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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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nicht weiß, wie.«
    »Wie lange wird er dafür brauchen?«, fragte Arthur noch einmal. Der schlimmste Fall war eingetreten – seine Familie war in Gefahr. Die beiden Grotesken des Grimmigen Dienstags fielen ihm wieder ein, die ihren fauligen Atem des Vergessens bei seinem Vater ausgehaucht hatten, und er erinnerte sich nur zu gut an den schrecklichen Moment, als der graue Nebel über seinen Vater waberte. Und jetzt war seine Familie erneut bedroht, und er steckte im Haus fest, sodass sie der Bedrohung wehrlos ausgeliefert waren.
    Ich muss ihnen helfen, dachte Arthur verzweifelt. Es muss doch etwas geben … jemanden …
    »Ein paar Tage, denke ich. Aber mit Gewissheit kann ich es nicht sagen«, unterbrach Scamandros seine düsteren Gedanken.
    Arthur sah zu Blatt hinüber, die seinen Blick erwiderte.
    »Ich schätze, wir denken beide dasselbe«, sagte sie. »Du kannst nicht zurück, oder die ganze Welt geht hops. Aber ich könnte gehen und versuchen, diesen Geistfresser loszuwerden.«
    »Ich weiß nicht so recht«, meinte Arthur. »Das hört sich sehr gefährlich an. Vielleicht könnte Montags Mittag –«
    »Keine Einmischung!«, donnerte Dame Primus. »Du kennst das Ursprüngliche Gesetz! Die Sterbliche darf dorthin zurückkehren, wo sie hergekommen ist, aber niemand darf das Werk der Architektin besudeln.«
    »Es ist schon mehr als nur ein bisschen besudelt worden, würde ich sagen«, erwiderte Arthur gereizt. »Wie kommt es, dass die Bösen tun und lassen können, was sie wollen, aber immer, wenn ich etwas unternehmen will, heißt es ›ich darf nicht‹? Was bringt es dann überhaupt, Rechtmäßiger Erbe zu sein? Ich habe dadurch nichts als Schwierigkeiten!«
    Niemand antwortete auf Arthurs Frage, und ihm fiel auf, dass alle seinem Blick auswichen – und keiner sagte, er solle sich benehmen. Er kam sich plötzlich eigenartig vor und wünschte, jemand würde einfach sagen: »Halt die Klappe, Arthur, es gibt Arbeit für uns!«
    »Ist es überhaupt möglich?«, durchbrach Blatt die Stille. »Sich den Geistfresser vom Hals zu schaffen, meine ich?«
    Arthur und Blatt sahen Scamandros fragend an. Die Tätowierungen auf seinem Gesicht spiegelten Besorgnis wider und zeigten wacklige Türme, die Stein um Stein errichtet wurden und einstürzten, sobald die letzte Reihe gelegt war.
    »Ich glaube schon. Aber dazu müsste man den Gegenstand finden, der zur Erschaffung des Geistfressers verwendet wurde. Das wird ein persönliches Besitzstück der Zielperson sein, das mit Zaubersprüchen überzogen ist. In diesem Fall etwas von dir, Arthur, das du ziemlich lange dicht bei dir gehabt und dann vielleicht verloren hast. Ein Lieblingsbuch oder ein Löffel oder vielleicht ein Kleidungsstück. Etwas in dieser Art.«
    Arthur runzelte ratlos die Stirn. Was konnte er verloren haben, das diesem Erfordernis entsprach?
    »Wann soll das gewesen sein?«, fragte er.
    »Nun, es hat sicher länger als ein Jahr nach Hauszeit gedauert, den Geistfresser aus Nichts wachsen zu lassen«, antwortete Doktor Scamandros.
    »Ein Jahr … Wie lange ist es her, seit mir Herr Montag den Minutenzeiger gegeben hat?«, wollte Arthur wissen. Für ihn war es erst diese Woche gewesen, doch im Haus war es viel länger her. »In Hauszeit, meine ich?«
    »Anderthalb Jahre«, erwiderte Dame Primus steif. Sie hatte die Agenda aufgeschlagen vor sich liegen und tippte mit einem goldenen Stift darauf herum. Bei jeder Berührung bewegte sich einer der Tagesordnungspunkte nach oben oder unten oder auf eine Seite weiter hinten im Buch.
    »Es müssen Herrn Montags Bringer gewesen sein«, sagte Arthur nachdenklich. »Oder vielleicht einer der Grotesken des Grimmigen Dienstags. Aber mir fällt nichts wirklich Persönliches ein, was ich verloren haben könnte oder vermisse.«
    »Du könntest den Atlas danach fragen«, schlug Dame Primus vor. »Du trägst den Dritten Schlüssel bei dir, also wird der Atlas antworten.«
    Arthur zog den Atlas aus seiner Tasche, legte ihn auf den Tisch und nahm den kleinen Dreizack, der der Dritte Schlüssel war, in die rechte Hand. Jedoch begann er nicht, sich auf eine Frage zu konzentrieren, um sie dem Atlas zu stellen. Stattdessen legte er den Dreizack nach kurzem Zögern wieder nieder; die Zinken zeigten auf die ausgesparte Mitte des Tisches.
    »Ich muss Acht geben, wie oft ich den Schlüssel einsetze«, sagte er langsam. »Diesen hier habe ich schon ziemlich oft in der Grenzsee benutzt, und ich will mich nicht in einen Bürger verwandeln.

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