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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Die geöffnete Seite war wie ein Formular gedruckt, und in jedem Abschnitt war in gestochen scharfer Handschrift etwas eingetragen, das offenbar von den gelben Zetteln auf dem Metalldorn abgeschrieben war.
    Da stand NUMMER, BESCHÄFTIGUNG, FRÜHERER NAME, HERKUNFT, VERGEHEN, BESTRAFUNGEN und außerdem, was Arthur schon auf Japeths Identifikationsschild gesehen hatte, nämlich VERDIENT und GESCHULDET.
    Die Zahlen unter VERDIENT und GESCHULDET veränderten sich, während man hinsah; die Ziffern schienen gedruckt zu sein und nicht von der Handschrift, die Arthur für die des Kapitäns hielt.
    »Einer von Grimmigen Dienstags Einfällen«, erklärte Tom düster. »Das Register kann alles selbst schreiben, aber es gefällt ihm, mich hier sitzen zu lassen, damit ich die Neuankömmlinge eintrage. Dieses Register hat die Stelle von mehr als zweitausend Beamten eingenommen – sie wurden freigesetzt und in die Grube geschickt.«
    »Ich muss es zerstören«, sagte Arthur, »dann können die Vertragsarbeiter befreit werden.«
    »Viele Male habe ich versucht, es zu zerreißen oder dem Tisch zu entringen«, erzählte Tom. Er stand über die Flaschen gebeugt und langte behutsam nach einer, in der es hellgelb leuchtete. »Grimmiger Dienstag erschafft starke Werke, insbesondere, wenn es um Sklaverei geht.«
    Arthur versuchte, die aufgeschlagene Seite herauszureißen. Er fand keinen Halt; seine Finger rutschten ab. Dann versuchte er, das Buch hochzuheben, aber es bewegte sich keinen Millimeter. Es kam ihm vor wie ein Metallblock, der mit einer Betonplatte verbolzt war.
    »Ich habe Japeth versprochen, ihn und die anderen Arbeiter zu befreien«, sagte Arthur. Er legte beide Hände auf die geöffneten Seiten des Registers und holte so tief Luft, wie er konnte.
    »Ich, Arthur, Lord Montag, Herrscher des Unteren Hauses, beschwöre die Kräfte des Ersten Schlüssels, um dieses Register zu zerstören! Verwandele jede Seite zu Staub und … und zerschlage den Einband in Stücke!«
    Arthurs Hände wurden heiß, und unter seinen Handflächen wallte Rauch auf. Doch das Buch verwandelte sich weder zu Staub, noch zerfiel es in Stücke. Als Arthur zurücktrat, sah es haargenau wie vorher aus.
    »Mit dem Zweiten Schlüssel gemacht«, erklärte Susi. »Ohne den wirst du nichts ausrichten können, schätze ich.«
    Arthur gab keine Antwort. Er blickte auf das Register herab und beobachtete, wie sich die GESCHULDET-Summe eines bedauernswerten Bürgers, der früher Sargarol geheißen hatte und jetzt nur noch eine dreizehnstellige Nummer und Bohrer Fünfter Klasse war, erhöhte.
    Während er dabei zusah, kam ein gelber Zettel aus der Luft geflattert und landete neben dem Buch. Arthur hob ihn auf und erwartete, das Aktenstück eines neu unter Vertrag genommenen Arbeiters zu sehen.
    Aber es war ein Telegramm; nur fünf Zeilen in ungleichmäßigen Großbuchstaben, die einer wirklich alten Schreibmaschine entstammen mussten und lauteten:
     

    KAPITÄN STOPP DIEBE IM TURM STOPP
    ALLE EINDRINGLINGE TÖTEN STOPP KEINE
    AUSNAHMEN STOPP JEDEN ZWISCHENFALL
    UNVERZÜGLICH MELDEN STOPP GRIMMIGER DIENSTAG ENDE
     

K APITEL F ÜNFZEHN

    A rthur warf einen verstohlenen Blick auf Tom. Der alte Seemann war dabei, die Flaschen auf dem Tisch neu anzuordnen. Ohne das Telegramm direkt anzusehen, verdeckte Arthur es langsam mit der Hand und zog es über den Tisch auf seine Hüfte zu. Als er den Zettel zerknüllte, hustete er, um das Geräusch zu übertönen, und steckte das Papierknäuel dann tief in die Tasche seines Hellmantels.
    »Wie kommen wir hinein?«, wollte Susi wissen, die sich herabgebeugt hatte und in die Flasche schaute, die Tom behutsam vor ihr aufgebaut hatte. »Ist das das Sonnenschiff?«
    »Die Helios. Ein feines Schiff, eines der feinsten in meiner Flotte. Obwohl sie mit den Sonnenwinden des Weltraums und nicht auf den Meeren segelt, die ich so liebe, ist sie mein drittliebstes Schiff, nach der Schaluppe Polly Parbuckle und meiner ophirischen Quinquereme.«
    »Sieht wie eine Metallschildkröte aus«, meinte Susi. Sie blickte Tom an und fügte rasch hinzu: »Das sollte keine Beleidigung sein, Euer Ehren!«
    »Ich habe es auch nicht so aufgefasst, junges Fräulein«, entgegnete Tom. »Sie sieht tatsächlich wie eine Metallschildkröte aus, und das ist eine feine Form fürs Sonnenfahren. Und jetzt darf ich euch bitten, die linke Hand auf die Flasche zu legen und meine Helios intensiv anzusehen, während ich den Spruch aufsage, der uns in die Flasche bringt.

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