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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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antwortete nicht gleich, dann sagte er: »Es war nicht dein Fehler. Ich glaube sowieso nicht, dass die Zeichnung überhaupt funktioniert hätte; ich habe es schon bezweifelt, bevor du überhaupt ein Wort gesagt hast.«
    »Dann lässt du mich nicht im Stich?«, fragte Susi kleinlaut. »Lässt mich nicht zurück?«
    »Nein, natürlich nicht!«, entgegnete Arthur. Fast wäre er stehen geblieben, so schockiert war er, dass Susi ihm zutraute, er könnte sie verlassen.
    »Also, ich habe mich an ein paar Dinge erinnert«, erzählte Susi leise. »Ich weiß wieder, wie ich den Pfeifer zum ersten Mal gesehen habe. Meine Mutter hat mich aufs Land mitgenommen und … und mich dort gelassen. Ich als Stadtkind wusste nicht, was ich tun sollte, und dann kam der Pfeifer vorbei, und hinter ihm tanzten die ganzen Kinder …«
    Arthur drückte ihre Hand noch fester. Er wusste, dass es nichts gab, was er hätte sagen können.
    »Merkwürdig, wie alles wieder zurückkommt«, fuhr Susi fort. Sie schniefte ein wenig und zog ein nicht sehr sauberes Taschentuch hervor, um sich die Nase zu put zen. »Muss wohl an der Luft liegen.«
    »Muss wohl«, bekräftigte sie Arthur. »Moment mal … da oben kommt etwas …«
    Sie standen am Rand einer Straße, unter einer heißen Sonne und einem klaren Himmel, der sich nur am Horizont ein paar kleine Wolken gestattete. Die Straße war wenig mehr als eine Fahrrinne; sie war nicht einmal geteert, sondern bestand nur aus Erde und hier und da ein paar unregelmäßigen Pflastersteinen. Kurze, knorrige Bäume in unordentlichen Reihen säumten die eine Seite; auf der anderen Seite, wo Arthur und Susi standen, befand sich eine stoppelige Wiese, und die Ziegen, die sie abgefressen hatten, glotzten sie von einem Hügel aus an.
    »Steine!«, sagte Arthur und zeigte auf einen Haufen weiter unter den Bäumen. »Daraus können wir Stufen machen!«
    Er zog Susi über die Straße und lief mit ihr auf den Steinhaufen zu. Als sie fast dort waren, bemerkte Arthur einen Mann, der auf der Straße in ihre Richtung gelaufen kam. Er rannte schnell, aber in einem gleichmäßigen Rhythmus, der erwarten ließ, dass er sein Tempo lange Zeit würde halten können. Der Mann war dünn und sehnig und trug nur einen Lendenschurz und Sandalen; der Schweiß glänzte auf seiner glatten haarlosen Brust.
    Der Läufer bremste kurz ab, als er sie sah, und wurde noch langsamer, als Susi unbewusst mit den Flügeln schlug. Er stierte sie an und vollführte eine formelle Geste, als ob er seine Augen vor der Sonne abschirmen und gleichzeitig grüßen wollte.
    »Sieg bei Marathon!«, rief er aus. »Die Perser sind geschlagen! Wir danken Nike für den Sieg!«
    Er hielt nicht an, aber wandte die Augen nicht ab, als er vorbeilief, weshalb er fast über eine Steinplatte gestolpert wäre. Auch Arthur und Susi blieben nicht stehen. Sie erreichten den Steinhaufen, und Susi half Arthur, die Steine zu Stufen aufzuschichten; er schwang den Schlüssel und stellte sich die Treppe vor und stieg auf die wacklige Konstruktion, und diesmal war es einfach, und sofort standen sie auf den Marmorstufen, und das weiße Licht umgab sie wieder.
    »Ich glaube, ich weiß, wo das war«, sagte Arthur. »Ich meine, wann das war. In unserer Welt. In der Antike. Ich habe einmal in der Schule gelernt, wo viele berühmte Markennamen herkommen. Er hat gedacht, du wärst Ni ke, die geflügelte Göttin des Sieges.«
    »Ich!«, schnaubte Susi. »Wenn ich diese blöden Flügel abbekäme, würde es keine Verwechslungen geben, schätze ich!«
    »Ich frage mich, ob es möglich ist, an den Absätzen nicht anzuhalten«, sinnierte Arthur. »Ich wette, die Architektin hat nie Welten besucht, ohne es zu wollen. Komm weiter!«
    Sie setzten ihren Aufstieg fort.

K APITEL Z WANZIG
     

     
    A
    rthur begann, die Stufen in einem aberwitzigen Tempo hochzusprinten, wobei er oft mehrere gleichzeitig nahm.
    »Warum … warum so schnell?«, schnaufte Susi.
    »Vielleicht gibt es weniger Absätze, wenn wir schnel ler hochsteigen! Ich weiß nicht, aber es kommt mir irgendwie richtig vor!«
    »Aber wenn nicht, rennen wir nur noch schneller in die Absätze!«
    Arthur gab keine Antwort. Er spürte, dass sie schneller ans Ziel kommen würden, wenn sie schneller liefen, und dass ihnen auf diese Weise vielleicht ein paar Absätze erspart bleiben würden. Aber es war nur ein Gefühl; anscheinend gelang es ihm nie, genug über irgendetwas herauszufinden, angefangen beim Atlas über das Vermächtnis bis hin zum

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