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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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geworden sei. In eine Priesterin verwandelt. Er habe sich nichts mehr gewünscht, als dass Amy seine Heldin werden sollte. Eine Priesterin. Selber eine Priesterin. Aber dazu musste man Macht wollen. Man musste die Macht lieben. Und Amy. Sie müsse das wollen. Sie müsse das richtig und wahrhaftig wollen. Sonst sei sie dann ja doch nur eine Provinzprinzessin, die sich nichts zutraue. Das mit der Macht. Da müsse man sicher sein. In sich sicher. Das wäre lernbar. Das könnte erlernt werden. Amy habe ja Anstalten gemacht. Willen dazu gezeigt. Die Geschichte in Kötzting da. Mit ihrem Spielbuben. Wie hieß der. Da hätte sie doch grandios reagiert. Danach wäre allerdings nichts mehr gekommen. Warum denn. Aber. Gregory beugte sich über den Tisch. Er griff nach ihrer Hand. Legte seine Hand über ihre. Sie würden das schon meistern. Managen. Sie beide. Gemeinsam. Er drückte ihre Hand und ließ los. Setzte sich auf die Bank zurück. Stocherte in seinen Zähnen. Er könne sich doch nicht so getäuscht haben.
    Sie starrte auf ihren Teller. Sie schaute zu, wie der Teller weggezogen wurde. Der Platzteller. Wie ihre Brotbrösel mit einem silbernen Tischbesen weggekehrt wurden.
    Gregory legte seinen Zahnstocher auf das Silbertellerchen zurück. Gregory richtete sich auf und deutete dem maitre d’ vorne, dass er die Rechnung haben wolle. Sie beugte sich vor und nahm den Zahnstocher. Vorsichtig. Nur an den Enden. Sie nestelte ein Papiertaschentuch aus ihrer Tasche. Legte den Zahnstocher darauf. Wickelte ihn in das Papiertaschentuch. Dann nahm sie ihre Stoffserviette. Sie wickelte den Zahnstocher im Papiertaschentuch in die Stoffserviette. Steckte das Bündel in ihre Tasche. Gregory starrte sie an. Sie schaute zurück. Prüfend. Sie konnte fühlen, wie sie ihn prüfend ansah. Gregory wollte gerade nach ihrer Tasche greifen. Er war aufgesprungen und griff über den Tisch nach ihrer Tasche. Sie hielt die Tasche an sich gedrückt. Marina kam zurück. Der maitre d’ mit ihr. Sie redeten miteinander. Marina setzte sich.
    Eine Stoffserviette käme noch auf die Rechnung, sagte sie zum maitre d’ gewandt. Der schaute erstaunt. Dann schüttelte er den Kopf und legte das Lederetui mit der Rechnung auf den Tisch. Gregory steckte eine Kreditkarte hinein. Der Mann nahm das Etui und ging. Marina saß am Rand der Bank. Sie sah müde aus. Tiefe Ringe unter den Augen. Ihr Alter offenkundig. Es sei noch heißer draußen. Sie hätte in die Bar gehen können, aber sie genieße es, wie ein Dieb draußen zu stehen und zu rauchen. Sie hätte die nettesten Kontakte gemacht. So. In ihrem Alter ein outcast zu sein. Und. Sie wandte sich an Gregory. Er könne als Double von Strauss-Kahn auftreten.
    Amalia, wandte Marina sich an sie. Was solle jetzt geschehen. Ein für alle Mal. Ganz einfach, antwortete sie. Sie käme jetzt mit ihr mit. Sie führen jetzt zu Marina, Wellington Square. Ein Taxi bekäme man ja vor dem Hotel. Sie schaute Gregory an. Sie zwang sich, Gregory anzuschauen. Der strich sich über die Stirn. Sie stand auf und schaute ihn an. Sie konnte im Augenwinkel sehen, wie Marina zwischen ihnen beiden hin- und herschaute. Wie sie sich nicht auskannte. Gregorys Wut. Sie nahm ihre Tasche unter den rechten Arm. Klemmte die Tasche da fest. Sie bot Marina den linken Arm. Sie solle kommen. Sie sollten jetzt gehen. Marina schaute noch einmal zu Gregory. Dann nahm sie den angebotenen Arm. Sie gingen. Sie ließ Marina vor sich gehen. Schob die alte Frau zwischen den Tischen durch. Sie zwang sich, nicht zu laufen zu beginnen. Presste die Tasche an sich. Marina ging vor ihr. Kopfschüttelnd. Sie war verwirrt. Sie drehte sich einmal zu ihr zurück. Sie lächelte sie beruhigend an und schob sie weiter. Marina konnte es nicht begreifen, dass sie am Ziel war. Konnte es nicht glauben. Aber wie sollte sie ihr das erklären. Wie sollte sie ihr den Zusammenhang klarmachen. Zwischen dem kleinen Mädchen aus dieser Tschernobyldokumentation. Wegen Japan zeigten alle Fernsehstationen Tschernobyldokus. Damit man wusste, was auf einen zukam. Und wie sie im kleinen Gemeinschaftsraum sitzend. Am Rand von Nottingham. Ferngesehen. Wie dieses kleine Mädchen in der Nähe von Tschernobyl. Wie das auf die Kinderschwester in dem Kinderheim zulief und es erst beim Hochheben zu sehen war. Das kleine Mädchen hatte keine Beine. Die Füße waren an den Hüften angewachsen. Es waren Flossen. Entenbeinchen. Die Kinderschwester hob das Kind in die Höhe, und unter dem Nachthemdchen

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