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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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er immer bei dir sein. Das ist das, was wir sagen, wenn einer von uns geht.«
    »Kalter Mittwoch ist fast da«, dröhnte der Karpfen plötzlich. »Die Zeit ist gekommen, mich aus meinem Glas zu befreien! Lord Arthur, bitte drehe den Deckel ab!«
    Arthur fuhr sich über die Augen, trat kräftig mit den Beinen und hielt das Glas hoch.
    »Fieberauge ist tot, und mit ihm sein Bann«, erklärte der Karpfen. »Ich habe mich an dieses Glas gewöhnt, aber jetzt werde ich mir in keiner Weise mehr Beschränkungen auferlegen lassen!«
    Arthur schraubte den Deckel ab und tauchte wieder unfreiwillig unter, bis Blatt und Susi ihm hochhalfen. Sie konnten viel wirkungsvoller Wasser treten, als es ihm möglich war, und er wusste ihre Hilfe zu schätzen, auch wenn gelegentlich einer ihrer Tritte sein Bein traf statt eine freie Stelle Meerwasser.
    Der Karpfen schwamm in die Freiheit. Ein winziger Goldfisch, der sich herumdrehte, um einem anstürmenden Wal die Stirn zu bieten.
    »Mittwoch!«, donnerte der Karpfen. »Ich, Teil Drei des Vermächtnisses unserer Höchsten Schöpferin, der Höchsten Architektin von Allem, fordere dich auf, deine Pflicht als Treuhänderin des besagten Vermächtnisses zu erfüllen!«
    Kalter Mittwoch wurde langsamer und schrumpfte schneller, doch sie näherte sich weiterhin. Als sie noch zehn Meter entfernt war, hatte sie noch die Größe eines missgestalteten Delfins. Sie sprang in die Luft – und als sie wieder herunterkam, war sie eine Frau, die auf dem Meer stand, als wäre es Land.
    Sie war nicht mehr das formlose, klumpige Ding, das Arthur zuvor gesehen hatte. Sie war schön, tadellos gekleidet in ein Kleid aus schimmerndem Perlmutt, und der Dreizack des Dritten Schlüssels leuchtete in ihrer Hand. Einzig das unkontrollierte Zittern dieser Hand und das blaue Blut, das von ihrer aufgebissenen Lippe rann, zeugte von den Schwierigkeiten, die es ihr bereitete, solch ein stattliches Erscheinungsbild aufrechtzuerhalten.
    »Ich, Mittwoch, Treuhänderin der Höchsten Architektin von Allem, erkenne den Dritten Teil des Vermächtnisses an und frage, in wessen Hände ich geben soll, was mir anvertraut wurde.«
    Arthur wusste, was als Nächstes zu kommen hatte. Ohne sich von dem Karpfen soufflieren zu lassen und von Blatt und Susi über Wasser gehalten, sprach er rasch, aber deutlich.
    »Ich, Arthur, gesalbter Erbe des Königreichs, beanspruche diesen Schlüssel und mit ihm die Herrschaft über die Grenzsee. Ich beanspruche dies von Geburts und Erwerbs wegen, aus der Wahrheit heraus, auf Grund des Testamentes und gegen allen Widerstand.«
    Der Dreizack flog aus Mittwochs Hand in Arthurs. Als seine Finger sich darum schlossen, spürte er, wie er aus dem Meer aufstieg und Susi und Blatt ihn losließen.
    Gleichzeitig schrie Kalter Mittwoch vor Schmerzen auf, krümmte sich und sank ins Wasser. Sie drückte krampfhaft die Hände auf ihren Bauch und wälzte sich herum, während sich ihre Arme und Beine ballonartig aufblähten.
      

       
    »Seien Sie, wie Sie waren«, befahl Arthur und richtete den Dritten Schlüssel auf sie. »Als Sie niemals hungrig waren, als die Architektin noch da war.«
    Die Aufgedunsenheit ging zurück, doch Mittwoch blieb in ihrer gekrümmten Haltung und sank weiter.
    »Treiben Sie auf dem Wasser!«, befahl Arthur. Er merkte, wie der Dreizack in seinem Griff summte, und einen Augenblick lang leuchtete die See um Mittwoch in einem dunklen, satten Blau. Mittwoch tauchte mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf.
    »Zu spät, Lord Arthur«, krächzte die Bürgerin. »Mein Inneres ist vergiftet. Nichts frisst an meinem Fleisch und meinen Knochen, und bald werde ich nicht mehr sein. Doch ich danke Euch, denn ich wollte nicht enden, so wie ich war als gewaltiges Ungeheuer, dem der Hunger den Verstand geraubt hat. Regiert meine Grenzsee weise, Lord Arthur!«
    Etwas Kleines und Juwelenartiges glitzerte in ihrem Mund, während sie sprach. Es lag lange genug bebend auf ihrer Unterlippe, dass Arthur begreifen konnte, um was es sich handelte, und in dem Moment, als es fiel, richtete er die Macht des Dritten Schlüssels darauf.
    »Balaena«, sagte er und sprach den Namen aus, damit seine Anweisungen nicht fehlgeleitet würden. »Schwebe dort hinüber und bleibe unterdessen klein.«
    Er deutete mit dem Dreizack, und die winzige, zigarrenähnliche Form, die die Balaena war, schwebte durch die Luft zu einer freien Stelle der See. Arthur senkte die Spitze seines Dreizacks, und das Tauchboot sank langsam herab.

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