Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
spuckend tauchte er wieder auf. »Wollen Sie damit sagen, dass die Scheibe tatsächlich etwas bewirken kann?«
»So behauptet es die Legende«, erklärte Sonnenstich. »Doktor Scamandros wüsste es sicherlich genauer als ich, aber er weilt nicht mehr unter uns, ebenso wie unser verstorbener Kapitän Katzenkissen.«
»Ich hoffe, dass Scamandros immer noch lebt«, widersprach Arthur. »Wahrscheinlich konnte die Balaena nur aus irgendeinem Grund nicht warten … man kann nie wissen. Der Doktor hat die Schlacht mit Fieberauge überlebt. Er ist zu mir entkommen, und … ich werde es Ihnen später erzählen. Was berichtet denn die Legende über das Funktionieren dieser Scheibe?«
»Man spricht hinein, und der Mariner hört einen«, erklärte Sonnenstich.
»Das habe ich bereits getan!«, widersprach Arthur. »Und zwar mehr als einmal, als mich die Welle vom Krankenhaus aufs Meer gespült hat. Karpfen, Sie müssen Kontakt zum Mariner herstellen!«
»Hatte er graues Haar, oder war es mehr weiß?«, wollte der Karpfen wissen.
»Ich glaube, dieser Wal schrumpft tatsächlich«, sagte Susi.
Alle drehten sich im Wasser um, um ihre Behauptung zu überprüfen.
»Ich weiß nicht«, meinte Arthur. »Für mich sieht er immer noch genauso groß aus.«
»Schau genau hin!«, sagte Susi. »Er wird kleiner!«
»Aye, sie schrumpft«, bestätigte Sonnenstich. »Aber wird sie auch genug schrumpfen?«
»Wie dem auch sei«, sagte Arthur. »Auch wenn sie schrumpft, wollen wir ihren Appetit nicht mit vielen vor ihrem Rachen schwimmenden Bürgern anregen. Ich schnappe mir den Karpfen und schwimme zu ihr hin, und alle anderen schwimmen im rechten Winkel weg. Verstanden?«
»Niemals«, teilte ihm Blatt mit. »Ich bleibe bei dir, Arthur. Du bist mein Rückfahrschein nach Hause.«
»Ich will sehen, was passiert!«, rief Susi. »Außerdem, falls sie normale Größe annimmt, können wir dir vielleicht helfen, gegen sie zu kämpfen, wenn es dazu kommen sollte.«
»Sonnenstich, können wenigstens Sie das Wegschwimmen der Bürger in die Wege leiten?«, flehte Arthur. »Ich halte es wirklich für möglich, dass Mittwoch der Versuchung nicht widerstehen kann!«
»Aye, aye, Sir!«, antwortete Sonnenstich. Er legte einen Finger salutierend an die Stirn und tauchte unter.
»Das ist genau das, was ihr beiden auch tun solltet«, redete Arthur den zwei Mädchen ins Gewissen. »›Aye, aye‹ sagen und wegschwimmen.«
»Na klar, das sähe uns auch ähnlich!«, spöttelte Blatt. »Du musst nicht alles allein tun, Arthur.«
Arthur gab keine Antwort; er fing einfach an, dem sich nähernden Leviathan entgegenzuschwimmen. Aber insgeheim war er froh, nicht allein zu sein. Und Mittwoch wurde wirklich kleiner; vielleicht würde ja alles ganz einfach ablaufen.
»Bedeutet das, ich brauche den Verstand des Mariners gar nicht mehr zu erreichen?«, wollte der Karpfen wissen. »Du hast also dein Vertrauen in mich wiedererlangt?«
Arthur spie etwas Wasser aus und sagte: »Ja. So könnte man das sagen.«
Er pausierte, um eine Weile Wasser zu treten und sich auszuruhen, und sah hinter sich. Die Bürger schickten sich sehr gemächlich an, in die andere Richtung zu schwimmen. Aber das war nicht alles, was sich Arthurs Blicken darbot.
»Ist das ein Schiff am Horizont?«
»Eine zweimastige Brigg unter vollen Segeln«, sagte Blatt, die ihre Augen mit einer Hand beschattete. »Siehst du, ich habe meine Zeit auf der Gottesanbeterin genutzt! Albert … Albert war auch ein guter Lehrer.«
»Der Schiffsjunge!«, sagte Arthur und wurde plötzlich von Entsetzen gepackt. »Ich habe ihn nicht gesehen! Kann es sein, dass wir ihn zurückgelassen haben?«
»Nein«, sagte Blatt mit sehr leiser Stimme. Ihre Augen wurden rot, auch wenn Arthur auf ihrem meerwasserüberspülten Gesicht keine Tränen sehen konnte. »Er … Albert wurde … Albert kam ums Leben, als Fieberauge das Schiff angegriffen hat. Ich habe versucht, nicht daran zu denken … deshalb will ich auch nach Hause … ich … ich will keine Abenteuer mehr.«
Arthur schwieg. Er wusste nicht, was er hätte tun oder sagen können.
»Er hat lange gelebt«, sagte Susi schließlich tröstend. »Ich glaube, er hat viele gute Zeiten mitgemacht, auch wenn er sich nicht mal an ein Zehntel erinnern konnte, wegen dem Waschen zwischen den Ohren. Und wie alle Kinder des Pfeifers wäre er schon vor langer Zeit gestorben, wenn er auf der alten Erde geblieben wäre. Erinnere dich immer daran, was er dir beigebracht hat; dann wird
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