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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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gescherzt hatte; pflichtschuldiges Gelächter lief durch die Reihen. Arthur lächelte ebenfalls, ein bisschen verspätet, doch das Lächeln gefror ihm im Gesicht, als auch Susi Haltung annahm und die Hand hob.
    Nicht, Susi!, dachte Arthur. Frag ihn nichts, was ihn sauer macht!
    »Sir – dieser Stachel. Ist er aus Nichts gemacht? Aus viel Nichts?«
    »Ja«, antwortete Sir Donnerstag. »Ich glaube, ich habe das bereits erwähnt.«
    Sag nichts mehr! Da. Arthur hinter dem Treuhänder stand, zog er rasch mit der Hand einen imaginären Reißverschluss zwischen seinen Lippen zu und verwandelte die Bewegung in ein eigentümliches Nasekratzen, als er den Blick des RHFs bemerkte.
    Klugerweise – und vielleicht zum ersten Mal, seit Arthur sie kannte – hielt Susi den Mund.
    »Noch weitere Fragen?«, erkundigte sich Sir Donnerstag. In seiner Stimme schwang eine kaum unterdrückte Drohung mit. Er wollte keine weiteren Fragen mehr. Er wollte sofortigen, bedingungslosen Gehorsam.
    Arthur lief ein Schauder über den Rücken. Er würde Sir Donnerstag keine schlechte Nachricht überbringen wollen. Genau genommen würde er ihm überhaupt keine Nachricht überbringen wollen, denn es war unmöglich vorherzusagen, wie der Treuhänder reagierte.
    Es gab keine weiteren Fragen mehr.
    »Hauptfeldwebel McLameth, weitermachen!«, bellte Sir Donnerstag. »Leutnant Grün, folgt mir!«
    Arthur sah zu Susi hinüber. Sie rollte ein paarmal mit den Augen, aber er hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Fred hingegen bedachte ihn mit einem Lächeln, als der RHF nicht hinsah. Es war das Lächeln von jemandem, der sich über den Erfolg eines Freundes freut.
    Ich hoffe, Fred wird nicht getötet, dachte Arthur, während er hinter Sir Donnerstag her marschierte. Er weiß gar nicht, auf was er sich da einlässt, mit seinem Traum, General zu werden. In dieser Schlacht waren wir noch vor dem Schlimmsten geschützt, und es war trotzdem noch entsetzlich -
    »Marschall Mittags Arbeitszimmer«, sagte Sir Donnerstag und öffnete die Tür.
    Mittags Arbeitszimmer war überraschend klein, nur zehn Meter lang und fünfzehn breit. Für Arthur sah es allerdings mehr wie ein Arsenal aus, denn jede Wand war mit Waffen geschmückt. Dazwischen hingen hier und da ein Gemälde oder ein Kupferstich mit kriegerischen Szenen, lauter Scharmützel und Schlachten mit Nichtlingen. Auf allen stand derselbe rothaarige, lässig-elegante Bürger im Mittelpunkt, der, wie Arthur vermutete, Donnerstags Mittag sein musste.
    In der Mitte des Zimmers stand auf drei Säulenfüßen ein großer Mahagoni-Schreibtisch. Die Tischplatte war leer bis auf einen Marschallstab mit Gold- und Elfenbeinintarsien genau in der Mitte.
    »Es gibt einige Angelegenheiten, die wir bereden müssen, Leutnant Grün«, meinte Sir Donnerstag. »Oder vielleicht sollte ich lieber sagen, Leutnant Penhaligon?«
    »Das ist mein richtiger Name, Sir«, erwiderte Arthur. Er stand stramm, aber sein Blick huschte zur Wand. Wenn Sir Donnerstag ihn angriffe, würde er da hinspringen, das Barbarenschwert aus der Halterung reißen und …
    »Es lag nicht in meiner Absicht, Euch einzuziehen«, fuhr Sir Donnerstag fort. »Tatsächlich habe ich erst davon erfahren, als der Rekrutierungsoffizier auf dem Dienstweg Meldung gemacht hat. Natürlich hätte er direkt zu mir kommen sollen. Er ist jetzt wieder Gefreiter.«
    Nachdem ich die Möbeldemolierung miterlebt habe, kann ich gut verstehen, warum er nicht direkt zu dir gegangen ist. Ich wette, niemand tut das, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
    »Sobald Ihr eingezogen und einer meiner Soldaten geworden wart, war ich in der Wahl meiner Mittel gegen Euch eingeschränkt«, sprach Sir Donnerstag weiter. Er begann im Zimmer auf und ab zu gehen, ohne Arthur aus den Augen zu lassen. »Aber dann wurde mir bewusst, dass Ihr ähnlich eingeschränkt seid, was die Befreiung des Vermächtnisses und die Beanspruchung des Vierten Schlüssels angeht. Ihr seht, Arthur, wir befinden uns in einer eigenartigen Lage.
    Ich bin Soldat. Und obschon ich die Glorreiche Armee des Hauses kommandiere, bin ich nicht der oberste Befehlshaber. Die Architektin war das, und als sie verschwand, überzeugte man mich, dass Lord Sonntag die geeignete Autorität habe, dieses Amt zu bekleiden, und dass Erhabene Samstag die passende Stellvertreterin sei. Samstag übermittelte mir Sonntags Befehl, einen Teil des Vermächtnisses zu nehmen, ihn zu verstecken und das Amt eines Schlüsselverwalters anzunehmen.

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