die Ecke bog, rief Reedbeck ihm noch hinterher: »Vergessen Sie nicht, dass ich die Untersuchung hier leite. Ich allein …«
Als Paula, die schon vorausgegangen war, den Audi aufschloss, stürzte Lisa nach draußen und rannte auf Tweed zu.
»Ich schließe mich jetzt in mein Haus ein und versuche, etwas zu frühstücken«, sagte sie mit kreidebleichem Gesicht und steckte Tweed eine Visitenkarte in die Brusttasche seines Jacketts. »Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben …«
Tweed stieg in den Audi, machte aber keine Anstalten, den Wagen zu starten. Stattdessen las er, was Lisa ihm auf die Visitenkarte geschrieben hatte: Ich bleibe hier und erwarte Ihren Anruf. Lisa.
»Dann wollen wir mal«, sagte Tweed in energischem Ton zu Paula. »Jetzt nehmen wir diesen Fall in die Hand. Würden Sie mir bitte für einen Augenblick Ihr Handy leihen?«
Tweed tippte erst die Nummer von Scotland Yard, dann Buchanans Durchwahl und war froh, als der Commander selbst abnahm. Paula, die jetzt vorn neben Tweed saß, hörte jedes Wort, das Buchanan sagte.
»Diesen Reedbeck lasse ich teeren und federn!«, schimpfte Buchanan aufgebracht. »Wie kann der zwei Leichen unbewacht auf der Straße herumliegen lassen! Ich habe ihn losgeschickt, als uns vor über zwei Stunden eine Frau angerufen und den Leichenfund gemeldet hat … Nein, ihren Namen hat sie nicht genannt. Sie hatte eine sehr kultiviert klingende Stimme, aber als ich sie höflich nach ihrem Namen gefragt habe, hat sie einfach aufgelegt.«
»Wieso haben Sie ausgerechnet Reedbeck auf den Fall angesetzt?«, fragte Tweed. »Der Mann schadet doch mehr, als er nützt.«
»Meine anderen Beamten
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