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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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Gelehrten auf vielerlei Wegen hinaus. Einige trödelten gemächlichen Schrittes und sprachen dabei mit anderen Kollegen über Proteine, während andere zielgerichtet auf den Tisch mit den Kohlehydraten zusteuerten. Wieder andere hatten schon ihre Laptops aus den Taschen gezogen und suchten ein ruhiges Eckchen mit gutem WLAN-Empfang, um nach ihrer Post zu sehen und sich davon zu überzeugen, dass die Welt sich während ihrer Abwesenheit weiterdrehte. Die einen früher, die anderen später, fanden sie doch irgendwann alle die Gelegenheit, um an den Tischen vorbeizukommen und sich das Papptellerchen vollzuladen, wie es ihr gutes Recht war, während Massimo und Aldo einschenkten, anboten und warteten.
    »Jedenfalls bist du nicht der Einzige mit flinken Fingern hier drin«, sagte Massimo irgendwann.
    »Wie?«
    »Diese Deutschen hier vorne, der mit dem weißen Hemd und der mit dem Bürstenschnitt, unterhalten sich gerade darüber, dass heute Morgen während der Kaffeepause ein Computer gestohlen worden ist.«
    »Ah, sehr anständig, diese Wissenschaftler.«
    »Ist ja nicht gesagt. Könnte jeder gewesen sein. Vielleicht irgendwer vom Hotel.«
    »Du hast recht«, sagte Aldo. »Es könnte jeder gewesen sein. Auch dein Freund.«
    »Mein Freund?«
    »Ja, der, der keine alten Leute leiden kann«, sagte Aldo augenzwinkernd.
    Massimo folgte seinem Blick. Nicht weit von ihnen entfernt plauderte A.C.J. Snijders in aller Ruhe mit ein paar jungen Leuten und nippte dabei an einem Glas Mineralwasser.
    »Das scheint mir auf Gegenseitigkeit zu beruhen«, gab Massimo zurück, während er mit wachsender Frustration zusah, wie sich die Reihen der Schnittchen auf den Tabletts nach und nach, aber unaufhaltsam lichteten. Besonders der Stockfischtartar, auf den Massimo so scharf war und der ihm, seit er auf dem Tisch erschienen war, das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, schien zu den Gefragtesten zu gehören, und es bestand schon jetzt kaum noch Hoffnung, dass auch nur ein kleines Stückchen davon der Aufmerksamkeit der Kongressteilnehmer entgehen könnte.
    »Aber egal ...«, sagte Aldo, nachdem er einem Franzosen mittleren Alters, der sich über und über mit Kaffee bekleckert hatte, ein Tuch gereicht hatte. »Abgesehen von allem anderen sollte man doch auch ein Mindestmaß an Selbstrespekt zeigen. Sag du mir, ob ein Universitätsprofessor so unter die Leute gehen sollte. Der sieht doch aus, als käme er direkt aus sardischer Geiselhaft.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst. Es spielt doch überhaupt keine Rolle, wie sich jemand anzieht«, sagte Massimo, nachdem er noch einen Blick auf Snijders geworfen hatte, der in der Tat weniger danach aussah, als habe er sich seine Kleidung freiwillig ausgesucht, sondern vielmehr als sei er von seinen eigenen Kleidungsstücken überfallen worden. »Es ist doch das Hirn, worauf es ankommt. Außerdem kann von mir aus einer auch mit blau angemaltem Hintern herumlaufen, solange er niemandem was zuleide tut.«
    »Sprich nicht so laut. Am Ende nimmt dich noch einer beim Wort. Aber ich sehe diesen großen Japaner gar nicht.«
    »Hm. Ich glaube, er hat sich nicht gut gefühlt.«
    »Wie?«
    »Ein paar von den Typen hier drüben haben vorhin darüber geredet, dass ein gewisser Asahara sich direkt nach der Mittagspause verletzt hat, in seinem Zimmer. Er ist über einen Teppich gestolpert und hat sich an einer Kommode den Kopf gestoßen. Deshalb glaube ich, dass der alte Japaner, über den der Typ heute geredet hat, Asahara heißt. Jedenfallls ist es nichts Schlimmes. Er hat sich nur leicht verletzt und ist zum Nähen in die Notaufnahme gebracht worden.«
    »Armer Mann. Tut mir leid«, sagte Aldo in einem Ton, der verstehen ließ, dass ihn persönlich alle Asaharas der Welt kaum weniger interessieren könnten.
    »Mir auch«, antwortete Massimo aufrichtig, während er resigniert beobachtete, wie eine weibliche Hand sich zum Tablett ausstreckte und das letzte Scheibchen Brot mit Stockfischtartar packte. Er folgte dem Scheibchen auf dem langen Weg in den Mund der Eigentümerin und wurde immerhin dadurch entschädigt, dass dieser Mund einem wirklich hübschen Mädchen gehörte. Ja, sogar einem sehr schönen. Blonde Haare, blaue lang gezogene Augen, geschwungene Augenbrauen. Elegant, aber nicht abweisend. Wahrscheinlich hatte sie auch ein schönes Lächeln, doch das konnte Massimo nur vermuten angesichts der Tatsache, dass die Blonde sich gerade das Brötchen einverleibt hatte und jetzt energisch kaute, aber so eine

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