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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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auswendig gelernt.
    »Vielleicht sollten wir Feldwebel Helve informieren«, meinte Helios nachdenklich. Er drehte sich um, um zur Schreibstube zu marschieren, und nahm stattdessen ruckartig Haltung an. Feldwebel Helve stand genau vor ihm und starrte in die Wüste. Er keuchte, was Helios und Fred überraschte; sie hatten Helve noch nie außer Atem erlebt.
    »In Bereitschaft!«, schrie Helve in einer Lautstärke, die sie ebenfalls noch nie erlebt hatten, obwohl sie schon Zeuge wahrhaft gewaltiger stimmlicher Auftritte ihres Vorgesetzten gewesen waren, wenn sie wieder einmal ihre Messingteile unzureichend poliert oder ihre Gürtel unzulänglich geweißt hatten. »Sämtliche Rekruten, Legionsmontur, Barbarenschwerter und Energiespeere, im Schnellschritt! Das ist keine Übung! Wir werden angegriffen!«
    »Wer sind die?«, fragte Fred, während er und Helios zur Kaserne sprinteten, ohne von irgendeinem Uffz zurechtgewiesen zu werden. Eine Flut von Korporalen und Feldwebeln kam ihnen entgegen, aber sie schienen heute andere Sorgen zu haben, als kleinliche Verstöße wie Rennen statt Marschieren zu rügen. »Können keine Nichtlinge sein.«
    »Wieso nicht?«, wollte Helios wissen, als sie in die Kaserne stürzten und zu ihren Spinden spurteten.
    »Der Haufen da draußen war organisiert. Diszipliniert. Uniformen und Standarten und alle die gleichen Waffen und so weiter«, erklärte Fred ein paar Augenblicke später. »Hier, hilfst du mir bitte, das festzuschnallen?«
    Helios zurrte die Lederschnüre an Freds mehrteiliger Rüstung fest und stand still, während Fred den Gefallen erwiderte. Sie gürteten ihre Barbarenschwerter, deren Klingen rotierten, wenn man das Heft drehte, legten ihre rechteckigen Schilde an und nahmen die Energiespeere in die Hand. Die langen Metallspitzen begannen sofort zu leuchten, und schwarze Rauchfetzen wanden sich zur Decke. So manches Dach und so manches Kameraden Uniform waren schon von Rekruten mit Energiespeeren in Brand gesetzt worden.
    »Was sollen wir tun, Helios?«, fragte Florimel. Sie und der Rest der Gruppe wurden gerade mit ihren Vorbereitungen fertig. Obwohl offiziell kein Gruppenführer ernannt worden war und sowohl Helve als auch Axtraus versichert hatten, dass dies nie geschehen werde, weil keiner der Rekruten dafür gut genug sei, pflegten alle auf Helios zu blicken in der Erwartung, dass er ihnen ihre Befehle erklärte oder sagte, was zu tun war. Falls Helios aus irgendeinem Grund nicht zur Verfügung stand, wurde Fred als sein Stellvertreter angesehen.
    Helios fragte sich, ob das mit seiner Vergangenheit zusammenhing. Er hatte eine leise Ahnung, dass er eine Autoritätsperson gewesen war, was für ein Kind des Pfeifers vielleicht ungewöhnlich, aber nicht beispiellos war.
    »Wir werden angegriffen«, erklärte er. »Deswegen werden wir hier antreten und hinausmarschieren und einfach unsere Befehle befolgen. Dann wird schon alles gut werden. Hat jeder alles? Theoderich! Wo ist dein Barbarenschwert? Geh es holen und komm uns nach. Alle anderen, angetreten! Links um, im Gleichschritt, marsch! Links … links … links, rechts, links!«
    Sie marschierten gerade aus der Kaserne, als ihnen ein keuchender Korporal Axtraus begegnete. Er war nicht in voller Legionärsmontur, sondern hatte einfach seinen Hut gegen den erstbesten Helm eingetauscht und sich in einen Brustharnisch geworfen; eine zahnradgetriebene Streitaxt ersetzte das Barbarenschwert. Aber er wirkte recht besonnen, als er rasch neben der Reihe der Rekruten in Schritt fiel.
    »Gut gemacht, Rekrut Grün. Wir sammeln uns auf dem Exerzierplatz. Rekrut Rannifer, du marschierst zu dieser Lücke links von Zug Zwei. Wir werden uns dort formieren.«
    Rannifer war der größte von ihnen, um Haaresbreite größer als Florimel, daher musste er immer den Orientierungspunkt abgeben, hinter dem sich die anderen formierten und der infolgedessen immer der Erste im Glied war, wenn die Übrigen paarweise marschierten wie jetzt. Das war nicht besonders klug eingerichtet, denn Rannifer war leichter aus dem Konzept zu bringen als die meisten.
    Dieses Mal marschierte Axtraus sehr dicht bei Rannifer, um Fehler zu verhindern, und außerdem schneller als gewöhnlich, wenn auch nicht im Eilschritt, wie Helios auffiel. Vermutlich wollte er nicht panisch erscheinen.
    Alle anderen Rekrutenzüge marschierten ebenfalls auf den Exerzierplatz. Einige hatten sich bereits formiert; ihre Feldwebel schrien und brüllten. Es waren sogar höhere Offiziere da, die

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