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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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weitere Tuche kritisch an.
    »Ein Sack Salz, und für jede von euch einen schönen Kamm«, sagte er wieder und warf einen durchaus charmanten Blick auf Inga und Almut.
    »Zwei Säcke Salz und für jede von uns einen schönen Kamm«, antwortete Inga.
    »Ha!«, rief er nur. »Na, dann zwei Säcke Salz, zwei Kämme, und zusätzlich lade ich euch noch auf ein Bier in die Taverne ein. Das müsst ihr mir gönnen. Nicht alle Tage trifft man auf solch schönes Weibsvolk.«
    »Das können wir nicht machen«, antwortete Inga streng.
    »Dann eben nur ein Sack, zwei Kämme und kein Bier.«
    Inga dachte nach.
    »Ein anderes Angebot bekommt ihr nicht«, sagte er, noch ehe sie wieder zu sprechen anfing.
    »In Ordnung.« Sie war einverstanden, und da der Friese durch den erhaltenen Korb ein wenig in seiner männlichen Eitelkeit gekränkt war, war es besser für sie, in den Handel einzuwilligen, bevor er es sich vollkommen anders überlegte. Ein Sack Salz war fast mehr, als sie erwartet hatte, und in dieser Gegend war es schier unmöglich, an dieses wichtige und wertvolle Gut zu kommen, ohne dessen Hilfe man Fleisch und Fisch, wollte man es nicht räuchern, kaum länger als zwei Tage aufbewahren konnte.
    »Ah, und noch etwas«, wandte sich Inga im Gehen noch einmal an den Kaufmann, »wann legt dein Schiff wieder ab?«
    »Morgen, in der Früh. Warum willst du das wissen?«
    »Nach Norden?«
    »Es lohnt nicht, sich den Weserfluss weiter stromaufwärts zu quälen. Außerdem teilt er sich nach einiger Zeit in zwei enge
Arme auf, da ist kaum ein Weiterkommen. Deshalb geht es morgen, vollbeladen mit neuer Ware, wieder in den Norden. So ist es.«
    »Dann wünsche ich eine gute Reise, Kaufmann.«
    »Und euch einen sicheren Heimweg, gute Frauen.«
    Mit dem erstandenen Sack, der mehr einem Säckchen gleichkam, und zwei wahrlich schönen Kämmen, aus Horn geschnitzt und mit bunten Steinen verziert, machten sie sich bereits zur achten Stunde auf den Rückweg. Noch vor dem Abendessen würden sie den Hilgerschen Hof wieder erreicht haben.
     
    »Schau, Inga, hinter uns geht ein Mönch.«
    Sie hatten gerade die letzte Hütte des Flecken Huxori hinter sich gelassen, als Almut Inga auf eine Gestalt aufmerksam machte, die nur wenige Schritte hinter ihnen den schmalen Weg entlangging.
    Auch das noch, dachte Inga, und ihr Herz begann unvermittelt zu rasen. Unwillkürlich beschleunigte sie ihren Schritt.
    »Ist er noch weit entfernt?«, fragte sie das Mädchen, denn selbst wollte sie sich nicht noch einmal umsehen.
    »Er kommt immer näher, rennt sogar und winkt.« Almut war belustigt.
    Dann kann es nicht Bruder Agius sein, vermutete Inga und drehte sich um. Und tatsächlich: Bruder Melchior kam mit langen Schritten auf sie zugelaufen und hatte sie bereits eingeholt. »Gott grüße euch, gute Frauen«, rief er fröhlich.
    Und auch Inga und Almut begrüßten ihn freundlich, denn diesen Gottesmann als Wegbegleiter zu haben, war ein angenehmer Zeitvertreib. Seinem gestrengen Mitbruder jedoch wollte Inga lieber gar nicht mehr begegnen.
    »Was hat euch nach Huxori verschlagen?«, wollte Melchior wissen.
    »Die Friesen. Ich dürfte es dir nicht sagen, lieber Gottesmann,
aber wir haben hier Tuche gegen Salz getauscht«, antwortete Inga heiter.
    »So, so. Und warum dürfte ich das nicht wissen?«
    »Na, damit ich dir nicht jedes zehnte Tuch schenken muss.«
    Melchior lachte laut auf.
    »Nun, das ist wahrlich ein großer Verlust. Und ich wüsste da sogar den einen oder anderen Bruder unseres Klosters, der liebend gern bunte Tuche tragen würde. Wäre es ihm erlaubt.«
    »Und was treibt dich immer wieder zurück ins Kloster? Es ist ein langer Weg, und du scheinst ihn häufig zu gehen, Bruder Melchior«, wollte Inga wissen.
    »Bericht erstatten müssen wir. Wöchentlich, denn es ist ungewöhnlich für Mönche, die nach der Regel des heiligen Benedikt leben, die schützenden Mauern ihres Klosters zu verlassen. Zu viele Gefahren lauern in der Welt hier draußen.«
    »Geht ihr denn bald zurück ins Kloster?«
    »Sicherlich. Es muss zuvor noch ein Priester gefunden werden, der sich in einem der umliegenden Orte niederlässt. Doch bislang herrscht hier, im Lande der Sachsen, ein Mangel an guten Geistlichen. Die Ausbildung ist schwierig, und die Anforderungen an das Leben eines Seelsorgers sind groß. So lange muss Bruder Agius das Amt des Priesters bekleiden, auch wenn es ihm nicht behagt.«
    »Wieso hat er dann diese Aufgabe übernommen, wenn sie ihm nicht behagt?«,

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