Die-Schnaeppchenjaegerin
Oder irgendein anderes Buch?«
Schweigen. Dann sage ich reichlich beschämt:
»Nein.«
»Verstehe«, sagt der Mann schmallippig. »Tja, so Leid es mir tut, aber dann werde ich die Angelegenheit wohl der Geschäftsführerin übergeben müssen. Sie sehen ja wohl selbst ein, dass wir dieses Buch nun nicht mehr verkaufen können und daher einen Verlust erlitten haben. Wenn Sie mir bitte folgen würden, dann können Sie der Geschäftsführerin erklären, was genau Sie gerade gemacht haben, als der Schadensfall eintrat...«
Meint der das ernst? Will er mir nicht einfach freundlich sagen, dass es nicht so schlimm ist, und mich fragen, ob ich schon eine Kundenkarte habe? Mein Herz fängt panisch an zu pochen. Was soll ich denn jetzt tun? Meine neue Enthaltsamkeit verbietet es mir, das Buch zu kaufen. Aber mit der Geschäftsführerin will ich auch nicht sprechen.
»Lynn?« Der Mann ruft eine Verkäuferin in der Schreibwarenabteilung. »Könntest du bitte eben Glenys für mich anpiepsen?«
Er meint es tatsächlich ernst. Und er sieht so aus, als wenn er ausgesprochen zufrieden mit sich wäre, so, als hätte er einen Ladendieb gefasst. Kann man jemanden strafrechtlich verfolgen dafür, dass er Kugelschreiberstriche in Bücher macht? Vielleicht zählt das als Vandalismus. Oh, Gott. Mein polizeiliches Führungszeugnis!
»Hören Sie, ich kaufe es, okay?«, sage ich ganz außer Atem. »Ich kaufe das blöde Buch.« Ich reiße es dem Mann aus der Hand und renne förmlich zu der Kasse am Ausgang. Mein Herz pocht immer noch wie wild.
An der Kasse neben mir steht die Frau mit dem blauen Mantel. Ich ducke mich, damit sie mich nicht sieht. Aber sie entdeckt mich trotzdem und ruft begeistert:
»Ich habe mich an Ihren Rat gehalten! Jetzt habe ich etwas ausgesucht, dass ihr ganz bestimmt gefallen wird!«
»Oh, gut«, antworte ich und reiche der Kassiererin mein Kochbuch.
»Es heißt Rough Guide: Indien«, sagt die alte Frau und hält das dicke blaue Taschenbuch hoch. »Haben Sie schon davon gehört?«
»Oh«, sage ich. »Äh, ja, aber -«
»Vierundzwanzig neunundneunzig, bitte«, sagt die Kassiererin zu mir.
Wie bitte? Ungläubig sehe ich sie an. Fünfundzwanzig Pfund für ein paar Rezepte? Warum habe ich mir nicht ein richtig nettes Taschenbuch ausgesucht? Mist. Verdammter Mist. Nur mit größtem Widerwillen hole ich meine Kreditkarte hervor und reiche sie ihr. Nett einkaufen ist eine Sache - gegen seinen Willen dazu gezwungen werden, etwas zu kaufen, eine andere. Ich meine, für die fünfundzwanzig Pfund hätte ich mir doch lieber schöne Unterwäsche gekauft!
Andererseits - fällt mir ein, als ich den Laden verlasse -bringt mir das ganz schön viele Bonuspunkte auf meiner Clubkarte ein. Bonuspunkte im Wert von... fünfzig Pence! Und außerdem kann ich jetzt massenweise köstliche, exotische Currygerichte selber machen und viel Geld sparen, weil ich das Essen nicht mehr fertig beim Inder hole. Ich sollte dieses Buch wirklich als eine Investition betrachten.
Ich will ja nicht angeben - aber mal abgesehen von diesem einen Zwischenfall schlage ich mich die nächsten zwei Tage wirklich wacker. Ich kaufe nur eine schöne Thermoskanne, in der ich meinen eigenen Kaffee mit ins Büro nehmen kann. (Und frische Kaffeebohnen und eine elektrische Kaffeemühle - ich will mir doch nicht mit ekligem Instant-Kaffee die Laune verderben!) Und ein paar Blumen und eine Flasche Sekt für Suzes Geburtstag.
Aber das ist auch erlaubt! David E. Barton schreibt nämlich, dass man seine Freunde gar nicht genug wertschätzen kann. Er schreibt, der schlichte Akt des Brotbrechens mit seinen Freunden ist einer der ältesten und wichtigsten Aspekte im Leben eines Menschen. »Hören Sie nicht auf, Ihren Freunden Geschenke zu machen«, schreibt er. »Es muss ja nichts Extravagantes sein - seien Sie kreativ und machen Sie so viel wie möglich selbst.«
Also habe ich Suze eine normale Flasche Sekt statt einer Magnumflasche gekauft. Und statt teure Croissants in der Patisserie zu kaufen, werde ich sie selber backen. Das heißt, aus diesem Fertigteig, den es im Kühlregal gibt.
Abends gehen wir mit Suzes Cousine Fenella und ihrem Cousin Tarquin im Terrazza essen - das könnte ein teurer Abend werden. Aber das ist erlaubt, weil das nämlich unter »Brotbrechen mit Freunden« fällt. (Nur ist das Brot bei 2errazza Focaccia mit sonnengetrockneten Tomaten und kostet £4,50 pro Korb...)
Fenella und Tarquin kommen um sechs Uhr, und sobald Suze sie sieht, fängt
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