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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Selbstverständlich befolgte ich diesen Befehl. Und bis ich etwas anderes von Lord Sonntag oder seinem Stellvertreter höre, hat er für mich Gültigkeit.«
    Er legte eine Pause ein und nahm eine Zahnradaxt von der Wand. Arthur spannte die Muskeln an und bereitete sich darauf vor, seinerseits eine Waffe zu ergreifen, um sich zu verteidigen, aber Sir Donnerstag machte keine Anstalten anzugreifen. Er begann, den Stiel der Axt vor und zurück zu biegen, als ob er aus Gummi und nicht aus schwerkraftverdichtetem Stahl bestünde. Der Rädermechanismus der Waffe kreischte protestierend auf, da er mit dem Stiel verbogen wurde, und das Schwungrad an dessen Ende kam schmorend zum Stillstand; um Sir Donnerstags Arme waberte Rauch.
    »Ich habe diesen Befehl zehntausend Jahre lang befolgt«, meinte Sir Donnerstag zähneknirschend. »Obwohl das Vermächtnis beständig zu entkommen sucht und sich fortwährend beschwert und Ränke schmiedet und ich nie … ruhen kann!«
    Die Axt zerbrach, die Federn zischten durchs Arbeitszimmer und prallten von den Wänden ab. Arthur duckte sich instinktiv, nahm aber sofort wieder Haltung an.
    »Ich kann niemals ruhen, denn wenn ich ruhe, könnte das Vermächtnis entkommen«, fuhr Sir Donnerstag fort. »Das macht mich ein wenig reizbar. Doch ich habe meine Befehle. Ihr seht also, Leutnant, dass ich das Vermächtnis nicht freilassen und Euch den Schlüssel nicht geben werde, bis ich den direkten Befehl dazu erhalte. Was ich, wenngleich ich nicht sehr viel mit dem Oberen Haus kommuniziere, für extrem unwahrscheinlich halte.«
    Sir Donnerstag wischte sich die letzten Reste pulverisierten Metalls von den Händen, ging steifbeinig zu Arthur hin und beugte sich dicht zu ihm hinunter.
    »Ihr mögt Pläne haben, Arthur, das Vermächtnis selbst zu befreien. Aber hier seid Ihr nicht Arthur Penhaligon, Herrscher des Unteren Hauses, der Fernen Weiten und der Grenzsee. Hier seid Ihr ein Offizier meiner Armee, und ich befehle Euch, nichts zu unternehmen, um das Vermächtnis zu befreien. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Arthur.
    »Im aktiven Dienst Befehle zu missachten wird als Meuterei angesehen«, sagte Sir Donnerstag. »Auf die die Todesstrafe steht. Versteht Ihr auch das?«
    »Jawohl, Sir!«
    »Dann ist dies erledigt, wenigstens für die Dauer Eures Militärdienstes.« Sein Mund zog sich auf einer Seite nach oben; vermutlich hielt er das für ein Grinsen. »In neunundneunzig Jahren kann viel passieren, Herr … Grün.«
    »Jawohl, Sir!«, sagte Arthur und dachte: Wohl eher in den nächsten vierundzwanzig Stunden. Du wirst schon dafür sorgen, dass ich dieses Himmelfahrtskommando nicht überlebe.
    »Ihr solltet Euch am besten dem Stoßtrupp zugesellen und Euch vorbereiten«, meinte Sir Donnerstag. »Wir werden die Unwahrscheinliche Treppe in achtzehn Minuten betreten. Weggetreten!«
    Arthur grüßte und machte eine Kehrtwendung. Aber als er sich auf dem Absatz herumdrehte, hörte er, wie eine schwache Stimme durch seinen Verstand zu ihm sprach. Sie war leise, doch sehr deutlich, und er erkannte den Tonfall. Allen Teilen des Vermächtnisses war diese Art von monomaner Direktheit eigen, sogar in geistiger Rede.
    Arthur, ich bin hier, an den Schlüssel gefesselt. Ich kann mich selbst befreien, wenn Sir Donnerstags Macht und Aufmerksamkeit genügend abgelenkt werden.
    Arthur ließ sich nichts anmerken. Er marschierte weiter, während sein Verstand mit vielen Plänen, Ängsten und Vorstellungen jonglierte, die er ohne Unterlass fallen ließ, wieder aufgriff und in seinem Kopf hin und her warf.
    Um das Gespräch zu belauschten und in seinem Verstand sprechen zu können, musste das Vermächtnis bei ihnen im Zimmer sein. Da es an den Schlüssel gefesselt war, musste dieser ebenfalls hier sein. Aber Sir Donnerstag führte keine sichtbare Waffe mit sich. Er trug eine Gefreitenuniform, aber ohne Patronentasche oder Franzmann, worin er etwas hätte aufbewahren können.
    Aber da war doch dieses Abzeichen, dachte Arthur. Dieses merkwürdig übergroße Abzeichen an seinem Barett. Ein Schwert mit einer Schlange am Heft …

Kapitel Dreiundzwanzig
     
     
    Arthur stellte fest, dass ein Feldwebel auf ihn wartete. Es war ein merkwürdiges Gefühl, von ihm gegrüßt statt angeschrien zu werden, aber es war auf angenehme Art merkwürdig. Arthur glaubte, dass er sich schnell daran gewöhnen würde, Offizier zu sein. Der Feldwebel führte ihn eine Wendeltreppe hinab zu einer riesigen Waffenkammer, für die man

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