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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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echten Offiziers, der sich weit weg im GHQ aufhielt.
    »Oberst Repton!«
    »Hallo, Krähe! Ein weiterer inoffizieller Bericht?«
    »Jawohl, Sir! Ich werde Hauptmann Ferouk Meldung machen, aber es wird seine Zeit brauchen, bis diese Neuigkeit ihn auf dem Dienstweg erreicht, also dachte ich, Ihr solltet sie besser sofort erfahren und versuchen, Sir Donnerstag direkt zu übermitteln –«
    Der kleine Modelloberst verzog das Gesicht, als er das hörte, bedeutete Krähe jedoch mit einem Nicken, fortzufahren.
    »Wir haben eine bedeutende Nichtlingkolonne auf Platte 72/899 ausgemacht, die einen enormen Wagen eskortiert. Er wird von über zweihundert Unpferden gezogen. Auf dem Wagen befindet sich ein zwanzig Meter langes Objekt von drei Meter Durchmesser, welches an einem Ende spitz zuläuft und aus Nichts angefertigt zu sein scheint, obwohl seine Form beständig ist. Ich kann es nur als gigantischen Stachel beschreiben, Sir. Die Sache ist die, dass die Platte bei Sonnenuntergang zum Planquadrat fünfhundert/fünfhundert wandern wird, und ich –«
    »Habt Ihr fünfhundert/fünfhundert gesagt?« Oberst Repton klang alarmiert. »Würdet Ihr diesen Stachel als offensichtlich magisch bezeichnen?«
    »Jawohl, Sir!«
    Die Figurine erbleichte sichtlich.
    »Ich muss sofort Sir Donnerstag informieren! Wünscht mir Glück, Krähe!«
    Die Figur erstarrte und wurde wieder zu Blei.
    »Sollte besser uns Glück wünschen«, bemerkte der Feldwebel, während er Krähe das Glas zurückgab und seinen Bogen aufhob. »Da bewegen sich drei weitere Trupps auf uns zu. Sie werden definitiv angreifen.«

Kapitel Vierzehn
     
     
    »Ich glaube, ich habe mich gerade an etwas erinnert«, sagte Fred. »Von meiner früheren Arbeit. Und zwar wie ich die Goldblättchen getrennt habe!«
    »Das ist gut«, freute sich sein Freund Helios Grün. »Mir ist noch nicht besonders viel wieder eingefallen. Ich träume zwar, und wenn ich aufwache, ist es noch irgendwo schemenhaft im Hinterkopf, aber dann mache ich die Augen auf, und es ist verschwunden.«
    »Es wird zurückkommen«, machte Fred ihm Mut. »Normalerweise tut es das. Das Meiste jedenfalls.«
    Helios runzelte die Stirn. »Es ist nur so, dass ich dieses Gefühl habe, ich sollte mich lieber schnell erinnern. Als ob es da etwas wirklich Wichtiges gibt, was ich tun muss.«
    »Es wird zurückkommen«, versicherte ihm Fred noch einmal. »So wichtig kann es sowieso nicht sein, wenn wir für den Rest des Jahres hier festsitzen. Von den übrigen neunundneunzigjahren Dienst gar nicht zu reden.«
    »Du wolltest General werden«, sagte Helios plötzlich. »Ich erinnere mich, dass du mir das einmal erzählt hast.«

»Habe ich das?«, wunderte sich Fred. »Tatsächlich? Hmmm. Gar kein so übler Gedanke.«
    Es war jetzt sechs Wochen her, seit man Helios und Fred zwischen den Ohren gewaschen hatte. Später an jenem Tag waren sie auf ihren Betten aufgewacht, jeder mit einem Zettel an der Uniformjacke. Darauf stand ihr Name und sonst nichts. Nach dem ersten Erwachen hatten sie nicht einmal lesen können, aber glücklicherweise hatten sich ihre Schreibund Lesefähigkeiten schnell wieder eingefunden, zusammen mit verschiedenen anderen und einigem Grundwissen.
    Aber nur sehr wenige Einzelheiten aus ihrem früheren Leben waren zurückgekehrt. Sie hatten ihre Notizbücher gefunden, doch die waren keine große Hilfe gewesen. Fred hatte erfahren, was seine Lieblingsfarbe war und wie er seinen Tee bevorzugte, aber Helios fand seine eigenen Notizen äußerst rätselhaft. Nach der Lektüre hatte er das Gefühl, dass Helios wahrscheinlich nicht sein richtiger Name war, aber er hatte keine Ahnung, wie er tatsächlich hieß. Oder was die Namen der Treuhänder zu bedeuten hatten.
    Helios konnte sich nicht einmal erinnern, dass er früher Tintenbefüller gewesen war. Fred wusste schon wieder recht viel über sein Leben als Zivilist im Mittleren Haus; Helios’ Leben war dagegen ein großes Geheimnis. Egal wie er es versuchte, er konnte einfach keine Erinnerungen heraufbeschwören. Manchmal hatte er das Gefühl, als ob eine wichtige Einzelheit am Rande seines Gedächtnisses balancierte, aber wann immer er danach griff, stürzte sie ins Leere. Es war fast wie eine körperliche Qual, ein dumpfer Schmerz über ein verlorenes Leben.
    Fred versicherte ihm zwar, dass ihm mit der Zeit zumindest einiges wieder einfallen würde, aber das war nur ein schwacher Trost. Wenn die Rekruten des Zuges in der spärlichen Freizeit, die ihnen blieb,

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