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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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»worum geht’s?«
    »Wenn du mal einmal pünktlich kämst«, sagte Del Tacca. »Eine Stunde warten wir schon auf dich.«
    »Entschuldige. Ich wusste ja nicht, dass es als Arbeit gilt, in die Bar zu gehen.«
    »Du nicht«, grinste Ampelio, »aber Pilade hier, der hat bei der Gemeindeverwaltung gearbeitet.«
    »Na, jedenfalls hab ich einen guten Grund dafür, zu spät zu kommen«, fuhr Aldo fort. »Ich musste meinen Bürgerpflichten nachkommen und meine Dienste der Gesellschaft zur Verfügung stellen, wie es die Behörden von mir verlangt haben. Wie übrigens auch von unserem hochgeschätzten Barista, der mich jetzt so böse anschaut. Ist Rimediotti noch gar nicht hier?«
    Neuigkeiten, sagten die Gesichter der Opis. Frische Neuigkeiten im Anmarsch. Wenn einer so unschuldig fragt, ob jemand noch nicht da ist, dann heißt das, dass er etwas zu erzählen hat, was ein größtmögliches Publikum verdient.
    »Na ja. Massimo, stellst du mir einen Kaffee hin?«
    »Nein, ich stelle dir eine Frage«, sagte Massimo, der inzwischen die Spülmaschine angeschaltet hatte und nun die Cornetti im Nebenraum in den Ofen schob. »Sollten wir nicht vermeiden, das herumzuerzählen?«
    Aldo musterte Massimo einen Augenblick, dann beugte er sich über den Tresen, um das Päckchen Zigaretten des Barista an sich zu nehmen.
    »Massimo, ich habe schon mit zehn Jahren kapiert, dass ich, um gut zu leben, lieber nicht auf meinen Papa und meine Mama höre. Mit dreißig hab ich nicht auf meine Frau gehört, um das Leben weiter zu genießen. Ab sechzig habe dann ich angefangen, auch den Arzt zu ignorieren. Sollte ich da, deiner Meinung nach, mit zweiundsiebzig anfangen, das zu tun, was Fusco mir sagt? Ich klau dir eine Zigarette, meine sind ein bisschen nass geworden.«
    Fusco, wiederholten Ampelio und Pilade wortlos und wechselten einen Blick. Cronaca nera . Mord und Totschlag. Verbrechen. Vielversprechend.
    »Rimediotti kommt heute sowieso nicht, wirst sehen«, ergriff Pilade das Wort, während er es sich auf seinem Stuhl gemütlich machte, »bei dem Regenwetter wird der vor Rückenschmerzen kaum gehen können.«
    Das soll heißen, wir sind vollzählig. Es besteht keine Notwendigkeit, noch auf irgendwen zu warten. Komm schon. Schieß los.
    »Also, heute Morgen, als ich noch geschlafen hab, klingelt das Telefon. Ich geh dran, und ein überaus freundliches Stimmchen fragt mich, ob ich aufs Kommissariat kommen kann. Und warum?, frag ich. Er will es mir erst sagen, wenn ich da bin, antwortet er mir. Muss ich sofort kommen, oder kann ich noch warten, bis die Tiere die Arche verlassen?, frag ich ihn. Es wäre eine dringende Angelegenheit, folglich wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sofort kämen, antwortet mir das höfliche Stimmchen. Ach, Tiziana, bitte, Massimo will mir keinen Espresso machen, machst du mir einen?«
    »Sofort«, antwortete Tiziana, ging zur Espressomaschine und fing an, eilig herumzuhantieren, um so wenig wie möglich zu verpassen.
    »Also zieh ich mir die Regenhaut an und geh ins Kommissariat. Und da werd ich von einem geschniegelten Bürschlein in Uniform in Empfang genommen, das mir sagt: ›Wenn Sie sich bitte setzen würden, der Dottore konferiert noch mit einer anderen Person bezüglich der fraglichen Sache.‹ Gut, setz ich mich also hin. Nach einer Weile geht die Tür zum Büro des Kommissars auf, und wer kommt raus?«
    »Na, wer soll da schon rausgekommen sein? Massimo«, sagt Tiziana, während sie Aldo seinen Espresso einschenkt und ihm den Höhepunkt seiner kleinen Geschichte raubt.
    »He, was hat er jetzt ...«, wunderte sich Pilade. »He, Tiziana, dann hast du das vorhin ernst gemeint?«
    »Als ich gesagt habe, dass er im Kommissariat ist? Meine Güte! Natürlich hab ich das ernst gemeint.«
    »Ja, woher soll ich denn das wissen? Ich dachte, du machst einen Witz.«
    »Wie auch immer«, übernahm Aldo erneut die Leitung des Gesprächs und fuhr fort, »ich sehe Massimo und zähle eins und eins zusammen. Warum sollte er Massimo und mich zusammen einbestellen? Weil wir beide mit dem Catering des Kongresses zu tun haben. Und folglich ist irgendetwas beim Kongress passiert.«
    »Ich glaub’s nicht! Der tote Japaner!«, platzte Ampelio heraus. »Haben sie den ermordet?«
    »Ampelio, der Japaner ist tot, weil er über einen Teppich gestolpert ist und sich den Kopf angeschlagen hat«, beruhigte ihn Pilade mit gespielter Autorität. »Erklär mir mal, wie ihn da hätte wer umbringen sollen. Sich als Teppich verkleiden und

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