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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Verstand.
    Vielleicht hat Tom doch Grimmigen Dienstags Telegramm zu Gesicht bekommen? Oder er hat von Anfang an geplant, uns hierherzulocken? Er hat uns hergebracht, um uns hier zurückzulassen, allein auf dieser Urwaldinsel im Zentrum der Sonne. Wir werden niemals nach Hause finden …
    »Hier oben!«, rief Tom.
    »Wo?«, rief Arthur zurück; er konnte den Kapitän hören, aber er sah ihn nirgends, nur den Dschungel und Susi, die mit den Augen aufmerksam die Bäume absuchte.
    »Hier!«, ließ sich Tom erneut vernehmen, und dieses Mal entdeckte Arthur eine Hand, die durch das Blätterdach gestreckt wurde und winkte. »Ihr könnt auf der anderen Seite hochklettern.«
    Arthur und Susi verließen das Bachbett und bahnten sich einen Weg durch große Büsche mit blassgelben Blüten, vorbei an Schleuderpflanzen und bizarren, spitz zulaufenden Epiphyten, bis sie plötzlich vor dem Stamm eines gewaltigen Baumes mit ausladender Krone standen. Der Stamm war über und über mit Schlingpflanzen bewachsen, die eine natürliche Leiter in die oberen Regionen des Dschungels bildeten. Arthur und Susi kletterten mühelos daran empor, arbeiteten sich durch das Blätterdach und fanden sich unvermittelt in strahlendem Sonnenschein wieder.
    Tom erwartete sie bereits; er hatte sich auf einem kräftigen, waagerecht abstehenden Ast niedergelassen, neben einem Gebilde, das man nur als Nest bezeichnen konnte, denn die kreisrunde Fläche bestand aus zweckmäßig ineinandergewobenen Zweigen und Schlingpflanzen.
    In der Mitte lag, offensichtlich schlafend, ein kleiner Bär. Abgesehen von der etwas helleren Schnauze und einer sichelförmigen, leuchtend gelben Blesse auf der Brust war er glänzend schwarz. Aber er hatte einen Schwanz, was Arthurs Kenntnisse über Bären etwas ins Wanken brachte. Falls es überhaupt ein Bär war. Er war nicht sonderlich groß, vielleicht halb so groß wie Arthur, aber um die Mitte herum dicker.
    »Da ist er«, sagte Tom, »Teil Zwei des Vermächtnisses! Und, wenn mich meine Erinnerung an eine meiner Reisen zu den Gewürzinseln nicht trügt, in der Gestalt eines Sonnenbären.«
    Arthur kletterte näher heran, um den Sonnenbären genauer in Augenschein zu nehmen. Der bewegte sich nicht, doch das langsame Heben und Senken seines Brustkorbs deutete darauf hin, dass er nur schlief. Arthur beugte sich dicht über ihn und besah sich das Fell. Und tatsächlich, als er nur noch vier oder fünf Zentimeter davon entfernt war, konnte er erkennen, dass das vermeintliche Fell in Wirklichkeit aus tausenden von kleinen, herumwirbelnden Buchstaben bestand.
    »Was ist los mit ihm?«, fragte Arthur, als der Sonnenbär weder erwachte noch sonst zu erkennen gab, dass er die Anwesenheit seiner Besucher bemerkte. »Schläft er? Oder hält er Winterschlaf?«
    »Sonnenbären …«, begann Tom, kam aber nicht weiter, weil vom Strand das Donnern einer Explosion herüberschallte. Arthur, Tom und Susi fuhren herum und sahen einen gewaltigen Dampfgeysir aus dem Wasser schießen – genau an der Stelle, wo die Helios vor Anker lag.
    »Oh, oh«, sagte Susi und legte instinktiv die Hand auf das Heft ihres Entermessers. »Ist das Grimmiger Dienstag?«
    »Nein«, erwiderte Tom. »Abgesehen von der Unwahrscheinlichen Treppe gibt es keine Möglichkeit, diese Insel ohne die Helios zu erreichen – und die Treppe würde Dienstag nicht zu betreten wagen. Ich nehme eher an, dass wir einen Wächter oder Aufpasser geweckt haben. Ich werde mich darum kümmern.«
    Unvermittelt erschien die Harpune in seiner linken Hand und funkelte in ihrem düsteren Glanz.
    »Aber was ist mit dem Vermächtnis?«, fragte Arthur und stieß den Bären mit dem Finger an, wobei er dessen lange, scharf aussehende Krallen nicht aus den Augen ließ. Ein schwaches goldenes Glühen umspielte den Finger, doch der Bär rührte sich nicht. »Was machen wir mit ihm?«
    Tom kletterte bereits den Baum hinunter, aber er hielt an und sah nachdenklich zu ihnen hoch. Dabei beobachtete er aus den Augenwinkeln den Strand, wo der Dampf weiterhin zwanzig, dreißig Meter hoch in die Luft geschleudert wurde.
    »Was hast du mit ihm vorgehabt?«, fragte der Seemann.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Arthur aufgebracht. »Ich dachte, es wäre wie beim Ersten Teil des Vermächtnisses, nämlich dass es mir sagen würde, was ich tun soll. Und jetzt liegt es nur hier herum!«
    »Dann nimm es mit. Wir sollten uns nicht länger hier aufhalten«, meinte Tom; dann war er hinter Zweigen verschwunden.
    »Glaubst

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