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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Wintertag. Arthur fühlte sich schon viel behaglicher … und ausgesprochen müde.
    »Das ist eine merkwürdige Geschichte«, polterte der Riese, »eine, die mir die Entscheidung für eine Seite abverlangt. Es ist wahr, dass ich der Feind der Architektin bin, zu deren Vertreter dich das Vermächtnis gemacht hat. Doch bin ich auch kein Freund von Herrn Montag oder den Morgigen Tagen, deren kleinliche Usurpation mich mehr in Zorn versetzt als alle Feindschaft, die ich der Architektin entgegenbringe. Jedoch – soll ich dir helfen, dich hindern oder den Dingen einfach ihren Lauf lassen? Ich muss darüber nachdenken. Ruhe dich hier aus, Arthur, bis ich mit mir im Reinen bin!«
    Arthur nickte schläfrig. Er war sehr, sehr müde, und es war so verlockend, sich hier auszustrecken und ein Nic ker chen zu machen. Aber da waren diese unheimlichen Tü ren in der Mitte der Uhr und Pravuils Warnung. Selbst wenn der Schlüssel ihm einigermaßen Sicherheit gewährte, wollte er doch keine Schmerzen leiden.
    »Versprechen Sie mir, mich vor zwölf zu wecken?«, bat er. Der Alte schien vertrauenswürdig, zumindest so weit, dass er ein kleines Versprechen wie dieses halten würde.
    »Zwölf?«, erwiderte der Alte. Auch er sah zu den Türen. »So lange möchte ich nicht nachdenken.«
    »Versprechen Sie es?«, beharrte Arthur. Er bekam die Worte kaum noch heraus; es war eine große Anstrengung, den Kiefer zu bewegen, und seine Augen waren so schwer, dass seine Lider unerbittlich nach unten klappten.
    »Ich werde dich vor zwölf Uhr wecken«, bekräftigte der Alte.
    Arthur lächelte und sank auf dem warmen Zifferblatt hin. Der Alte sah ihn an und verschränkte die Hände, sodass die Ketten sich berührten und leise klirrten.
    »Aber wie lange vor zwölf, das weiß ich nicht«, flüster te der Alte eine Minute später. Er richtete den Blick noch einmal auf die Türen und kniff die Augen zu. »Soll ich zulassen, dass sie dich sehen, damit ich eine einzige Nacht ohne Qualen schlafen kann? Oder soll ich leiden, wie ich immer leide, und dir helfen, so gut ich kann?«
     
    Arthur wurde durch einen Schrei geweckt, einen Schrei, der ihm durch Mark und Bein drang. Fast war es, als ob der Schall ihn auf die Beine riss, aber in Wirklichkeit waren es seine mit Adrenalin vollgepumpten Muskeln.
    »Wach auf, Arthur! Lauf! Lauf, oder sie werden dich erwischen!«
    Einen reglosen Moment lang stand Arthur verwirrt und orientierungslos da, während der Schrei des Alten in seinem Kopf widerhallte. Dann ertönte eine ungeheuer laute Glocke irgendwo ganz in der Nähe, deren Vibration ihn fast umwarf, so, als ob er im Zentrum eines Erdbebens stünde. Gleichzeitig hörte er die beiden Türen im Zentrum der Uhr sich mit einem Knall öffnen, und ein entsetzliches hohes Kichern schallte aus ihrem Innern.
    Das Nächste, was Arthur wahrnahm, war, dass er in rasender Flucht vom Zifferblatt stolperte und taumelte und dann so schnell er konnte auf die Grenze zulief, hin ter der die Kohlepyramiden anfingen.
    Er hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als die Glocke erneut schlug und den Boden wieder zum Erbeben brachte. Offenbar war es die Uhr, die Mittag oder Mitternacht schlug. Nach dem Glockenschlag ging das entsetzliche Kichern weiter, begleitet vom Geräusch des sich abspulenden Uhrwerks und des Knarrens ineinandergreifender Zahnräder.
    Gleichzeitig mit dem dritten Glockenschlag warf Arthur sich hinter eine Kohlepyramide. Wieder erzitterten Boden und Luft mit dem Klang, und Kohlestücke prasselten ihm auf den Kopf.
    Mittlerweile völlig wach und völlig verängstigt, hatte Arthur nur noch den einen Wunsch, wie ein Verrückter in das Kohlefeld zu laufen. Er wollte weg von der läutenden Glocke, dem wahnsinnigen gackernden Lachen und dem Surren des Uhrwerks. Seine Furcht war so stark, dass er sich umdrehte und weiterrannte, mit noch erhobenem Schlüssel, um sich weit vorauszuleuchten. Aber nach ein paar Schritten zwang er sich, stehen zu bleiben. Wovor lief er weg? Vor nichts weiter als etwas Lärm? Und wenn er dann den Rückweg zu der Uhr und dem Alten nicht mehr fände? Noch immer fehlte ihm das Mittel, um von hier fortzukommen, und der Alte bot ihm die beste Chan ce dafür. Er konnte diese Gelegenheit nicht einfach sausen lassen, nur weil er sich vor ein paar Geräuschen fürchte te. Arthur holte tief Luft und drehte sich um, um festzustel len, ob da tatsächlich etwas war, vor dem man Angst haben musste.
    Er musste die Augen zusammenkneifen, weil das blaue

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