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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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das klar?«
    Der Mann drückte auf den Knopf einer Gegensprechanlage. »Hier ist ein Mr Tweed, der zu dem Gefangenen von Chief Inspector Reedbeck will«, sagte er in ein Mikrofon. »Er hat eine Vollmacht vom Assistant Commissioner.«
    Kurz darauf öffnete sich eine Tür, und eine Polizistin in Uniform kam heraus.
    »Ich bin Constable Merle Pardoe«, sagte sie, während sie einen Schlüsselbund aus der Hosentasche zog. Tweed fiel auf, dass sie eine angenehme Stimme hatte. Als sie eine Stahltür aufschloss, gab er Paula ein Zeichen. Er brauchte ihre Hilfe.
    Kaum hatte Constable Pardoe sie durch die Tür in einen langen, neonerleuchteten Gang geführt, wandte sich Paula mit einem freundlichen Lächeln an sie.
    »Ich würde mich mit Ihnen gern über die Haftbedingungen hier unterhalten. Wo könnten wir das am besten tun?«
    Pardoe zog eine Karte aus ihrer Brusttasche hervor, kritzelte etwas auf die Rückseite und reichte sie Paula. Dann blickte sie sich verstohlen um und sagte in leisem Ton: »Ich sollte das zwar nicht sagen, aber der Sergeant am Empfang ist ein richtig übler Typ. Doch im Vergleich zu Wärter Milburn, den Sie jetzt gleich kennenlernen werden, ist er noch direkt harmlos. Chief Inspector Reedbeck hat sich die beiden persönlich ausgesucht.«
    »Das erklärt vieles«, sagte Paula.
    »Mir gegenüber hat er angedeutet, dass ich wohl nicht mehr lange hier sein werde. Offenbar passt ihm meine Art nicht.«
    Sie schloss eine weitere massive Stahltür auf, sagte: »Ich darf da nicht hinunter, in den Zellentrakt«, und nickte Tweed und Paula zu. »Viel Glück.«
    »Danke«, erwiderte Tweed, während er die Tür öffnete.
    Direkt dahinter stand ein großer massiger Mann.
    »Sind Sie Milburn?«, fragte Tweed.
    »Erraten.«
    Mit seinen breiten Schultern und einem Brustumfang, der ihn fast seine Uniform sprengen ließ, erinnerte er Tweed an einen amerikanischen Quarterback, und um den dünnlippigen Mund in seinem platten, hässlichen Gesicht spielte ein grausames Lächeln.
    »Bringen Sie mich zu dem Gefangenen, den Chief Inspector Reedbeck heute hierhergebracht hat«, sagte Tweed und zeigte dem Wärter seinen Ausweis.
    »Kommen Sie mit«, knurrte Milburn und fügte mit einem Seitenblick auf Paula hinzu: »Ihre Kleine bleibt hier, verstanden? Frauen haben da nichts zu suchen. Mir genügt schon die hochnäsige Pardoe mit ihrem eingebildeten Gehabe.«
    »Damit wollen Sie wohl sagen, dass Constable Pardoe Ihnen einen Korb gegeben hat«, sagte Paula, ohne eine Miene zu verziehen. »Warum sie das wohl getan hat?«
    »Ist mir doch egal«, gab Milburn grob zurück. »Was die blöde Kuh denkt, interessiert mich einen feuchten Kehricht.«
    »Passen Sie auf, was Sie sagen«, warnte ihn Tweed in gefährlich ruhigem Tonfall. »Sie sind hier in Gesellschaft einer Dame. Und jetzt halten Sie den Mund, und bringen Sie uns zu dem Gefangenen.«
    Milburn stampfte voraus zu einer Zellentür, die er mit einem großen Schlüsselbund geräuschvoll aufschloss.
    In der Zelle lag ein schlanker, gut aussehender Mann mit langen, dunklen Haaren und einem gepflegten Schnurrbart auf einer Pritsche, die der einzige Einrichtungsgegenstand in dem kleinen Raum war. Er trug einen eleganten grauen Anzug und hatte das blaue Hemd am Kragen aufgeknöpft, so dass man seinen schlanken, muskulösen Hals sehen konnte. Als er Tweed und Paula erblickte, stand er auf und sah dann auf seine perfekt geputzten Schuhe.
    »Der Mistkerl«, begann Milburn, aber als er Tweeds böses Gesicht sah, fing er noch einmal von vorn an. »Der Gefangene weigert sich zu sprechen«, sagte er. »Seit er hier in der Zelle ist, hat er noch kein einziges Wort von sich gegeben. Mal sehen, wie lange er das durchhält«, fügte er mit einem hasserfüllten Grinsen hinzu. »Heute Abend werde ich ihn mir gründlich vorknöpfen.«
    »Lassen Sie die Tür auf, und halten Sie sich zurück«, befahl Tweed, während er zusammen mit Paula die Zelle betrat.
    Aus Tweeds Gesichtsausdruck glaubte Paula lesen zu können, dass er den Gefangenen kannte, obwohl dieser ihn ansah, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen.
    »Wir nehmen den Gefangenen mit«, sagte Tweed zu Milburn. »Hier ist die Vollmacht des Assistant Commissioner. Führen Sie uns bitte hinaus.«
    Mürrisch vor sich hin brummend, setzte sich der Kleiderschrank von einem Mann in Bewegung und schloss ihnen die Tür des Zellentraktes auf, hinter der sie Merle Pardoe mit einem freundlichen Lächeln erwartete.
    »Danke für Ihre Unterstützung«,

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