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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Licht noch heller schimmerte als zuvor. Der Alte hatte die Arme hinter dem Rücken, festgehalten von den Ketten an den Uhrzeigern, die beide auf der Zwölf standen. Seine Fußknöchel schienen an den Zeigern festzukleben, obwohl Arthur an ihnen keine Ketten oder Ähnliches bemerkte. Aber es war klar, dass der Riese sich keinen Millimeter wegbewegen konnte.
    Plötzlich schlugen die Türen zu beiden Seiten der zentralen Nabe auf, und aus jeder hüpfte eine kleine Gestalt. Die eine bewegte sich mit ruckartigen Bewegungen auf die Ziffer Neun zu, die andere auf die Ziffer Drei.
    Die erste Figur war die Karikatur eines Holzhackers, ein kleines Männlein in Grün mit einer Feder an der Mütze, das nicht größer war als Arthur. Doch die Axt, die es trug, war fast so groß wie es selbst und schwang in einem fort auf und ab.
    Die zweite Figur war eine kleine dicke Frau mit einer Schürze und einer mit Krausen besetzten Haube. Sie hielt einen gigantischen Korkenzieher in den Händen, der mindestens einen Meter lang war und den sie mit abgehackten Bewegungen herumdrehte, während sie über das Zifferblatt schritt.
    Beide schienen aus Holz geschnitzt zu sein, und doch sahen sie erschreckend lebendig aus. Ihre Augen zuckten wie irre, und ihre Münder sahen menschlich aus; alle Augenblicke schürzten sie die Lippen, um das entsetzliche Gemecker auszustoßen. Aber ihre Arme waren ganz und gar nicht menschlich: Sie hatten Gelenke wie eine Marionette und bewegten sich ruckartig. Ihre Knie beugten sich nicht, sondern blieben steif, und sie liefen auf der Uhr wie auf Rädern oder wie von verborgenen Drähten gezogen.
    Als sie die Neun und die Drei erreicht hatten, drehten sie sich zu dem Alten um und bewegten sich auf ihn zu. Als der Waldmann die Zehn passierte, begann er schneller zu hacken; als die Frau an der Zwei vorbeiglitt, drehte sie ihren Korkenzieher rascher.
    Arthur betrachtete das Schauspiel voller Entsetzen. Der Alte konnte sich überhaupt nicht bewegen, konnte nichts unternehmen, um diese grässlichen Puppenwesen aufzuhalten. Arthur wusste, dass sie etwas Schreckliches vorhatten, doch was konnte er tun? Auf jeden Fall nicht einfach dastehen und zuschauen!
    Er sah den Schlüssel an, ergriff ihn wie ein Messer und machte einen Schritt nach vorne.
    Als er hinter der Pyramide hervortrat, schlug die Glo cke soeben den fünften der vollen zwölf Schläge. Als der Schlag verklang, blieben der Waldmann und die Korkenzieherfrau unmittelbar vor dem Alten stehen. Arthur tat einen weiteren Schritt, und die beiden Marionettenwesen drehten sich auf der Stelle um und starrten den Jungen an.
    »Nein! Nicht!«
    Jemand ergriff Arthur am Ärmel. Er fuhr herum, hob den Schlüssel zum Schlag, aber es war nur Pravuil. Der Kohlesortierer zerrte an Arthurs Ellbogen und versuchte, ihn zurück hinter die Pyramide zu ziehen.
    »Das ist die Bestrafung des Alten; man kann nichts tun! Sie würden einfach nur Eure Augen als Dreingabe nehmen«, erklärte Pravuil. »Und ich glaube nicht, dass die Euren mit der gleichen Leichtigkeit nachwachsen würden wie die des Alten. Nicht, wenn sie von den Uhrgängern genommen werden!«
    »Was?«, fragte Arthur entgeistert. »Sie nehmen ihm die Augen heraus?«
    Dabei warf er einen raschen Blick zurück auf die Uhr und wünschte im selben Moment, er hätte es nicht getan, in der Mikrosekunde, die er brauchte, um die Augen abzuwenden. Der Holzhacker und die Korkenzieherfrau waren bis zur Zwölf vorgerückt; sie standen auf des Alten Brustkorb, sahen hinunter auf sein Gesicht, im Begriff, mit Axt und Korkenzieher über ihn herzufallen.
    »Lasst uns ein wenig weiter zurück gehen!«, bat Pravuil besorgt. »Manchmal können sie nämlich das Zifferblatt verlassen! Ja, zurzeit sind es seine Augen, aber viele Jahrhunderte lang haben sie seine Leber genommen!«
    »Seine Leber?!«
    »Es ist eine Strafe, die die Architektin über ihn verhängt hat«, erklärte Pravuil, während er sie schnell hinter eine besonders große Kohlepyramide führte und ständig Blicke über die Schulter warf. »Alle zwölf Stunden, für immer und ewig. Seine Augen werden bis zwei oder drei Uhr nachgewachsen sein, nur um neun Stunden später wieder … äh … angegriffen zu werden.«
    »Aber was hat er getan, um das zu verdienen?«, fragte Arthur.
    »Verdienen? Ich weiß nichts übers Verdienen«, murmelte Pravuil. »Habe ich verdient, hier heruntergeschickt zu werden? Was er getan hat – ich habe keine Ahnung. Nach diesen Dingen fragt man besser

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