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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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kann«, sagte er zu sich selbst. Was er sah, wirkte recht ungefährlich. Die seltsamen Lichtbündel schossen überall auf und nieder, aber ihm war aufgefallen, dass sie nur von den Spitzen der Gebäude ausgesandt wurden; selbst wenn sie tatsächlich riesige Laser- oder Todesstrahlen sein sollten, würde er ihnen wohl aus dem Weg gehen können. Und von hier oben aus betrachtet, sahen die Stadt und die Leute ganz gewöhnlich aus, wenn auch ausgesprochen altmodisch ohne Autos oder Ampeln oder Stromleitungen.
    Er musste sich nur vor Bringern und Mittag und Herrn Montag in Acht nehmen, und vor jedem, der zu viel Interesse an ihm bekundete oder gefährlich aussah. So ein Mist, dass er seinen Ranzen mit dem Salz zurückgelassen hatte, dachte er. Aber vielleicht würde das hier sowieso nicht funktionieren.
    Arthur warf noch einen letzten Blick auf den Hügel, aber das war nur eine Verzögerungstaktik. Er musste in die Stadt hinabsteigen, denn es gab keine andere Wahl. Umkehren konnte er nicht; selbst wenn er gewusst hätte wie, würde das keines der Probleme lösen. Der einzige Weg, ein Heilmittel für die Schlafseuche zu finden, war, tapfer vorwärtszugehen!
    Er dachte wieder kurz an Blatt und Ed: Sie waren an der neuen Schule die aussichtsreichsten Kandidaten, um sich anzufreunden – falls sie die Seuche überlebten. Zu Hause konnte im Moment alles Mögliche passieren; Arthur dachte an die unglaubliche Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus, dem seine leiblichen Eltern zum Opfer gefallen waren. Es war wie eine Explosion durch die Bevölkerung gefegt und hatte sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden von einem einzigen bekannten Träger auf mehr als fünftausend Menschen übertragen. Am Ende des zweiten Tages waren schon fast fünfzigtausend Menschen krank, und als Emilys Team nur achtzehn Tage nach der ersten Meldung ein Gegenmittel entwickelt hat te, waren trotz extremer Quarantänemaßnahmen fast eine Million Leute tot.
    Ich wünschte, ich hätte mich nicht an diese Statistik erinnert, dachte Arthur. Aber es hatte keinen Zweck, nur herumzustehen und zu hoffen; er musste etwas unternehmen.
    »Rock and Roll«, murmelte Arthur und dachte an seinen Vater. Er stieß die Faust in die Luft und machte sich auf den Weg hügelab auf die nächste Gebäudereihe zu und die gepflasterte Gasse, die am Fuß des Hügels verlief.
    Eine halbe Stunde später war Arthur tief im Herzen der Stadt, und ausgesprochen durcheinander. Überall waren Leute – zumindest sahen sie wie Leute aus. Aber alle waren nach der Mode von vor über hundertfünfzig Jahren gekleidet: Alle Männer trugen irgendeine Art von Hut, die Frauen meistens Hauben. Selbst die Kinder – nicht, dass da viele gewesen wären – trugen flache Kappen oder abgelegte Kopfbedeckungen, die ihnen zu groß waren. Auch bei der Qualität der Bekleidung herrschte eine unglaubliche Vielfalt. Manche Leute waren kaum besser als in Lumpen gekleidet, die ohne Rücksicht auf Ge schmack und Zweckmäßigkeit zusammengewürfelt wa ren. Andere gingen in makellosen, blitzsauberen Röcken, weißen Hemden mit akkuraten Bügelfalten, fließenden Halstüchern, glänzenden Jacken und spiegelblank polierten Stiefeln. Keines der Kinder fiel in letztere Kategorie: Sie waren alle schmutzig und trugen einen unglaublichen Mischmasch von Secondhandkleidern.
    Noch seltsamer als die Kleidung der Leute war die Beschäftigung, der sie nachgingen. Arthur hatte erwartet, die üblichen Aktivitäten einer Stadt vorzufinden, mit Geschäften und Restaurants und Gaststätten und Leuten, die einkauften oder verkauften oder auch einfach nur bummelten und miteinander plauderten.
    Aber hier gab es nichts davon. Es herrschte ein enormes Gedränge von Leuten, die in den Gebäuden ein und aus gingen und sich auf der Straße unterhielten und Kartons trugen und kleine Karren schoben, deren Ladung sie ebenso untereinander tauschten wie Schachteln, Taschen, Truhen und Fässer. Es gab auch Karren, die von pferdeähnlichen Tieren gezogen wurden, aber es waren keine Pferde. Sie sahen zwar aus der Entfernung so aus, aber sie hatten statt Hufen drei einzelne Zehen, keine Mähnen, leuchtend rote Augen, und ihre Haut erinnerte eher an Metall als an Fell: definitiv keine Pferde.
    Aber diese Wesen waren nicht das Merkwürdigste an der Stadt. Seltsamer noch war die Tatsache, dass alles, was durch die Gegend geschoben und getauscht wurde (oder was immer die Leute damit taten), entweder aus Papier oder einem anderen Schreibmaterial war oder

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