Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag
Spalten leckte Nichts hervor.
»Ich würde aufgeben, wenn ich du wäre, Arthur«, sagte der Bürger. Seine Stimme war hypnotisch, und Arthur merkte, dass er gespannt zuhörte; er wünschte sich, dass diese Stimme ewig weiterredete. »Das ist dir alles über den Kopf gewachsen. Es ist doch viel leichter, sich in sein Schicksal zu ergeben. Lass den Damm fallen, lass das Nichts das Haus und die Sekundären Reiche wegspülen …«
Beim letzten Wort machte er plötzlich einen Ausfall auf Arthurs Kehle, aber der Schlüssel war auf ihn vorbereitet, obwohl der Schlüsselträger es nicht war. Die Panzerhandschuhe fingen die Klinge auf, verbogen sie und brachen sie entzwei. Dann bohrte sich das abgebrochene Ende des Degens tief in die rotseidene Weste des Bürgers.
»Ah, immun gegen die Stimme«, stöhnte der Bürger und wich zurück. Er sah verblüfft auf das goldene Blut, das an seiner Weste herablief. »Ein Treffer! Einer reicht, um das Gefecht zu beenden, so sind die Regeln. Jetzt sollen sich andere versuchen!«
Damit schlug er auf einen Knopf, der in der Luft erschienen war. Der Aufzug wurde sichtbar, der Bürger wankte hinein, die Tür schloss sich, und ein Lichtstrahl schoss nach oben auf die weit entfernte Decke zu und war schnell außer Sicht.
Arthur starrte dem verschwindenden Strahl nach und war völlig verwirrt. Dieser Bürger war offensichtlich kein Diener des Grimmigen Dienstag gewesen. Auch war er kein Nichtling. Oder etwa doch? Warum wollte er, dass das Nichts das Haus zerstörte?
Und wo waren überhaupt die Nichtlinge? Grimmiger Dienstag hatte doch gesagt: »Einer hier, eintausend unten.«
Arthur drehte sich um und sah an der Dammmauer hoch. Plötzlich wusste er, wo die Nichtlinge waren: Sie hingen in luftiger Höhe über ihm in der Wand und rissen mit Händen und Krallen und Tentakeln und Klauen Steine aus der Mauer. Es mussten tausende sein.
Und dieser gewaltige Damm aus speziellen Steinen war es, der die große Masse des Nichts zurückhielt.
Ein rissiger und undichter Damm, der von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde.
Ein Damm, den Arthur reparieren musste.
Steine sind nicht gut genug, dachte Arthur. Die Nichtlinge können sie herausziehen. Stahlbeton, das ist es! Magisch verstärkter Stahlbeton!
Er erhob seine in den Panzerhandschuhen steckenden Hände und begann, sich zu konzentrieren; dabei murmelte er:
»Backsteine zu Stahlbeton, speziellem Stahlbeton, Beton, der immateriell ist, so wie meine Stiefel, nur tausendmal stärker und tausendmal widerstandsfähiger.«
Er fühlte, wie die Handschuhe von der Kraft des Schlüssels vibrierten, aber als er am Damm hinaufsah, konnte er keine Veränderung feststellen. Schlieren dicken, dunklen Nichts breiteten sich aus, während die Nichtlinge den Mörtel zerkratzten und die Steine zertrümmerten.
Arthur hörte hinter sich ein Krächzen. Er fuhr herum, bereit, einen weiteren Angriff abzuwehren. Aber es war nur Yan, der sich mühsam auf einen Ellbogen gestützt hatte.
»Berührt die Backsteine«, wisperte er. »Berührt die Backsteine, um sie zu verwandeln!«
Arthur nickte und rannte auf den Damm zu. Ein Stein segelte an seinem Ohr vorbei, und dann traf ein anderer sein verkrüppeltes Bein. Er schrie auf und stürzte und hielt die Hände über den Kopf.
»Schlüssel, beschütze mich!«
Das grüne Leuchten in Arthurs Hellmantel dehnte sich zu einer Sphäre aus, die ihn völlig umgab. Immer mehr Steine regneten herab, aber wenn sie auf die grüne Barriere trafen, zerfielen sie zu Staub. Hustend und halb blind torkelte Arthur vorwärts und schaffte es, beide Handflächen an die Mauer zu legen.
Kurz blickte er nach oben hoch und sah Nichtlinge jeder Gestalt und Größe auf sich zukommen. Manche flogen, manche rutschten, andere sprangen einfach, und einige liefen an der Wand hinab wie Fliegen an einer Fensterscheibe. Aber keiner würde ihn innerhalb der nächsten dreißig Sekunden erreichen können, schätzte Arthur.
Er lehnte sich gegen die Mauer und verlagerte sein ganzes Gewicht auf die Handflächen; dann stellte er sich die Staudämme vor, die er schon gesehen hatte, sei es in natura oder auf Bildern.
Der größte, stärkste Staudamm überhaupt. Stahlbeton. Immaterieller Stahlbeton. Dutzende von Metern dick, über dem bestehenden Steindamm. Undurchdringlich. Unempfindlich gegen Nichts. Zu glatt für Finger, Krallen, Klauen, Tentakel oder Zähne. Eine richtige Staudammmauer. Eine mächtige Wand! Errichtet mit der Macht des Zweiten
Weitere Kostenlose Bücher