Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
waren sämtliche Wunden verheilt und innerhalb einer Woche krabbelte das Tier ohne Mühe durch die Landschaft und suchte sich selbst seine Nahrung. Sehr viel später befragte Finlay einen Reptilienexperten, ob das möglich sei und dieser zeigte sich verwundert und meinte, es sei äußerst ungewöhnlich. Normalerweise würde es Wochen und Monate dauern, eine schwer kranke Schildkröte ohne die richtige Nahrung und ohne die passenden Medikamente aufzupäppeln.
»Und das ist dir ja nicht nur mit der Schildkröte passiert. Du selbst bist nie krank gewesen. Und erinnere dich daran, als dein Pflegevater einen Herzinfarkt hatte. Den hat er ja nicht nur gut verkraftet, sondern die Folgen des Herzinfarktes sind sogar zurückgegangen. Ebenso deine Schafe. Sie sind alle äußerst gesund .«
Colton schüttelte den Kopf. Er mochte den neuerlichen Schlenker im Gespräch nicht.
»Also kanntest du meinen Vater nicht und auch nicht meine Mutter. Was ist mit diesen Wesen, diesen Dämonen? Woher kommen die und was wollen sie ?«
»Dazu kann ich dir tatsächlich recht wenig sagen. Ich bin Sicherheitsberater und schon lange nicht mehr an der vordersten Front. Es gibt eine internationale Vereinigung, ein Zusammenschluss von staatlichen Behörden, die solche Wesen bekämpfen …«, an dieser Stelle machte Colton ein unmutige Geräusch - das war nun eine doch hollywoodmäßige Erklärung, »… und ich denke es ist jetzt wirklich Zeit, dass wir uns Hilfe holen.«
»Von einer … Eingreiftruppe ?« , spöttelte Colton.
»Das ist nicht witzig. Wenn meine Befürchtungen richtig sind, könnte dies eine Art Invasion sein .«
»Und Melissa?«
»Melissa wird es gut gehen. Da bin ich mir relativ sicher .«
»Bisher sind alle Menschen, die entführt wurden, verschwunden. Warum sollte es Melissa anders gehen ?«
»Weil sie so etwas ähnliches ist wie du, ein Halbwesen. Nur ist ihr Vater kein Engel gewesen, sondern ein Dämon. Deshalb könnt ihr euch wahrscheinlich auch nicht berühren, ohne Hass zu empfinden .«
Diese Information beunruhigte Colton nun tatsächlich sehr. Sie fügte einige der Puzzleteile perfekt zusammen. Sie würde erklären, warum er immer wieder ein ähnliches Gefühl bei Melissa hatte, wie bei den Dämonen und warum sie ihm den Eindruck machte, nach und nach auf die Seite der Dämonen zu wandern. Auf der anderen Seite wollte er dem Ganzen auch nicht glauben. Denn das würde ja heißen, dass Melissa und er nie eine Chance haben würden. Colton wollte es sich nicht wirklich eingestehen. Er hatte auch zu wenig Erfahrung damit. Aber seine Fantasien mit Melissa waren eindeutig sexuell. Er hatte sich Hals über Kopf verknallt.
»Ich werde dann mal die nötigen Telefonate machen .« , sagte Finlay und stand auf. »Du ruhst dich bitte weiterhin aus. Wir werden dich dringend brauchen und dann solltest du wieder gesund sein .«
Kapitel 5
Er war wohl eine Zeit lang weggedöst. Als Colton aufwachte, stand die Sonne hoch am Himmel. In Finlays gemütlichem Wohnzimmer herrschte ein angenehmes Schattenlicht. Jemand hatte ihm das Hemd ausgezogen. Auf seiner Bauchwunde lag ein Verband, der mit einer gelblichen Flüssigkeit getränkt schien. In sie mischte sich ein grünlicher Schimmer. Als Colton den Verband leicht anhob, waberte immer noch ein bläulicher Glanz an den Stellen seines Bauches, an dem ihn das Schwert getroffen hatte. Die Wunde selbst hatte sich vollkommen geschlossen. Nur eine große, deutliche Narbe zeugte noch von ihr. Und die Haut an diesen Stellen war frisch rosa.
Der Hirte bewegte vorsichtig seine Schulter, auf der ein eben solcher Verband lag. Sie schmerzte nicht mehr.
Colton kann die ganze Sache wie ein Traum vor. Was hatte Finlay gesagt? Er war ein Halbengel? Das konnte und wollte er nicht glauben. Und doch: es sprach so vieles dafür, dass er sein ganzes Weltbild ändern musste. Diese entsetzlichen Dämonen! Sie widersprachen allem, was er bisher erfahren hatte. Sie widersprachen den ruhigen Tagen mit seiner Herde auf der Weide. Sie widersprachen den langen, kalten Wintern, die er hauptsächlich mit Lesen verbrachte. Und sie widersprachen dem angenehmen Gefühl, das sich in seinem Bauch ausbreitete, wenn er an Melissa dachte.
Draußen fuhr ein Wagen vor. Er hörte die Stimme Finlays. Eine andere Stimme antwortete, eine männliche, die aber wesentlich heller klang und darin mischte sich dann auch noch eine dritte.
Colton richtete sich auf. Er suchte sein Hemd, fand es aber nicht und beschloss, mit
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