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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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sich in der Nähe berieten. Helios ordnete sie unwillkürlich anhand der Helmbüsche nach Rang ein, denn alle trugen Legionärsuniform. Vier Leutnants, ein Major und sogar ein Oberst. Helios war beeindruckt. Er hatte schon Leutnants gesehen, aber noch keinen höheren Rang.
    »Mir ist gerade etwas eingefallen«, flüsterte Fred ihm zu, als sie in der Mitte der vordersten Reihe zum Stehen kamen. »Über Pfeiferkinder.«
    »Was denn?«, flüsterte Helios zurück. Der Feind war jetzt nur noch fünfhundert Meter weit weg und rückte mit gleichmäßigem Marschschritt vor. Er führte eine ganze Menge großer Basstrommeln mit sich, um den Takt zu halten, und ihr dumpf dröhnender Rhythmus wurde etwa alle zehn Schritte durch ein Geräusch untermalt, das sich wie das Fauchen eines Tieres anstatt wie ein Schlachtruf anhörte.
    Der Gegner war auch viel zahlreicher, als Helios zuerst gedacht hatte, wenigstens viele Hundert. Nicht, dass er sie zählte; er hatte nur den Eindruck, dass es fürchterlich viele waren, die sehr schnell näher kamen.
    »Wir stecken Verletzungen nicht so leicht weg wie Bürger«, antwortete Fred. »Will sagen, wenn uns der Kopf abgeschlagen wird, dann war’s das für uns. Und auch unsere Arme und Beine werden wahrscheinlich nicht mehr nachwachsen.«
    »Ruhe im Glied!«, schrie Feldwebel Helve. Er schritt langsam die vorderste Reihe ab und würdigte den anstürmenden Feind keines Blickes. »Dies wird genau wie eine Übung vonstattengehen! Die Feinde sind Nichtlinge. Sie sind uns unterlegen! Wir sind die Armee der Architektin! Der Architektin! Lasst es mich hören: Der Architektin!«
    »Der Architektin!«, dröhnte es aus den Kehlen von sechshundert Bürgern. Es klang unglaublich kraftvoll und zuversichtlich, und Helios begann, sich ein wenig besser zu fühlen, ungeachtet dessen, was Fred ihm gerade erzählt hatte.
    »Wir werden nicht zurückweichen!«, rief Feldwebel Helve. »Sieg der Architektin!«
    »Sieg der Architektin!«, antwortete es donnernd. Helios bemerkte, dass Feldwebel Helve seine Rufe zeitlich so abstimmte, dass die Antwort der Bürger mit dem fauchenden Geräusch ihrer Feinde zusammenfiel und sogar das Schlagen ihrer Trommeln übertönte.
    »Oberst Huwiti wird euch in den Plan einweihen!«, rief Feldwebel Helve. »Denkt immer daran, euren Kameraden zur Seite zu stehen! Denkt an eure Ausbildung!«
    Oberst Huwiti schlenderte vor die vier Rekrutenreihen, die sich über den gesamten Exerzierplatz verteilten. Er grüßte lässig Feldwebel Helve, der den Gruß mit absoluter Präzision erwiderte. Keiner der beiden schien sich auch nur im Entferntesten der Tatsache bewusst zu sein, dass eine dicht gedrängte, schwarze Masse humanoider Nichtlinge in dunkel lackierten Rüstungen mit langen, funkensprühenden Speeren geradewegs auf sie zugestampft kam und nur noch dreihundert Meter entfernt war.
    »Die Sache wird sehr einfach«, sagte der Oberst mit ruhiger, aber weit tragender Stimme. »Erste Reihe, wenn ihr bitte so nett wäret, eure Schilde zu verhaken, eure Energiespeere in den Boden zu pflanzen und die Schwerter zu ziehen. Zweite Reihe, bereitet eure Energiespeere zum Wurf vor. Auf das Kommando ›werfen‹ werdet ihr werfen und euch dann nach hinten zurückziehen. Währenddessen wird die dritte Reihe nach vorn marschieren und auf Befehl werfen. Jede Reihe, die hinten ankommt, wird wieder umdrehen und die Schwerter ziehen. Befolgt die Befehle eurer Feldwebel und Korporale, und alles wird gut werden.«
    »Jawohl, Sir!«, brüllte Helve, die Art von Jawohl, Sir‹, die alle anderen bewog, ihre Lungen zu leeren, indem sie ebenfalls »Jawohl, Sir!« schrien.
    »Ich komme mir ein bisschen klein vor«, murmelte Fred, während er seinen Schild mit den Nachbarschilden verhakte und das Ende seines Energiespeers in den Boden rammte.
    »Mir geht’s genauso«, pflichtete Helios ihm bei. Die beiden waren mindestens dreißig Zentimeter kleiner als die Bürger rechts und links von ihnen, und selbst wenn sie ihre Schilde hochhielten, knickte die Reihe bei ihnen plötzlich nach unten ab.
    Sie konnten schon spüren, wie der Boden unter den dröhnenden Schritten ihrer Feinde erbebte, und hörten das Fauchen und Knistern ihrer Waffen, das dem Klang der blitzgeladenen Krummsäbel glich, der bevorzugten Waffe der Horde.
    »Ihr zwei Pfeiferkinder, sofort zurück mit euch in die vierte Reihe!«, befahl eine barsche Stimme vor ihnen.
    Helios gehorchte auf der Stelle, hakte seinen Schild aus und machte auf dem Absatz

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