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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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für mich bereit«, antwortete Pravuil. Er klopfte auf die Ephemeride, die er in einem Segeltuchbeutel an der Hüfte verstaut hatte. »Und sechs Meilen weiter ist eine Platte, mit der ich bei Einbruch der Abenddämmerung die Hälfte der Strecke bis zur Zitadelle zurücklegen werde.«
    »Dann geht jetzt«, sagte Nage und gab sich keine Mühe, seine Verachtung für einen Offizier zu verbergen, der einer dicht bevorstehenden Schlacht aus dem Weg ging. Er wartete, bis Pravuil sein Büro verlassen hatte, dann bellte er Leutnant Krähe und der Ordonnanz, die den Raum wieder betreten hatte, eine Reihe von Befehlen zu.
    »Krähe! Sammelt Eure Männer und verlasst sofort die Feste! Ihr werdet den Feind stören und in Scharmützel verwickeln, sobald er das Goldtor passiert. Lockt sie auf diese wildreichen Platten, weg von der Feste. Habt Ihr Kommunikationsfiguren für irgendjemand außerhalb der Festung?«
    »Ich habe nur meinen unmittelbaren Vorgesetzten, Hauptmann Ferouk. Er ist in der Weißen Burg, nicht im GHQ.«
    Nage wühlte in seiner Schreibtischschublade und reichte ihm zwei Bleisoldaten, einen in leuchtend scharlachroter Uniform und einen in dezentem Blau. Die rote Figur trug einen hohen, mit Federn geschmückten Hut, die blaue eine flache Ledermütze.
    »Freunde von mir. Oberst Repton vom Regiment und Major Scaratt von der Artillerie. Beide sind im GHQ und können Euch vielleicht helfen, wenn die Dinge so schlecht laufen, wie ich befürchte. Nun setzt Euch in Marsch!«
    Krähe salutierte, machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. Sogleich trat die Ordonnanz vor. Sie trug eine Trompete bei sich, ein Bronzeinstrument, das mindestens vier Fuß lang war.
    »Blast Alarm«, sagte Nage. »Und Offiziersversammlung.«
    Der Soldat hob die Trompete an die Lippen und richtete sie auf die Wand. Seine Backen blähten sich auf, und er stieß in das Instrument, doch kein Ton entrang sich dem Schallstück. Stattdessen drang ein klarer Schall von außen ins Zimmer und hallte in allen Teilen der Feste, ganz gleich wie weit sie entfernt lagen.
    Der Trompeter blies zweimal zwei verschiedene Signale. Als der letzte Ton verklungen war, senkte er sein Instrument und nahm Habtachtstellung ein.
    »Wie lange dienen wir jetzt schon zusammen, Hopell?«, fragte Nage.
    »Achttausendvierhundertsechsundzwanzig Jahre, Sir«, antwortete Hopell. »Das ist die Zeit in der Legion, die Rekrutenschule nicht mitgerechnet.«
    »Wie viele aus unserer Rekrutenklasse leben noch?«
    »Alle bis auf sechs, glaube ich. Ropresh hat sich letzten Endes wieder von dieser Nichtswunde erholt, er zählt also nicht. Nur leichter Dienst natürlich, mit dem weggeschmolzenen Bein –«
    »Glaubt Ihr, dass wir ebenso gut kämpfen werden, wenn wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, den Tod zu finden, viel größer ist als sonst?«
    »Was meint Ihr damit, Sir?«, fragte Hopell. »Wir sind Legionäre der Glorreichen Armee des Hauses. Wir sind darauf vorbereitet zu sterben, wenn es sein muss.«
    »Sind wir das?« In Nages Stimme schwang wenig Zuversicht mit. »Wir sind darauf vorbereitet, verwundet zu werden, sicher, aber nur wenige sterben – und wir siegen immer. Ich fürchte, das wird sich bald ändern. Wenn die vier Tore sich öffnen, wird es eine Schlacht um die Feste geben, und zum ersten Mal werden wir gegen organisierte, disziplinierte Nichtlinge kämpfen. Gegen Nichtlinge, die offenbar von jemandem mit Verstand geführt werden.«
    »Wir sind Legionäre«, wiederholte Hopell unerschütterlich. »Wir werden bis zum Ende kämpfen.«
    »Ja«, meinte Nage, »das werden wir. Aber es wird vielleicht kein Ende sein, das uns gefällt.«
    Auf dem Gang hörte man die schweren Schritte von einem Dutzend Offizieren, die das Trompetensignal zum Oberst gerufen hatte.
    »Lasst meine Zweifel unerwähnt«, sagte Nage hastig. »Es war nur ein Moment der Unsicherheit, mehr nicht. Wir werden kämpfen und wir werden siegen. Die Nichtlinge werden vor der Feste untergehen und von unserer Glorreichen Armee sonst wo im Großen Labyrinth geschlagen werden.«
    »Jawohl, Sir!«, rief Hopell. Er salutierte, als die Offiziere in Nages Büro marschiert kamen.
    »Stellt Euch um mich«, forderte Nage sie auf. »Wir haben nicht viel Zeit, und wir müssen eine Verteidigung auf die Beine stellen. Ich habe den bestätigten Befehl, alle vier Tore zu öffnen – ja, alle vier Tore. Kurz darauf wird die Feste, wie ich erwarte, von mehreren Hunderttausend Nichtlingen organisiert angegriffen werden. Wir

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