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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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sogar tausende intensiver, senkrecht ausgerichteter Scheinwerfer eingeschaltet worden. Alle zusammen erzeugten sie eine Beleuchtung, die Tageslicht stark ähnelte, aber nicht genauso war.
    Jetzt konnte Arthur durch den Nebel sehen, der langsam aufbrach und sich auflöste. Unterhalb des Hügels lag eine große Stadt; eine Stadt, deren Architektur eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Erscheinungsbild jenes Hauses in Arthurs Welt aufwies, obwohl die Gebäude hier einzeln an breiten Straßen standen, statt einen Wirrwarr zu bilden.
    »Was … was sind das für Lichtstrahlen?«
    »Aufzüge. Es ist Schichtwechsel«, erklärte Leutnant Hüter. »Das Ende der Nacht und das Eintreffen des Lichts. Da gibt es viel zu tun, und die Aufzüge bringen Arbeiter von oben und unten, schaffen die Nachtwächter nach Hau se und befördern all die Momente, Spannen und Dauern, um die man sich an diesem neuen Tag kümmern muss.«
    »Was für Arbeit? Was … wer?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit, Fragen zu beantworten«, erklärte Leutnant Hüter. »Obwohl Schichtwechsel ist, ist meine Ablösung seit zehntausend Jahren nicht mehr angerückt, noch hat der Hauptmann Hüter seine Runden gedreht. Ich muss an meinen Posten zurückkehren, denn gerade bei Schichtwechsel nähert sich Gefahr, und ich sollte Wache stehen. Aber folgenden Rat gebe ich dir noch: Verbirg den Schlüssel vor neugierigen Augen! Und ich will dir mein Ersatzhemd und meine Wachmütze ge ben, damit du nicht zu sehr wie ein Fremder aussiehst. Viel Glück, Arthur Penhaligon!«
    Er salutierte noch einmal, trat in die Tür zurück und wurde wieder eins mit den schmiedeeisernen Ornamen ten, die gleich darauf zu vielen verschiedenen Vexierbildern ineinanderflossen, und Arthur musste sich wieder zwingen wegzusehen, bevor sein Verstand auf immer in ihren Bann gezogen würde. Deshalb verpasste er, wie sich die Verzierungen zu einem Hemd und einer Kappe verbogen, die dann aus der Tür heraus vor seine Füße fielen.
    Arthur zog das Hemd über seine eigenen Kleider. Es war aus weißem Leinen, hatte lange Schöße und war viel zu groß. Es besaß auch einen merkwürdigen abnehmbaren Kragen und keine Knöpfe an den Manschetten, aber Arthur musste die Ärmel sowieso ein paar Mal umschlagen. Die Mütze war eine dunkelblaue, kreisrunde Kappe, die aus irgendeinem filzartigen Material bestand.
    Verbirg den Schlüssel vor neugierigen Augen! Arthur dachte darüber nach; es hörte sich wie ein guter Ratschlag an, und irgendetwas war auch an Leutnant Hüter der Vorderen Tür gewesen, das er instinktiv mochte und dem er vertraute. Aber wie konnte er den Schlüssel verstecken, wenn er ihn doch festhalten musste, um normal atmen zu können?
    Musste er überhaupt? Vielleicht lagen die Dinge hier anders; denn wo immer er war, es war ganz sicher nicht seine eigene Welt! Arthur zögerte, dann öffnete er versuchsweise die Hand und balancierte den Schlüssel auf der Handfläche. Er spürte keinen Unterschied, allerdings hatte er mit dem Metall noch Hautkontakt.
    Arthur kniete sich hin, zögerte wieder und ließ dann den Schlüssel sachte aufs Gras gleiten. Er hatte halb erwartet, dass seine Lunge sich protestierend zusammenziehen würde, wenn er den Schlüssel losließ, aber nichts geschah. Das Atmen fiel ihm leicht, und er spürte keine plötzlichen Schmerzen oder Verengungen in der Brust. Er fühlte sich genau wie vorher. Was, wie ihm plötzlich auffiel, ausgezeichnet bedeutete, energiegeladen und voll ungewohnter Lebhaftigkeit!
    Also brauchte er den Schlüssel hier gar nicht ständig zu berühren – wo auch immer dieses Hier sein mochte! Arthur hob ihn auf und steckte ihn nach kurzem Nach denken in seinen Gürtel. Da das Hemd von Leutnant Hü ter ihm fast bis zu den Knien reichte, war das glänzende Metall des Uhrzeigers vollständig verborgen.
    Nachdem er das getan hatte, schaute er auf die Stadt hinab, die sich unter ihm ausbreitete. Er konnte jetzt überall auf den Straßen Leute erkennen und die Geräu sche des geschäftigen Treibens hören, wenn es auch kei ne Autos oder die sonstige Geräuschkulisse einer modernen Stadt gab. Die einzigen Fahrzeuge, die er sehen konnte – und auch von denen gab es nur wenige –, wurden anscheinend von Pferden gezogen. Oder ähnlichen Tieren. Arthur konnte es aus dieser Entfernung nicht sicher sa gen, aber so ganz normal sahen sie nicht aus.
    »Ich schätze, als Erstes sollte ich hinuntergehen und jemanden finden, der mir etwas über … über alles erzählen

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