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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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gewöhnlich.«
    »Aber darum geht es ja«, argumentierte Nage. »Die Grenzer haben berichtet, dass merkwürdige Dinge in der flüchtigen Region vor sich gehen. In den letzten paar Monaten hat es dort eine solide Landschaft gegeben, und man kann sogar das Nichts vom Klartor aus nicht mehr sehen. Laut dem jüngsten Bericht marschieren von irgendwoher Kolonnen von Nichtlingen in diese Gegend. Organisierte Nichtlinge.«
    »Organisierte Nichtlinge?«, schnaubte Pravuil verächtlich. »Die Nichtlinge sind gar nicht fähig, sich zu organisieren. Sie tauchen aus dem Nichts auf, sie kämpfen stumpfsinnig – auch gegeneinander, wenn sie nicht ins eigentliche Haus kommen können – und gehen zurück ins Nichts, wenn wir sie töten. So war es schon immer, und so wird es immer sein.«
    »Bei allem Respekt, Major, aber so ist es im Moment eben nicht«, schaltete sich eine neue Stimme ins Gespräch ein. Ein Bürger im sandfarbenen Uniformrock eines Grenzers stand an der Tür stramm, den Langbogen auf den Rücken geschnallt. An Gesicht und Händen trug er die Narben alter Wunden, die ihm die Nichtlinge zugefügt hatten, was typisch für jene Bürger war, die in den Regionen patrouillierten, wo das Haus ans Nichts angrenzte, nicht nur im Großen Labyrinth, sondern auch in anderen Gebieten. »Darf ich meine Meldung machen, Oberst?«
    »Jawohl, tut das, Krähe«, erteilte Nage seine Zustimmung. Er griff unter seinen Kürass und förderte eine Taschenuhr zu Tage, die er mit einer Hand aufschnappen ließ. »Wir haben noch vierzig Minuten.«
    Krähe stand weiterhin stramm und sprach zu einem Punkt knapp oberhalb von Nages Kopf, als ob dort eine unsichtbare Zuhörerschaft säße.
    »Am siebzehnten dieses Monats verließ ich das Haus durch die Ausfallpforte des Klartors mit vier Feldwebeln und sechs gewöhnlichen Grenzern. Die Sichter zeigten für die Gegend ein sehr niedriges Niveau an freiem Nichts an, und das eigentliche Nichts lag in mindestens vierzehn Meilen Entfernung, gemessen bei Vakanzuntergang. Wir konnten sie nicht sehen, auch sonst nicht viel, denn unmittelbar vor dem Klartor war alles von einem äußerst ungewöhnlichen Dunstschleier eingehüllt.
    Wir marschierten direkt hinein und stellten fest, dass er durch unbekannte Mittel erzeugt wurde, die vermutlich zauberischer Natur waren. Er quoll aus bronzenen Schloten hervor, die auf eine Meile verteilt gegenüber dem Klartor standen.
    Als wir weiter durch den Nebel vordrangen, entdeckten wir, dass sich eine riesige, grasbewachsene Ebene aus dem Nichts geformt hatte, durch die ganz in der Nähe ein breiter Fluss strömte. Auf der anderen Seite des Flusses standen Tausende von Zelten, alle von einheitlicher Farbe und in Hunderterreihen angeordnet; am Kopf jeder Reihe war ein Banner in den Boden gepflanzt. Das war etwas völlig anderes als das normale, primitive Nichtlingscamp, zumal jenseits der Zelte ein Truppenübungsplatz mit festgetrampeltem Untergrund lag, auf dem eine Streitmacht von schätzungsweise zwei- bis dreihunderttausend Nichtlingen in Gefechtsformation exerzierte.
    Exerzierte, Sir! Wir gingen näher heran, und durch mein Perspektiv konnte ich erkennen, dass die Nichtlinge nicht nur Uniformen trugen, sondern auch mit bemerkenswert regelmäßigen körperlichen Attributen ausgestattet waren und nur kleinere Unregelmäßigkeiten der Gestalt aufwiesen, etwa das ein oder andere Tentakel oder einen verlängerten Kiefer.
    In diesem Augenblick löste eine Nichtlingwache, die im Gras verborgen gewesen war, Alarm aus. Ich muss zugeben, dass wir sowohl von der Anwesenheit einer Wache als auch von der schnellen Reaktion auf deren Warnruf überrascht wurden; eine versteckte Streitmacht tauchte sofort an den Flussufern auf. Wir wurden bis ans Klartor verfolgt, und es gelang uns nur um Haaresbreite, wieder durch die Ausfallpforte zu kommen, ohne Verluste zu erleiden.
    Ende der Meldung, Sir!«
    Nage starrte ihn an, als könne er nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Schließlich blinzelte er ein paarmal und fand die Sprache wieder.
    »Das ist äußerst beunruhigend! Und die Sachlage ändert sich dadurch offensichtlich. Wir können nicht alle vier Tore öffnen, wenn ein solches Heer von Nichtlingen angriffsbereit davorliegt!«
    »Beabsichtigt Ihr, direkte Befehle von Sir Donnerstag zu missachten?«, erkundigte sich Pravuil lässig. Er ließ sein Offiziersstöckchen auf der Innenseite der linken Hand auftippen; kleine, violette Funken krochen aus dem Stab und verteilten sich

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