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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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du, wir können ihn hochheben?«, fragte Susi an Arthur gewandt. »Ist ein ziemlich kräftig aussehender Bär, auch wenn er aus Wörtern gemacht ist.«
    »Woher soll ich das wissen?«, fuhr Arthur sie gereizt an. »Warum kann er nicht einfach aufwachen und sich nützlich machen?«
    Er vergewisserte sich, dass er auf dem Ast festen Stand hatte, beugte sich über den Bären und versuchte, ihn unter den Arm zu nehmen, aber es gelang ihm kaum, auch nur dessen Vorderpranken aus dem Nest zu heben. Er war unglaublich schwer, schwerer als irgendein Bär aus Fleisch und Blut.
    Auch Susi bemühte sich, ihn anzuheben, schaffte es aber nur bei den Hinterläufen; der dicke Rumpf blieb wie angewurzelt liegen. Selbst mit vereinten Kräften konnten sie ihn nur in eine U-Form biegen – wach wurde der Bär auch davon nicht.
    »Er ist zu schwer«, musste Arthur sich eingestehen.
    »Der Kapitän könnte ihn bestimmt tragen«, meinte Susi. »Dieser Dampf hat aufgehört … oh … Rauch!«
    Sie zeigte zu der Stelle. Die Dampffontäne war verschwunden, aber stattdessen ragte jetzt eine dichte Rauchsäule in den Himmel. Dann hörten sie ein merkwürdiges Knistern, und eine lautlose Vibration lief durch den Baum und ließ sie erzittern. Ein unmenschlicher, grauenhafter Schrei gellte durch den Wald, gefolgt von einem triumphierenden Ruf des Seemanns.
    »Schätze, das war die ›Freundin‹ des Kapitäns«, flüsterte Susi und betastete mit schmutziger Hand ihr Gebiss. Auch Arthurs Zähne fühlten sich ungewöhnlich an, irgendwie taub, doch diese Empfindung ging schnell vorüber.
    »Solange der Richtige mit ihr Bekanntschaft macht, soll es mir recht sein«, meinte Arthur. Er legte die Hände wie einen Trichter um den Mund und rief: »Kapitän! Kapitän! Wir brauchen Sie, um das Vermächtnis zu tragen!«
    »Aye, ich höre dich!«, erschallte die Antwort. »Ich komme zurück!«
    Tom folgte seinen Worten ein paar Minuten später und tauchte, jetzt wieder ohne Harpune, aus dem Blätterdach auf. »Wir müssen uns beeilen. Das war ein Sonnenschemen, und da sind noch andere, die versuchen, die Helios fortzuziehen. Sie haben Mittel und Wege, durch das immaterielle Glas zu gelangen.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, dass es außer über die Treppe und mit Ihrem Sonnenschiff keinen Weg gibt«, wunderte sich Susi, während Tom den Sonnenbären aufhob und sich so mühelos über die Schulter warf, als wäre er ein Daunenkissen.
    »Das habe ich auch geglaubt, Mädchen, das habe ich auch geglaubt«, murmelte Tom in seinen Bart. »Ich frage mich … aber uns bleibt keine Zeit für Fragen. Rasch, zum Schiff!«
    »Was ist ein Sonnenschemen?«, erkundigte sich Arthur bei Susi, während sie hastig in den kühlen Schatten des Dschungels hinabkletterten. Selbst mit der Last des Sonnenbären auf der Schulter war Tom ihnen schon ein gutes Stück voraus.
    »Weiß nich genau«, antwortete Susi. »Es gibt einen ganzen Haufen unterschiedlicher Schemen, und ich kenne nicht alle. Im Prinzip sind es Nichtlinge, die aus dem Haus in die Sekundären Reiche gelangt sind.«
    »Fräulein Blau hat zu einem gewissen Grad Recht«, rief Tom zurück. Er war zehn oder zwanzig Meter vor ihnen und vom Unterholz verborgen, sodass sein Kommentar ein kleiner Schreck für Arthur und Susi war. »Alle Schemen waren einmal Nichtlinge, doch in den Sekundären Reichen nehmen sie die Natur des Ortes an, den sie bewohnen. Sonnenschemen sind im Grunde eigenwillige Wesenheiten aus stellarem Plasma. Doch hier sollte es eigentlich keine geben, nicht im heißen Zentrum eines Sterns. Für gewöhnlich schwärmen sie nur in den Randbezirken.«
    »Er hat verdammt gute Ohren«, flüsterte Susi.
    »Schwärmen?«, fragte Arthur nach; dieses Wort gefiel ihm nicht.
    »Typischerweise zerteilt sich der entkommene Nichtling in mehrere Hundert Schemen. Lasst euch von keinem umarmen, falls sie über uns herfallen; selbst ein Hellmantel mit Sternenkapuze wird ihrem Kuss nicht lange standhalten!«
    »Äh, am besten gehen wir an Bord, ohne einem zu begegnen«, schlug Arthur vor. Er beschleunigte seine Schritte und bespritzte Susi durch seine eigenartige, stolpernde Gangart.
    »Dafür ist es zu spät«, stellte Tom fest, als sie aus dem Dschungel auf den Strand traten und eine neuerliche Dampffontäne aus dem Meer aufstieg.
    Der Sonnenschemen war nicht sichtbar, aber die Dampfsäule bewegte sich langsam aufs Ufer zu; in ihrem Umkreis zischte und brodelte das Wasser.
    »Kann das Meer ihn nicht löschen?«, fragte

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