Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
geschworen haben, Sir Pravuil!«
»Aber ja doch, wie könnte ich das vergessen!«, antwortete Pravuil lebhaft, aber er wich Arthurs Blick wieder aus. »Ich stehe zu meinem Wort! Viel Glück, Mylord, Sir.«
Arthur nickte und machte sich auf den Weg, das offene Gelände zwischen den Kohlepyramiden und der Uhr zu überqueren. Er konnte jetzt den Alten sehen; der Riese kauerte in seiner Denkerhaltung nahe der Ziffer Zwei. Seine Ketten waren immer noch ziemlich straff, und es war klar, dass er sich nicht über das erste Viertel der Uhr hinausbewegen konnte.
Arthur ging langsam auf ihn zu. Er war froh zu sehen, dass die Türen in der Uhr geschlossen waren, obwohl er nur Pravuils Wort als Sicherheit hatte, dass die fürchterlichen Puppenwesen wirklich wieder hineingegangen waren.
Der Alte sah auf, als Arthur das Zifferblatt betrat. Seine Augen waren rot, aber sie waren da. Wenn die Blutspritzer auf seinen Wangen nicht gewesen wären, hätte Arthur bezweifelt, dass sie vor kurzem noch das Ziel einer Axt gewesen waren.
»Seien Sie gegrüßt, Alter!«
Der Alte neigte den Kopf auf eine Weise, die man als äußerst reservierte Begrüßung deuten konnte, aber er sag te nichts und lächelte auch nicht oder gab irgendein anderes Zeichen des Willkommens. Arthur begann nervös zu werden; er dachte an das Gefühl der Kette um seinen Hals und fragte sich, ob sein eigener Kopf auch wieder anwachsen könnte. Irgendwie bezweifelte er das.
»Ich bin zurückgekommen, um zu sehen, ob Sie sich entschieden haben, mir zu helfen oder nicht«, erklärte Arthur und machte einige langsame Schritte auf den Riesen zu. »Sie haben gesagt, Sie würden nicht sehr lange brauchen, um darüber nachzudenken. Dann sind diese Wesen aus den Türen gekommen …«
»Ja«, knurrte der Alte. »Ich habe zu lange überlegt und dich ihnen beinahe ausgeliefert. Wenn du nur eine Sekunde länger auf der Uhr geblieben wärst, hätten sie sich deine Augen geholt.«
»Sie sind heruntergestiegen und haben sich bei jemand anderem bedient«, klärte Arthur ihn auf und versuchte, seinen Ärger im Zaum zu halten. »Warum haben Sie mich nicht früher geweckt?«
»Ich wollte mich prüfen, wollte sehen, ob ich einen schlafenden Jungen so schrecklich für meine Nachtruhe bezahlen lassen könnte«, polterte der Alte. »Letztendlich konnte ich es nicht, und ich bin froh, dass es so ist. Du hast ein paar Antworten verdient, Arthur; stelle mir drei Fragen, und keine mehr, und ich werde antworten.«
Fast hätte Arthur den Alten gefragt, warum nur drei, aber er biss sich noch rechzeitig auf die Zunge. Das hätte mit Sicherheit als Frage gegolten, und dann hätte er nur noch zwei übrig gehabt. Er musste sorgfältig über diese Sache nachdenken.
»Du darfst anfangen«, sagte der Alte und unterbrach Arthurs Gedankenfluss. »Ich gebe dir zwei Minuten, gemessen an dieser Uhr.«
»Zwei Minuten!«, rief Arthur. Er überlegte fieberhaft, dann schnatterte er los: »Wie kann ich die Unwahrscheinliche Treppe benutzen, um von hier in Montags Tagraum zu kommen?«
»Die Unwahrscheinliche Treppe existiert überall, wo es ein Irgendwo zum Existieren gibt«, psalmodierte der Alte. »Du musst dir eine Treppe vorstellen, wo es keine gibt, eine Treppe aus dem, was du gerade siehst, sei es ein dreimal geknickter Grashalm oder eine besondere treppenförmige Wolke. Sodann musst du mit dem Schlüssel in der Hand auf die erste Stufe dieser Treppe springen. Wenn du daran glaubst, dass sie dort ist, wird sie dort sein – zumindest für den Träger des Geringeren Schlüssels.
Sobald du einmal auf der Treppe bist, musst du immer weiter gehen, bis du dort ankommst, wo du hinwillst. Die Unwahrscheinliche Treppe hat viele Absätze, und auf jedem Absatz musst du vielleicht die Treppe neu finden. Wenn du die Fortsetzung der Treppe nicht schnell findest, wirst du stecken bleiben, wo und wann immer du angehalten hast. Die Treppe führt durch alle Sekundären Reiche, sowohl durch Raum als auch durch Zeit, und auch durch das Haus, also musst du wachsam sein. Es ist möglich, irgendwo hängen zu bleiben, wo du auf gar keinen Fall sein möchtest. Das ist sogar wahrscheinlich, denn das liegt im Wesen dieser Treppe. Du brauchst Willenskraft und Macht, um über die Treppe an dein wirkliches Ziel zu kommen. Auch musst du dich vor anderen Reisenden in Acht nehmen, besonders vor den Nichtlingen, denen es manchmal gelingt, einen Weg auf die Treppe zu finden.«
Der lange Zeiger der Uhr bewegte sich und brachte die
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