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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Drahtseile. Doch diese Haut war alt und voller Falten und stellenweise fast durchsichtig, sodass man die Adern sehen konnte. Der Riese trug nur einen Lendenschurz, und sein Haar war kurz geschoren. Er schien zu schlafen; seine geschlossenen Augen sahen seltsam aus. Die Lider waren rau und rot, als ob sie von der Sonne verbrannt wären, aber das war hier unten unmöglich. Oder sonst irgendwo im Haus, nach allem, was Arthur wusste.
    Dieser musste der Alte sein, und er war an die Uhrzeiger gekettet. Arthur schlich behutsam näher, um die Rollen und Räder des Mechanismus in Augenschein zu nehmen.
    Es war gar nicht so leicht, daraus schlau zu werden, aber nachdem er sie ein paar Minuten beobachtet hatte, glaubte er, dass die Ketten gegen halb sieben ziemlich locker sein würden, um zwölf dagegen straff gespannt. Tatsächlich mussten sie den Riesen fast bis zum Mittel punkt der Uhr zurückziehen, wenn es Mittag oder Mit ternacht war.
    Im Moment standen die Zeiger auf fünf nach halb sieben; der Alte hatte also genug Spielraum, um neben der Ziffer Sechs zu sitzen. Von der gegenwärtigen Länge der Ketten ausgehend schätzte Arthur, dass der Gefangene sich nicht über den Rand des Zifferblatts hinausbewegen konnte.
    Auf zwei gegenüberliegenden Seiten der zentralen Nabe war eine Tür in das Zifferblatt eingelassen, beide von gewöhnlicher Größe mit geschwungenen Türrahmen. Wie die Türen einer Kuckucksuhr. Arthur hatte den va gen Verdacht, dass es keine Kuckucke waren, die sich dahin ter verbargen.
    »Achtung!«, rief der Alte plötzlich.
    Arthur sprang zurück und stolperte über ein paar Kohleklumpen. Als er sich wieder aufrappeln wollte, hörte er die Ketten rasseln. Panisch versuchte er wegzukrabbeln.
    Aber er war zu langsam. Der Riese hatte die Ketten dicht an seinen Körper gezogen, um zu verbergen, wie viel Spielraum er tatsächlich hatte, und stand nach einem blitzschnellen Sprung über Arthur. Von nahem wirkte er noch größer und gemeiner. Seine geöffneten Augen wa ren kein angenehmerer Anblick als seine geschlossenen; sie waren rot gerändert und blutunterlaufen. Eine Pupille war golden und die andere schwarz.
    »Hast du genug gesehen, Schlüsselträger?«, fragte der Alte, während er beiläufig einen Teil der Kette über Ar thurs Kopf streifte und sie fest um seinen Hals zog. Arthur hieb mit dem Schlüssel nach ihm, aber er verursach te nicht einmal einen Kratzer auf der Haut des Riesen. Kein Hervorquellen irgendeiner Flüssigkeit, keine elektrischen Funken – einfach nichts. Arthur hätte genauso gut mit einem Schaumgummiuhrzeiger nach ihm schlagen können.
     

     
    »Haben deine Herren dir nicht erzählt, dass nichts aus dem Haus mich verletzen kann?«, knurrte der Gigant. »Und nichts aus Nichts, außer den Kreaturen dieser Uhr, die des Nachts an mir nagen und mir die Augen ausstechen? Aber nimm meinen Dank entgegen für den Augenblick der Unterhaltung, den du mir verschaffen wirst, wenn ich dich Stück für Stück zerreiße und dein Wesen der Leere überantworte!«

K APITEL S ECHZEHN
     

     
    I
    ch bin nicht aus dem Haus!«, krächzte Arthur. »Ich bin kein Feind!«
    Der Alte knurrte und zog die Kette so fest an, dass es schmerzte. Dann stellte er Arthur aufrecht vor sich und beschnupperte die Luft über seinem Kopf. Nach dem dritten Schnuppern ließ er unvermittelt ein paar Glieder der Kette durch seine Hand laufen, sodass sie nicht mehr ganz so eng saß, obwohl sie immer noch um Arthurs Hals lag.
    »Fürwahr ein Sterblicher«, sagte der Riese in etwas freundlicherem Ton. »Von einer Welt, die ich gut kenne. Du hast mich meines Vergnügens beraubt, Zwerg; das wirst du wiedergutmachen müssen! Wie kommt es, dass ein Sterblicher den Geringeren Schlüssel des Unteren Hauses führt?«
    »Das Vermächtnis …«, begann Arthur, aber bevor er weitersprechen konnte, hob der Alte plötzlich die Kette über Arthurs Kopf und ließ sie lose herabhängen. Gleich darauf bewegten sich sowohl der Minuten- als auch der Stundenzeiger näher auf die Zwölf zu; die Kette rasselte, als sie angezogen wurde und den Alten zurückzerrte.
    Arthur schluckte. Wenn das Stück der Kette noch um seinen Hals gelegen hätte, hätte es ihn erwürgt, und er zweifelte jetzt ernstlich an Susis Ausführungen, wie schwierig es sei, im Haus zu sterben. Der Alte besaß eindeutig die Fähigkeit, zu töten – oder leichter Hand eine Art unwiderrufliches Ende herbeizuführen, das eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Tod

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