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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Schlüssels!
    Arthur spürte, wie diese Macht von den Handschuhen in seinen Körper strömte und wieder hinaus. Er war sowohl Auffangbecken als auch Kanal. Die Macht stieg in seinem Inneren auf, und als er voll davon war, lief sie über und durch seine Hände in ihn zurück. Er konnte fühlen, wie die neue Dammmauer entstand, wie der immaterielle Stahlbeton aus seinen Händen quoll und sich wie verschüttete Tinte auf einem Blatt Papier ausbreitete.
    »Es funktioniert!«, schrie er triumphierend. Im selben Moment plumpste ein stierköpfiger Nichtling hinter ihm auf den Boden und ging, die spitzen Hörner direkt auf Arthurs Rücken gerichtet, sofort zum Angriff über.

K APITEL Z WEIUNDZWANZIG

    D em Nichtling erging es nicht besser als den Backsteinen, denn der Schlüssel hatte einen geringen Teil seiner Macht abgezweigt, um Arthurs Befehl auszuführen und die schützende Sphäre aufrechtzuerhalten. Der Junge spürte etwas gegen seinen Nacken spritzen, aber es war nicht genug, um ihn von seiner Aufgabe abzulenken.
    Weitere Nichtlinge landeten und griffen an und mussten das Schicksal ihres Vorgängers teilen. Keiner konnte gegen die Macht des Zweiten Schlüssels bestehen. Viele erkannten das und flohen in der Hoffnung, einen Weg ins Haus oder die Sekundären Reiche zu finden. Andere kletterten, als die neue Mauer wuchs, weiter am Damm hoch und versuchten hastig, noch einen Stein herauszuziehen, noch ein Stück Mörtel zu zerbröseln. Nicht wenige wurden eingeschlossen, während der neue Damm sich seinen Weg nach oben bahnte, und erstickten im immateriellen Stahlbeton.
    Nur ein Nichtling versuchte weder anzugreifen noch Steine aus dem Damm zu klauben, noch suchte er sein Heil in der Flucht – ein seltsamer Nichtling, der Arthur aus einem Versteck hinter einem durchlöcherten Dampfkessel beobachtete, welcher hier im tiefsten Teil der Grube seinen letzten Ruheplatz gefunden hatte.
    Die lauernde Gestalt sah nicht wie ein gewöhnlicher Nichtling, sondern von der linken Seite wie ein ganz normaler Junge aus – genau genommen wie Arthur in seiner Schuluniform – und von der rechten Seite wie ein Skelett mit blanken, ockergelben Knochen. Von vorne war die Kreatur ein abstoßendes Wesen mit Doppelgesicht, halb lächelnder Junge und halb grinsender Totenschädel.
    Als klar war, dass der Damm neu errichtet werden würde und das Nichts in naher Zukunft keine Chance mehr hätte, ihn zu überwinden, legte sich der Skelettjunge in den Dampfkessel und faltete die Hände über der Brust, eine fleischige und eine knochige. Er hatte es nicht eilig. Der Bote, der gekommen war, um seine ungewöhnliche Geburt zu beobachten, hatte verschiedene interessante Möglichkeiten angeboten, je nachdem, was mit dem Damm geschehen würde. Arthurs Erfolg hatte der Bote nicht für wahrscheinlich gehalten, aber auch für diesen Fall hatte er vorgesorgt und dem Skelettjungen gesagt, was zu tun sei.
    Arthur, der sich seines merkwürdigen Beobachters nicht bewusst war, spürte ein Zucken in den Fingern. Er blickte nach oben und sah, dass sein Sonnenblühen verblasste, doch die neue Betonmauer leuchtete im Sternenlicht, und das reichte aus, um zu erkennen, dass sie vollendet war. Nirgends gab es mehr Anzeichen für austretendes Nichts, nirgends mehr Nichtlinge. Nur Yan war noch da, er lag zusammengekauert auf dem Boden.
    Der Groteske atmete noch, aber nur sehr schwach. Als Arthur langsam zu ihm hinüberging, öffnete er ein Auge.
    »Ist nicht mehr nötig, uns jetzt wieder zu erschaffen«, flüsterte er. »Wer hätte gedacht, dass der Grimmige so schlecht gearbeitet hat? Ein Schwertstreich, der alle sieben dahinrafft … Wir wollten nicht sein, was wir wurden, Arthur. Vergesst das nicht!«
    Sein Blick umwölkte sich, und sein Kopf fiel zurück. Als er den Boden berührte, veränderte sich das Gesicht des Grotesken und nahm die Züge der drei gutaussehenden Bürger an, aus denen Grimmiger Dienstag seine sieben Diener erschaffen hatte. Dann wurde es wieder zu Yans Gesicht, kalt und tot.
    Arthur sah weg. Jetzt war er wirklich allein, in den tiefsten Tiefen der Grube. Das Sonnenblühen war nur noch ein schwacher Funken weit über ihm, und die Schatten krochen an der Dammmauer empor.
    Er fühlte sich völlig ausgelaugt, zu müde, um irgendetwas zu tun; er war sogar zu matt, um sich den Steinstaub und den seltsamen Schleim von den Schultern und aus den Haaren zu wischen. Seine Arme schmerzten, als ob er längere Zeit schwer getragen hätte.
    Arthur gab seiner

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