Die Schnelligkeit der Schnecke
eine Aufenthaltspflicht zu verhängen oder sie in Untersuchungshaft zu nehmen. Folglich muss ich, nachdem die Vernehmungen durchgeführt worden sind, feststellen, was geschehen ist, und, wenn es wirklich ein Verbrechen war, einen Verantwortlichen ausmachen und eine Verhaftung vornehmen.«
Fusco verlangsamte das Getrommel mit dem Stift und blickte zu den beiden Akademikern hinüber, dann sprach er weiter: »Sehen wir der Wahrheit ins Auge, Signori. Angesichts dieser Lage und der Zeit habe ich kaum eine Chance, herauszufinden, was geschehen ist, und ich habe nicht die geringste Hoffnung darauf, jemanden verhaften zu können. Worum ich mich bemühe, ist, offen gestanden, die Dinge bestmöglich abzuwickeln. Keine groben Fehler zu machen. Nicht aus formalen Gründen kritisiert oder zurechtgewiesen zu werden, weil, ich wiederhole, ich im Grunde kein Resultat versprechen kann. Im Gegenteil. Ich kann Ihnen sogar versichern, dass wir nicht die geringste Chance haben, zu einem Ergebnis zu kommen, wer auch immer es gewesen ist.«
Fusco legte den Bleistift hin und blickte Massimo an. Na gut, jetzt bin ich also dran. Ich denke, ich habe verstanden, aber hören wir erst einmal zu.
»Jetzt zu uns. Wie ich schon sagte, die Zeit ist knapp, und ich muss Entscheidungen treffen. Ich müsste, theoretisch, zweihundertsechsundzwanzig Personen vernehmen. Von denen die allermeisten kein Italienisch sprechen. Weshalb ich Dolmetscher benötige. Ich habe das Kommissariat Pisa um Hilfe gebeten, das hat mir einen Korb gegeben. Ich habe in Florenz nachgefragt, und die wollen mir vielleicht morgen jemanden schicken. Das reicht nicht. Ich brauche Hilfe von außen, und ich kann mich nicht an die Teilnehmer des Kongresses wenden, da diese, prinzipiell, alle mögliche Verdächtige sind. Folglich, Signor Viviani, brauche ich Sie als Dolmetscher für die erste Hälfte der Vernehmungen. Sind Sie einverstanden?«
Gut, ich hatte verstanden. Habe ich eine Alternative? Und, was viel wichtiger ist, habe ich etwas anderes zu tun?
»Sicher, ich bin einverstanden.«
»Gut. Wie ich erklärt habe, müssten wir Entscheidungen treffen. Darüber hinaus ...«
»Entschuldigen Sie, Signor Commissario«, warf Signora Ricciardi ein, in deren Stimme Massimo die Sekretärin wiedererkannte, die ihn in dem Monat vor dem Kongress etwa sechsmal am Tag angerufen, seinen Seelenfrieden untergraben und den Preis von allem Möglichen gedrückt hatte, »aber da ist noch etwas, was Sie mir erklären müssen. Der hier anwesende Signor Viviani«, sie zeigte mit dem Daumen auf ihn, während ihre Stimme immer säuerlicher wurde, »hat ebenfalls auf dem Kongress gearbeitet, als Mitarbeiter der Coffeebreaks. Warum ist er nicht verdächtig? Nichts gegen ihn persönlich, Gott bewahre, ich möchte es nur wissen.«
»Signor Viviani kennt meines Wissens weder das Opfer noch irgendeinen anderen der beim Kongress Anwesenden«, antwortete Fusco mit geduldiger Miene. »Darüber hinaus hat Signor Viviani in einer zurückliegenden Ermittlung bereits unter Beweis gestellt, dass er den Ordnungskräften überaus hilfreich und dass seine Fähigkeit zur Beobachtung überaus wertvoll sein kann.«
Ha, nimm das, du Hexe! Erst behandelt er mich höflich, und dann verteidigt er mich auch noch. Der ist eine Wucht heute, der Fusco.
»Gut. Jetzt ...«, unterbrach Fusco und drückte auf den Knopf der Sprechanlage.
»Zu Befehl«, psalmodierte Agente Galan.
»Galan, wir sind beinahe so weit, dass wir anfangen können. Wenn sie den Professor hinausbegleitet haben, warten Sie bitte fünf Minuten, bevor sie den ersten der Einbestellten hereinbringen.« Fusco schaltete die Sprechanlage aus. »Wie ich sagte, wir haben wenig Zeit und müssen Entscheidungen treffen. Da das Opfer Japaner war, fangen wir mit den Japanern an. Es sind etwa zwanzig. Es wird notwendig sein ... warum lachen Sie?«
»Nein, nein, entschuldigen Sie«, sagte Professor Marchi, dem in der Tat ein kleines Schnauben entwischt war, das einem unterdrückten Lachen ähnelte. »Mir ist nur der Gedanke gekommen, dass Sie Probleme damit bekommen könnten, die Japaner zu vernehmen.«
»Wieso?«, fragte Fusco ebenfalls lächelnd, allerdings etwas gequält. »Werden die etwa handgreiflich?«
»Nein, um Gottes willen«, antwortete Marchi, »aber sehen Sie, einige von ihnen sind sehr betagt. Sie sprechen ein grauenvolles Englisch. Japaner sprechen ja schon im Allgemeinen kein gutes Englisch. Um die Wahrheit zu sagen, sie sprechen sogar noch
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